Zeit des Zorn
das eben so, denkt Ben. Wahrscheinlich trifft es sehr
viel weniger Leute, wenn sie ein Auto rammen, als wenn sie in das Haus eindringen,
in dem O festgehalten wird,
vorausgesetzt, sie finden es überhaupt. Und diese Arschgesichter? Nach allem,
was sie den drei Jungs angetan haben? Und Alex? Und O? Nach dem, was sie aus
mir gemacht haben?
Die
sollen sich ficken.
Aber bleib ehrlich. Du
hast dich selbst zu dem gemacht, der du jetzt bist.
Okay,
also fick dich selbst.
Fick sie.
Okay, aber wie ?
Das ist der wilde Westen
da draußen nördlich der Grenze, wo der Bürgerkrieg des Baja-Kartells tobt.
Für alle Lieferungen
gelten neue Vorschriften - Cash, Dope und beides.
Lados Regeln:
Drei Wagen - der Wagen
mit der Fracht, einer davor und einer dahinter. Alle Insassen bis an die Zähne
bewaffnet, Autos randvoll mit Kanonen und Typen, die damit umgehen können.
Wie soll man dagegen
ankommen?
Früher nannte man das
»Guerillakrieg«, heute nennt man's anders ... »asymmetrische Kriegführung«.
Wer sich so was einfallen
lässt, den muss man einfach mögen.
Asymmetrische
Kriegführung. Anderer Name, dieselbe Sache. Die Kleinen gegen die Großen.
Deine Stärken sind deine
Schwächen.
Je mehr man etwas
schützen will, desto angreifbarer wird es.
Das heißt:
Lado verlegt seine Verstecke aus den Vororten in ländliche Gegenden, wo er sie
besser schützen kann.
Es gibt weniger
Geldtransfers, die aber stärker bewacht werden.
Sie fahren tagsüber statt
nachts. Schön, aber
Ländlich bedeutet auch
abgeschieden.
Weniger Fahrten bedeuten
mehr Kohle pro Transaktion, und tagsüber bedeutet ...
Dass sich Chon kein
Nachtsichtzielfernrohr kaufen muss.
Und sie wissen jetzt, wo
sich die zusammengelegten Verstecke befinden, deshalb ist es nur eine Frage
der Überwachung, bis sie herausgefunden haben, wo und wann die Kohlekonvois
rollen.
Aber wissen ist das eine.
Tun das andere.
»Wir brauchen stärkere
Geschütze«, erklärt Chon Ben, nachdem er das Versteck in der Wüste
ausgekundschaftet hat. Gut, sagt Ben.
Chon fährt mit dem Mustang
runter nach Calexico, direkt an der Grenze.
Etymologisch glasklar:
California
Mexico
Calexico.
Der Name spiegelt die
Wirklichkeit. Wenn man durch die alte Innenstadt von Calexico spaziert, weiß
man nie so genau, in welchem Land man sich befindet. Die Wahrheit ist, in keinem
und beiden.
Chon sucht einen Mann
auf, den er mal kennengelernt hat. Im Umfeld der Eliteeinheiten begegnet man
einigen interessanten Leuten. Typen, die auf die Szene abfahren, möglicherweise
sogar ein bisschen zu sehr, und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen. Und
möglicherweise tummeln sich an der Grenze mehr von ihnen als anderswo,
ebenfalls aus den unterschiedlichsten Gründen.
Einige von ihnen halten
sich für Davy Crockett.
Nur dass sie sich
einbilden, Fort Alamo erfolgreich verteidigen zu können.
Wenn man sich Barney
anguckt, denkt man an keine Eliteeinheit. Man denkt an einen dicken Schlumpf
mit Glasbausteinbrille, Mundgeruch und Lungenkrebs.
Jedenfalls freut sich
Barney, Chon zu sehen.
»Was kann ich für dich tun?«
»Eine Barrett.«
Das heißt eine Barrett
Model 90. Ein Scharfschützengewehr, mit
dem man eine .5oer -Kaliber-Patrone aus einer
Meile Entfernung präzise in einem Zielobjekt versenken kann.
»Gott,
wen willst du damit erschießen?«, fragt Barney. »Flaschen«, erwidert Chon
wahrheitsgemäß. »So kenn ich dich«, sagt Barney. Ja, so ist die Welt.
Chon kauft die Barrett
und passend dazu ein iox Leupold M-Type Zielfernrohr.
O schreibt an Paku:
Liebe Mommy,
Rom
ist super. Das Kolossium ist der Hammer. Alle fahren Motorroller, und die
Männer sind wunderschön. Die Frauen auch. Und das Essen sowieso. Ich meine,
man denkt, man weiß, was Pasta ist, bis man mal da gewesen ist (mach dir keine
Sorgen, ich esse nicht zu viel). Ich vermisse dich. Wie geht's? Ophelia
Ben fährt zu Home Depot,
Radio Shack und Hobby Town USA.
Mit Chons Einkaufsliste.
Weil...
Chon
macht auf Islamist. IED.
Improvised
Explosive Devices - wenn man keine Bomber, Raketen und Drohnen hat, baut man
unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen. Platziert sie am Straßenrand
und lässt sie per Fernsteuerung hochgehen, sobald sich der Konvoi nähert.
Chon braucht drei Tage,
um sie zu bauen.
Dabei verbringt er
glückliche Stunden an dem alten Esstisch.
»Du wirst uns doch nicht
aus Versehen in die Luft jagen, oder?«, fragt Ben.
»Müsste eigentlich alles
glattgehen«, sagt Chon.
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