Zeit Des Zorns
und er war in dieser Funktion unter anderem mitverantwortlich für die Argentinien-Krise (1998–2002), die mehr als die Hälfte der dortigen Bevölkerung in die Armut stürzte. Köhler lobte die Agenda 2010 der SPD/Grüne-Bundesregierung als »historisch«, bemängelte aber, dass sie nicht weit genug ging. Er wollte noch mehr Deregulierung, Sozialabbau und Lohnsenkungen. So wird man in diesem Land Bundespräsident.
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IWF und Weltbank stützen seit jeher die US-Außenpolitik. Wo immer es um die Freundschaft mit profitablen Diktaturen geht, sind sie dabei. Überall in der Welt sabotierten sie demokratisch gewählte Regierungen sowie alle gesellschaftlichen Veränderungen, die den Abbau sozialer Ungleichheiten bedeutet hätten.
IWF und Weltbank unterstützten:
fast 30 Jahre lang den 1979 gestürzten nicaraguanischen Diktator Somoza;
die Militärjunta in Guatemala. IWF und Weltbank boykottierten die 1951 gewählte Regierung des Präsidenten Jacobo Arbenz und sagten der Militärjunta, die ihn 1954 mit Hilfe des US-Konzerns United Fruit Company (UFC), der CIA und der US-Regierung gestürzt hatte, jede erdenkliche Unterstützung zu. Arbenz war kein Sozialist, er hatte aus Guatemala einen modernen, kapitalistischen Staat machen wollen, allerdings unabhängig von der das Land beherrschenden UFC 215 ;
das autoritäre System der mexikanischen PRI (Partido Revolucionario Institucional), die 70 Jahre lang bis 2000 an der Macht war und 2012 wiedergewählt worden ist. Der gesellschaftliche Reichtum Mexikos ist überwiegend in der Hand ausländischer Investoren, fast die ganze öffentliche Daseinsvorsorge ist privatisiert,die Bevölkerung verarmt, der höchst profitable Drogenkrieg hat seit 2006 offiziell über 50 000 Menschen das Leben gekostet; 216
die Diktatur Ferdinand Marcos’ auf den Philippinen (1965– 1986). Marcos war ein enger Bündnispartner der USA im Vietnamkrieg. Auch als er für neun Jahre das Kriegsrecht ausrief, störte das Weltbank und IWF nicht. Sein immenses Vermögen legte Marcos in der Schweiz und in den USA an.
die Diktatur Haji Mohamed Suhartos in Indonesien (1966– 1998). Suharto hatte mit Unterstützung der USA die Macht ergriffen und ließ seine politischen Gegner nach Namenslisten ermorden, die er von der CIA bekam. Der Diktator veranlasste den Tod von mehr als einer Million Menschen, weil er sie verdächtigte, Kommunisten zu sein, oder weil sie die Unabhängigkeit wollten.
die Militärjunta des Generals Augusto Pinochet in Chile, der 1973 mit einem CIA-gestützten Putsch an die Macht kam. Mindestens 3 000 bis 4 000 Menschen wurden ermordet, viele sind für immer verschwunden geblieben, rund 40 000 Tote und Folteropfer zählte eine Untersuchungskommission im Jahr 2012. 217 Auch der demokratisch gewählte, marxistische Präsident Salvador Allende starb. Henry Kissinger, Nationaler Sicherheitsberater und seit 1973 Außenminister der USA, half bei der Vorbereitung von Putsch und Militärdiktatur.
die argentinische Militärdiktatur (1976–1983). Der IWF bot General Jorge Rafael Videla sofort nach Errichtung der Diktatur Hilfe an. Noch immer sind nicht alle Leichen der ermordeten Oppositionellen aus jenen Jahren gefunden. Etwa 30 000 Menschen verschwanden. Videla und seine Junta ließen oppositionelle Schwangere in Gefängnissen gebären, sie ermordeten die Mütter und gaben ihre Säuglinge an Offiziersfamilien der Junta zur Adoption. 218 Während der Fußballweltmeisterschaft 1978 konnten die Gefangenen die Jubelschreie der Fußballfans im zwei Kilometer entfernten Stadion von Buenos Aires hören, während sie in der Marineschule Esma gefoltert wurden. Die Fifa bekundete Sympathie für die Junta. Berti Vogts schwärmte vom »Land, in dem Ordnung herrscht. Ichhabe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen.« 219 Überflüssig zu erwähnen, dass trotz weltweiter Demonstrationen alle Boykottaufrufe in Deutschland scheiterten.
die Diktatur Mobutus im zentralafrikanischen Staat Kongo (1971–1997 Zaire). Der Kongo war über Jahrhunderte von den Kolonialmächten Belgien, Frankreich und auch Portugal auf das grausamste ausgebeutet worden. Der erste Ministerpräsident der Unabhängigkeit, Patrice Lumumba, wurde 1961 auf Veranlassung und mit Unterstützung der USA und Belgiens ermordet. Sein Nachfolger Mobutu Sese Seko begann einen »dreißigjährigen Krieg« gegen das eigene Volk. Er wurde 1997 gestürzt. Lumumbas dritter Nachfolger, der amtierende Joseph Kabila, ist korrupt. Die Wahlen von 2011
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