Zeit des Zorn
sich vor Anspannung zusammen, er hat das Gefühl, dass er
sich gleich in die Hose scheißt, dann sieht er ...
Das hölzerne Schild
»33-38«.
Ein Getränkeladen, ein
Pizzaimbiss, eine chemische Reinigung, ein Nagelstudio. Alle geschlossen.
Er parkt den Wagen schräg
auf einem eingezeichneten Parkplatz und sieht auf die Uhr. Zwei Minuten noch.
Dann wartet er, weiß,
dass sie ihn beobachten.
Chon steigt aus dem
Wasser.
Ein Ungeheuer aus der
schwarzen Lagune.
Er kommt an Land und geht
zurück dorthin, wo er den Mustang geparkt hat.
Sieht auf die Uhr.
Noch vier Minuten.
Er rast zur Spanish
Landing, wo eine Reihe von Telefonzellen wie Monumente aus der Vergangenheit
ihren Platz behaupten.
Er fingert die Vierteldollarmünzen
in den Schlitz und wählt die Nummer, die er bekommen hat. »Erledigt.«
Bens
Telefon klingelt. »Ja!«
Fahr wieder auf die
Fairview Road, sagen sie ihm.
Über zwei Ampeln, dann
links.
Zwei Straßenecken weiter,
dann rechts.
Los, wir melden uns
wieder.
Ben fährt, ein neues
Mantra in seinem aufgewühlten Hirn ...
Zwei Ampeln links, zwei
Ecken weiter, rechts.
Kurz vor der zweiten
rechts, klingelt wieder das Telefon.
»Siehst du das
Fischgeschäft?«
Ben sieht sich um ...
Das Fischgeschäft, das
...
... dann sieht er das
Schild mit dem gezeichneten Fisch, aus dessen Maul Blasen aufsteigen; in dem
Laden gibt's Tropenfische für Heimaquarien ...
»Ja, ich seh's.«
»Fahr rechts, dann noch
mal rechts in die Gasse hinter dem Laden.«
Das macht er.
Er biegt in die Gasse
ein.
»Nimm den Gang raus und
steig aus.«
»Soll ich den Motor
ausmachen?«
»Nein.«
Er tut, wie ihm geheißen,
und steigt aus dem Wagen.
Es passiert alles sehr
schnell. Ein Wagen rollt an, zwei Typen springen hinten raus. Einer von ihnen
packt Ben, schleudert ihn gegen die Hintertür des Ladens und drückt ihm eine
Pistole an die Schläfe. Der andere reißt ihm das Handy aus der Hand.
»Ein Wort, eine Bewegung,
ein Geräusch. Du stirbst schnell, das Mädchen langsam.«
Ben nickt so gut er kann
mit der fremden Hand am Hals und der Stahltür im Gesicht.
»Du nimmst unseren Wagen,
wir nehmen deinen. Wenn wir sehen, dass uns jemand folgt, wenn wir einen Cop
oder einen Hubschrauber entdecken, ist das Mädchen tot.«
Ben nickt wieder.
»Warte eine Minute, dann
fährst du nach Hause. Wir melden uns.«
Die Hand löst sich.
Er hört den Transporter
wegfahren.
Ben steigt in den Wagen,
einen Honda CR-V. Der Schlüssel steckt im Zündschloss. Eine Reisetasche steht
auf dem Beifahrersitz. Er macht sie auf und sieht Bares.
Sehr viel Bares.
Sie haben das Dope
bezahlt.
Ben fährt zurück nach Laguna.
Chon
kommt eine Stunde später. Sieht Ben an und nickt. Ben nickt zurück.
Sie setzen sich und
glotzen auf den Computerbildschirm.
Das
Handy klingelt. Lado geht dran.
O hört
ihn Spanisch sprechen. Wenn man bedenkt, wo sie lebt, sollte sie eigentlich ein
bisschen Spanisch können, aber abgesehen von ein paar Slangausdrücken und
Begriffen vom Tacoimbiss versteht sie nichts. Der hässliche Mexikaner nickt und
sagt irgendwas, das nach »verstanden, verstanden, sí, ich habe verstanden« aussieht.
Dann legt er das Handy
weg und nimmt die Kettensäge.
Verlange
nie zu wissen, wem die Stunde schlägt.
Die kleine Wasserpfeife
auf dem Computer kündigt neue E-Mails an.
Ben macht sie auf und
klickt auf den angefügten Link. Video wird geladen. Podcast.
O lebt, immer noch an denselben Holzstuhl gefesselt.
Sie lässt den Kopf hängen
und schluchzt.
Ein großer Mann in
Kapuzenshirt und mit Sonnenbrille steht mit einer Kettensäge hinter ihr, eine
Hand am Anlasser.
»Wir haben gemacht, was
ihr wolltet!«, schreit Ben.
»Halt die Klappe«, sagt
Chon ruhig.
»Wir haben gemacht, was
ihr wolltet, lasst sie gehen!«
»Jetzt, da wir alle eine
Lektion gelernt haben, sind wir bereit, unsere Beziehung auf eine neue Ebene
zu heben. Unsere Forderungen sind nicht verhandelbar. Ihr werdet euer Produkt
weiter anbauen und es uns ab sofort drei Jahre lang zu dem von uns festgelegten
Preis verkaufen. Ihr werdet außerdem gewisse Dienste für uns übernehmen, wenn
wir dies verlangen. Am Ende der Vertragslaufzeit, am Ende der drei Jahre,
betrachten wir eure Verpflichtungen als hinfällig.«
»Drei Jahre«, sagt Ben,
bevor er sich bremsen kann. »Ist zu schaffen.«
Kein
Scheiß, ist wirklich zu schaffen. Chon zum Beispiel weiß das.
Als Chon zehn war, wurde
er von den Partnern seines Vaters entführt und fast
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