Zeit des Zorn
vom Highway abzweigen und hinein
in Wälder voller Weiß-Eichen.
Auf einem nicht
asphaltierten Seitenstreifen halten sie an ... Standspur ... neben einem
Stoppschild an einer Straßeneinmündung.
Chon steigt aus und
bindet ein rotes Tuch an den Türgriff der Fahrerseite, macht die Haube auf und
reißt die Batteriekabel raus. Dann steigt er wieder ein und sagt Ben, er soll
sich auf den Sitz legen und die Maske überziehen.
Ben war bei Party City in
Costa Mesa und hat sich für ein Talkshow-Thema entschieden.
Also bitte, und hier sind sie nun - Leno und Letterman -, warten drauf, ihre
Auftakt-Monologe zu halten.
Seine Hand spielt mit dem
Griff der Pistole auf seinem Schoß.
»Du benutzt sie nur«,
sagt Chon, »wenn du musst.“
» War ich nie drauf gekommen.«
»Ist auch nicht anders
als Volleyball spielen«, sagt Chon. »Konzentrieren und im Team arbeiten.«
Wenige Minuten später
hören sie einen Wagen die Straße entlangkommen.
»Bist du bereit?«, fragt
Chon.
Ben kann nicht mehr
schlucken.
Chon fühlt nichts.
Der Transporter fährt
langsam an das Stoppschild heran. Der Aufpasser auf dem Beifahrersitz sieht den
liegengebliebenen Lincoln, denkt sich aber nichts dabei, bis der Wagen
plötzlich über die leicht abschüssige Straße vor den Transporter rollt und den
Weg blockiert.
Chon ist blitzschnell
draußen.
Hat das Gewehr auf die
Fahrerseite gerichtet.
Der Mann hinterm Steuer
will den Rückwärtsgang einlegen, aber Chon zielt auf seinen Kopf, und er
überlegt es sich anders. Der Beifahrer greift nach der Pistole unter dem Sitz,
aber Ben steht mit der .22 Kaliber am Fenster und hält
direkt auf ihn drauf.
»Fallen lassen«, sagt
Ben, was er in so vielen tausend Fernsehkrimis gehört hat, dass er fast
kichern muss. Der Kerl lässt die Knarre auf den Wagenboden fallen.
Chon öffnet die Tür,
packt den Fahrer, zerrt ihn raus und runter auf die Erde, während Ben dem
Beifahrer bedeutet, ebenfalls auszusteigen. Der Beifahrer steigt aus, sieht Ben
an und sagt auf Spanisch: »Ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt. Wir
sind von den Los Treintes.«
Ben zeigt mit der Pistole
Richtung Boden, womit er sagen will, runter.
Der Beifahrer gähnt
ausführlich, um zu zeigen, dass er keine Angst hat, dann streckt er sich auf
dem Boden aus, passt auf, dass er sein weißes Hemd dabei nicht schmutzig macht.
Chon hält das Gewehr auf
den Fahrer gerichtet, während Ben in den Transporter steigt und ganz schnell
das Geld findet. Außerdem findet er das GPS beim Geld und schmeißt es weg.
Sagt: »Vanamos.«
Chon schießt zweimal, in
die Vorder- und Hinterreifen des Transporters.
Dann steigen sie in den
Lincoln und verschwinden.
»Das
war so cool!« Ben flippt voll aus.
Adrenalin high.
Endorphine springen zwischen seinen Zellwänden wie schizophrene Squashbälle hin
und her, als würde er gegen sich selbst spielen. So was hat er noch nie erlebt.
»Zähl's«,
sagt Chon. 765500 Dollar. Ein Anfang.
»Wir haben den Lincoln
gefunden«, sagt Hector zu Lado.
Lado zuckt mit den Schultern. »Wo?«
»Auf einem Parkplatz am
Bahnhof San Juan«, erwidert Hector.
»Ist zugelassen auf einen
Floyd Hendrickson. Er ist dreiundachtzig Jahre alt und hat ihn heute Morgen als
gestohlen gemeldet.«
Sie sprechen mit dem
Fahrer und dem pendejo, der auf dem Beifahrersitz saß.
Lado und Hector fahren mit den beiden auf eine große Dattelfarm draußen in der Nähe
von Indio und stecken sie in einen Schuppen, in dem Traktoren und so ein
Scheiß stehen. Die beiden sitzen auf dem sandigen Boden, lehnen an der verrosteten
Blechwand und sondern verbalen Dünnschiss ab. Quatschen immer mehr Scheiß von
wegen, die wären zu zweit gewesen, ein Gewehr und zwei Pistolen, echte Profis
...
Lado weiß längst, dass es Profis waren - sie wussten wann, wo und was und waren
außerdem schlau genug, das GPS rauszuschmeißen.
»Zwei? Seid ihr sicher?«,
fragt Lado.
Sie sind sicher.
Zwei große Kerle.
Lado findet das interessant.
Mit Masken.
»Was für Masken?«
Yankee-Moderatoren
aus dem Fernsehen. Jay Leno und ... »Letterman«, sagt der Fahrer.
Der andere hat sich die
Automarke und das Nummernschild gemerkt.
»Ist ja ein Wunder«, sagt Lado, »dass
keinem von euch beiden was passiert ist.«
Großes Glück haben sie
gehabt, das sehen sie auch so. Ja, na ja, das wird nicht so weitergehen.
Lado ist ziemlich sicher, dass die beiden die Wahrheit sagen und nichts damit zu tun
hatten.
Abgesehen davon, dass sie
blöde, faule
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