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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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mir sonst nichts anderes einfiel. Dann legte ich auf.
    Benommen saß ich da. Fast schämte ich mich für meinen melodramatischen Ausbruch. Normalerweise waren mir Gefühlsausbrüche jeglicher Art verhasst und ich war schon immer der Ansicht gewesen, dass man Liebe viel besser durch Taten als durch Worte zum Ausdruck bringen konnte. Doch nun war es heraus. Ich musste abwarten und auf eine Reaktion von Sam hoffen.
    Doch die erfolgte nicht. Jedenfalls nicht bis zum Abend. Unruhig tigerte ich im Pub hin und her, starrte im Minutentakt auf das Display, kontrollierte meine E-Mails, schaute auf Facebook und auf Twitter nach, obwohl Sam bei keinem der beiden Portale angemeldet war, und nötigte schließlich sogar Milla, mich anzurufen, um herauszufinden, ob mein Gerät defekt sei.
    „Warum versuchst du es nicht auf Sams Handy, wenn du unbedingt mit ihm sprechen möchtest? Er ist nicht in eurer Wohnung, sonst würde er zurückrufen.“
    Stimmt, Sam würde zurückrufen. Selbst wenn ihm an einer Versöhnung mit mir nichts lag. Da war ich mir sicher. Und genau das war das Problem. „Es ist bereits nach zehn und morgen hat Sam Schule. Irgendwann muss er doch nach Hause kommen.“
    „Vielleicht ist er auch längst da, hat aber den Anrufbeantworter nicht abgehört.“
    „Oder er schläft bei Monika“, entgegnete ich verzweifelt. „Ich kann ihn nicht auf dem Handy anrufen. Was, wenn er bei ihr ist?“
    „Genauso gut hätte sie bei ihm sein können, als du angerufen hast.“
    „Na toll, daran habe ich noch gar nicht gedacht“, fuhr ich sie an. „Monika hat also gehört, was ich auf den AB gesprochen habe. Und deswegen ruft Sam nicht zurück. Vielleicht ist er auch schon längst ausgezogen.“
    Milla stöhnte. „Gut, ich rufe dich an, damit du endlich Ruhe gibst.“
    Sie wählte meine Nummer. Sofort vibrierte es in meiner Hand und das Display leuchtete auf. Wütend starrte ich das Handy an. Am liebsten hätte ich das blöde Ding in die Ecke geworfen.
    „Fee, du gehst jetzt unter die Dusche und ich mache dir einen Tee.“ Meine Mutter schob mich unsanft in Richtung Bad. „Und wenn sich Sam bis morgen Nachmittag noch nicht bei dir gemeldet hat, rufst du ihn auf dem Handy an. Oder ich erledige das für dich.“

    Er meldete sich nicht bei mir. Jedenfalls nicht, bis ich ins Bett ging. Mit dem Handy in der Hand lag ich da und starrte es an.
    „Jetzt klingel endlich!“, beschwor ich es, doch das Display blieb schwarz.
    Ich schlief überraschend gut und traumlos in dieser Nacht. Wahrscheinlich konnte mein Körper nicht mehr und hatte meinem rotierenden Verstand eine Zwangspause verordnet. Am nächsten Morgen nahm ich hoffnungsvoll mein Handy vom Nachtschränkchen und schaltete es an. Doch ich ahnte schon, was mich erwarten würde. Ein leeres Display. Sam hatte in der Nacht nicht versucht, mich zu erreichen. Auch beim Frühstück fand ich keine Ruhe. Ian war nach Athlone in den Großmarkt gefahren und würde erst am Nachmittag zurückkehren. Dabei hätte ich so gerne noch einmal mit ihm gesprochen. Unruhig rutschte ich auf dem Stuhl hin und her, schaute alle paar Minuten auf meine Uhr oder auf mein Handy und biss nur winzige Stückchen von meinem Toastbrot ab, auf denen ich ewig herumkaute.
    Nach Pauls Mittagspause wurde es Milla schließlich zu viel. „Du ziehst dich jetzt warm an und wir gehen spazieren. Und wenn wir zurückkommen, rufst du Sam an. Denk’ dran, was ich dir gestern angedroht habe!“
    Resigniert stand ich auf und steckte Paul in seinen Skianzug. Ich hatte keine Lust, die gleiche Runde zu gehen wie jeden Tag. Aber so schön ich Irland fand, für Spaziergänge mit dem Kinderwagen war es definitiv nicht geeignet. Zu holprig oder zu matschig waren die meisten Wege. Und so marschierten wir einmal mehr unsere Standardroute. Zur Tankstelle hinunter, dann nach links an ein paar Häusern vorbei bis zur nächsten kleineren Ortschaft, wo Paul zwei Ponys streicheln und ihnen harte Brotstückchen geben durfte, ein Stück in den Wald hinein bis zu einer Kapelle, danach das Ganze wieder zurück.
    „Ich möchte nach Hause“, quengelte ich. „Du hast gemeint, dass du nur noch das Wochenende abwarten willst. Jetzt ist es Montag. Wenn wir zurückkommen, werde ich Paul und mir einen Rückflug buchen. Was du machst, ist deine Sache.“
    „Ich bleibe noch ein paar Tage.“
    Ich starrte sie ungläubig an. „Aber in zwei Wochen ist Weihnachten.“
    „Bis dahin bin ich zurück.“
    „Und deine Praxis?“
    „Die läuft mir

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