Zeit des Zorn
...
... dann rammt er dem
Arschloch die Kettensäge noch ein paar Mal in den Bauch, beugt sich über ihn,
trennt ihm die Rübe ab und wirft sie O vor die Füße ... Kavalier, der
er ist ...
Chon, der immer versucht,
ehrlich zu sein, ist gar nicht sicher, ob seine Wut daher rührt, was Hernan
ihm oder was er O angetan hat. Er weiß, dass es
Letzteres sein sollte, aber wahrscheinlich ist es doch eher Ersteres, denn
letzten Endes kann man ja den Schmerz der anderen nicht spüren, sondern ihn
sich nur vorstellen.
Aber er hat eine Ahnung
davon, was sie durchmacht, weil Lauter ihnen beiden gezeigt hat, welcher Tod
ihnen bevorsteht.
Sein ohnmächtiger - er
wählt das Wort absichtlich - Zorn. Denn er weiß, dass er ihn nicht umsetzen
kann (so ein verschissenes Unwort).
Er darf nicht danach
handeln. Darf ihn nicht ausleben.
Egal, wie viel Viagra
oder Cialis er schluckt, er wird es nie schaffen, Hernan Lauter zu töten oder
auch nur nah genug an ihn heranzukommen, um es zu versuchen. Er ist ohnmächtig,
deshalb
Wird sein Zorn zum
inneren Sturm
Der sich grausam
zusammenbraut, immer stärker wird, weil er nicht ausbrechen darf
(Sturm, Wasserglas)
Was ihn natürlich
Nur noch steigert
Seinen Zorn.
Ben geht raus auf die
Terrasse.
Sagt: »Vielleicht hast du
doch recht gehabt.«
»Als die erste Drohung
kam«, sagt Chon, »hätten wir entweder gleich abhauen oder ein paar Leute um
die Ecke bringen sollen. Das wäre eine saubere Entscheidung gewesen, aber wir
haben uns davor gedrückt.«
»Jetzt ist es zu spät«,
sagt Ben.
Er fasst zusammen. Sie
haben drei Möglichkeiten:
1. Mitspielen - mit dem BK
kooperieren und hoffen, dass O drei Jahre durchhält.
2. O finden und retten -
ihren Aufenthaltsort auskundschaften und sie da rausholen.
3. Die 20 Millionen Dollar bezahlen.
Die erste Möglichkeit ist
keine. O würde das niemals so lange
durchstehen, und außerdem wird Paku früher oder später wissen wollen, wo ihr
kleines Mädchen ist, und sie vermisst melden. Polizei, FBI, das volle Programm,
und das würde O garantiert das Leben kosten.
Die zweite Möglichkeit
ist nicht überzeugend. Das BK könnte O überall versteckt halten,
praktisch überall auf der Welt. Am wahrscheinlichsten in Mexiko, und dort
können sie sie unmöglich finden, geschweige denn wie ein israelisches
Sturmkommando einfallen und sie rausholen. Jedenfalls nicht lebend.
Aber sie beschließen,
dass sie's trotzdem versuchen müssen. Ein Schritt nach dem anderen - sie
wollen versuchen, sie ausfindig zu machen, aber währenddessen ...
... gibt es noch die
letzte Möglichkeit ...
... das scheiß Geld
bezahlen.
Ja, gerne, aber so viel
Kohle haben sie nicht, jedenfalls nicht flüssig.
Sie haben Ware, die sie
unter Wert an das BK abtreten müssen.
Ben könnte sein Haus
verkaufen, aber wer kann sich heutzutage schon ein Haus im Wert von mehreren
Millionen Dollar leisten? Und Banken verleihen Geld gegen Sicherheiten, die
pumpen einem nichts, was sollte Ben als Sicherheit angeben - Dope? Tatsächlich
ist das sicherer als vieles andere heutzutage, aber trotzdem kann man damit
keinen ernsthaften Kreditantrag stellen.
(Du willst eingefrorene
Kredite auftauen?, fragt Chon. Die Schwanzlutscher, die unser Geld genommen
haben und sich jetzt weigern, es wieder rauszurücken, zwingen, die Fäuste aus
den Taschen zu ziehen? Erschießungskommandos - du lässt ein paar Bankvorstände
in der Halbzeitpause von Monday Night Football an der Mittellinie antreten,
mähst sie nieder, und die Kredite fließen wie der Whiskey auf einer irischen
Totenfeier.)
Ben hat Kohle - er hat
Konten in der Schweiz, auf den Kaimaninseln, den Cookinseln. Er hat einiges
investiert, das er flüssig machen kann. Das Problem ist nur, dass das bei den
meisten seiner Investitionen nicht geht. Green Is Green. Im Prinzip ist er eine
internationale Ein-Mann-Hilfsorganisation und lässt seinen Worten stets Taten
folgen. Darfur, Kongo, Myanmar. Deshalb kriegt er ...
... wenn er flüssig
macht, was er flüssig machen kann, 15 Millionen Dollar zusammen.
Fehlen fünf.
Um O freizukaufen.
»Kennen wir jemanden mit
so viel Geld?«, fragt Ben. »Das Baja-Kartell.«
Das Baja-Kartell hat
allerdings so viel Geld.
Wo anfangen, wo sollen
sie nur anfangen?
Ben, der sich in seiner
Art der Analyse treu geblieben ist, findet, sie sollten erst mal ihre Fehler
auflisten und überdenken.
»Maoistische
Selbstkritik«, meint Chon.
»So was in der Art«, sagt
Ben und bekennt sich
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