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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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nicht weg. Jeder muss schließlich einmal Urlaub machen.“
    „Es ist wegen Ian, nicht wahr?“
    „Vielleicht.“ Milla drehte eine Haarsträhne an ihrem Zeigefinger auf.
    „Aber irgendwann musst du doch mit Papa sprechen. Er hat es nicht verdient, dass du ihn in Ungewissheit lässt. Du kannst dich nicht ewig hier verstecken.“
    „Ach!“, sagte Milla herablassend.
    „ICH fahre schließlich nach Hause.“
    Sie lachte humorlos. „Weil es mit deinem David nicht so gelaufen ist, wie du es dir erhofft hast, oder? Meinst du, es ist Sam gegenüber fair, dass du dich nur deswegen mit ihm aussöhnen möchtest?“
    „Das stimmt doch überhaupt nicht“, fuhr ich sie an. „Ich musste nur etwas mit ihm klären. Deswegen wollte ich ihn wiedersehen.“
    „Was musstest du denn mit ihm klären?“
    „Darüber möchte ich nicht reden.“
    „Und ich möchte nicht mit dir über deinen Vater sprechen.“
    Paul jammerte und zerrte an seinem Gurt. Seitdem er laufen konnte, war er nicht mehr ohne weiteres dazu bereit, stundenlang in seinem Kinderwagen auszuharren. Ich kramte eine Dinkelstange aus der Wickeltasche und hoffte, ihn damit für die letzten Meter zu besänftigen.
    In angespanntem Schweigen gingen Milla und ich nebeneinander her. Unser Verhältnis hatte sich gebessert. Aber über alles reden konnten wir nicht. Verbissen kontrollierte ich noch einmal mein Handy. Immer noch keine Nachricht von Sam.
    Als wir an der Hill Bar ankamen, stand Ians Pick-up bereits vor der Tür. Daneben ein kleines rotes Auto, ein Renault Clio. Mir knurrte der Magen. Seltsam, dass man bestimmte Dinge mit Essen verbindet. Für mich gehörte der Pick-up dazu. Heute Morgen hatte Ian angekündigt, dass er Lamm mit Rosmarinkartoffeln und Speckbohnen kochen würde. Tatsächlich schlug mir beim Eintreten ein köstlicher Bratenduft entgegen. Seufzend dachte ich an meine Lieblingsjeans, eine Jeggings, die ich trotz ihres immens hohen Stretchanteils kaum noch zubekam. Aber mein Fleisch war zu schwach, um dauerhaft gegen Ians kulinarische Verlockungen anzukämpfen.
    „Ich hoffe, das Essen ist fertig!“, rief ich ihm zu, als ich den Gastraum des Pubs betrat und erstarrte.
    Sam saß an einem der Tische. Blass und müde. Vor ihm stand eine Tasse Kaffee. Reglos verharrte ich in meiner zuletzt eingenommenen Position. Eine Hand am Türrahmen, einen Fuß nach vorne gesetzt. Wahrscheinlich sah ich aus, als würde ich „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?“ spielen. Nur in Paul kam Bewegung.
    „He he“, machte er und wand sich von meinem Hüftknochen herunter. Auf seinen kurzen Beinen wackelte er unsicher auf Sam zu, warf sich gegen dessen Oberschenkel und biss hinein.
    „Paul kann ja laufen“, meinte Sam verblüfft. Dieser Satz brach das Eis.
    „Was machst du denn hier?“, fragte ich,
    „Das ist ja eine Überraschung!“, sagte Milla, während Paul immer noch begeistert krähte und über das ganze Gesicht strahlte.
    Sam stand unsicher auf und zog Paul auf seinen Arm. „Du hattest angerufen. Und da ich nicht besonders gut im Telefonieren bin, dachte ich, es wäre am besten, wenn ich vorbeikomme.“
    „Nach Irland?“
    „Hier bist du nun einmal.“
    „Aber du hattest heute Schule.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe mich krankgemeldet.“
    „Gehört das rote Auto vor der Tür zu dir?“, fragte ich nicht besonders einfallsreich.
    Sam strich Paul durch sein dichtes Haar und nickte. „Ich habe es am Flughafen gemietet.“
    „Und wie lange bist du schon hier?“ Mein Gott! Musste man Sam jede Information einzeln aus der Nase ziehen?
    „Ich bin erst vor einer Viertelstunde angekommen.“ Er hielt Paul so fest an sich gedrückt, dass dieser zu protestieren begann.
    Zum Glück erschien Ian in der Tür. „Das Abendessen ist fertig.“
    Erleichtert ging ich in die Küche, um ihm zu helfen, den Tisch zu decken. Dort zwickte ich mir erst einmal in den Arm. Wahrscheinlich träumte ich gerade. Doch der Schmerz zeigte mir, dass dies nicht der Fall war.
    Von Ians köstlichem Lammbraten brachte ich kaum einen Bissen herunter, auch die Rosmarinkartoffeln waren wie Kaugummi in meinem Mund. Ständig musste ich zu Sam hinüberschauen. Ich konnte es nicht fassen, dass er da war. Dass es für uns doch noch eine Chance geben würde. Und gleichzeitig fühlte ich mich wie taumelnd, so vieles schwebte noch ungesagt zwischen uns, ich musste mir noch über so vieles klar werden. Aber nicht jetzt! Später! Jetzt wollte ich mich erst einmal freuen, dass er da

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