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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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über Körper und Geist abzugeben, vor dem Nichts, das heute zweimal versucht hatte, mich mit sich zu ziehen. Sobald ich wegdämmerte, schwappte eine Welle der Panik über mich und ich schreckte mit klopfendem Herzen hoch. Immer wieder tauchte Davids Gesicht vor meinen Augen auf. Was sollte das denn?
    Erst weit nach Mitternacht siegte meine Müdigkeit über meine Angst und es gelang mir, in einen unruhigen Schlaf zu fallen.

    Am nächsten Morgen konnte ich es kaum abwarten, Dr. Mertens anzurufen. Doch der Test brachte leider nicht das gewünschte Ergebnis. Ich hatte bombastische Blutwerte und meine Schilddrüse funktionierte tadellos. Erneut legte er mir ans Herz, über ein paar Sitzungen nachzudenken, um meinen übersteigerten Perfektionismus und mein Stressproblem in den Griff zu bekommen. Ich verdrehte die Augen. Ja, gestresst war ich. Definitiv. Aber zu hohe Anforderungen an mich stellte ich ganz bestimmt nicht. Mir selbst gegenüber war ich ausgesprochen nachsichtig. Ich verzieh mir mein mangelndes politisches und geografisches Allgemeinwissen, meine Shoppingsucht und meine Unfähigkeit, ein Leben ohne Putzfrau zu führen. Halbherzig versprach ich ihm jedoch, mich in München nach einer Therapeutin umzusehen. Doch was sollte das bringen? Ich hatte einen anstrengenden Job und ein kleines Kind. Damit musste ich klarkommen. Und für einen weiteren wöchentlichen Termin fehlte mir die Zeit. Ich würde mir eine Yoga-DVD bestellen.

„Du hast einen tollen Freund“, schwärmte Monika.
    Sie lehnte in einem wallenden indischen Kleid an meinen Schreibtisch, die obligatorischen Cowboyboots lässig überschlagen, und schien sich nicht daran zu stören, dass ich an einem Gespräch ganz offensichtlich nicht interessiert war. „Er geht so einfühlsam mit den Kids um und scheint bei allen beliebt zu sein. Es muss wundervoll sein, so in seinem Beruf aufzugehen.“
    Ich grummelte vor mich hin und tat so, als würde ich etwas in meiner Tasche suchen.
    „Ich wusste gar nicht, dass seinen Eltern gleich drei Apotheken gehören.“
    „Hm“, murmelte ich und kramte weiter.
    „Sie waren bestimmt furchtbar enttäuscht, als er ihnen gesagt hat, dass er kein Apotheker, sondern Lehrer werden will. Er ist schließlich ihr einziges Kind. Ich finde das ganz schön mutig von ihm.“
    Ich verdrehte die Augen und starrte immer noch stoisch nach unten.
    „Es macht dir doch hoffentlich nichts aus, dass Sam mich heute Abend zum Essen eingeladen hat, quasi als Dankeschön dafür, dass ich mit seinen Schülern gesprochen habe?“
    Was? Jetzt schaute ich doch hoch. Davon hatte Sam mir überhaupt nichts gesagt. Und wann war Monika bei ihm in der Schule gewesen?
    „Nein, natürlich nicht. Das gebietet doch allein der Anstand.“ Ich blickte sie bemüht cool unter meinen Ponyfransen hindurch an.
    „Wie schön. Ich möchte nämlich nicht, dass unser gutes Verhältnis dadurch belastet wird. Wenn ich weiß, dass ich deinen Segen habe, kann ich das Essen mit ihm viel mehr genießen.“ Sie schenkte mir ein süßes Lächeln und ging mit wehendem Kleid zurück an ihren Platz.
    Den ganzen Vormittag über konnte ich mich kaum auf die Arbeit konzentrieren. Zum Glück hatte ich nur Organisatorisches zu erledigen und musste keinen Beitrag drehen. Um Viertel vor eins stellte ich mich mit einer Tasse Kaffee ans Fenster und blickte auf den Parkplatz hinunter, um zu beobachtete, wie Monika von ihrer täglichen Schwimmeinheit im Feringa See zurückkam.
    Vor ein paar Monaten noch hatte sie das Gelände des Senders barfuß, mit nassen, offenen Haaren und einem winzigen Bikini überquert. Doch jetzt, wo die Temperaturen empfindlich gesunken waren, trug sie Adiletten, eine Badekappe und einen Ganzkörperneoprenanzug. Ihre XXL-Louis Vuitton-Tasche hatte sie locker über die Schulter geworfen.
    Ganz ehrlich! So jemanden konnte man doch nicht ernst nehmen! Doch auch Monikas lächerlicher Aufzug änderte nichts an der Tatsache, dass Sam mit ihr essen gehen würde, mir aber nichts davon erzählt hatte.

    Kurz vor drei klingelte mein Telefon.
    „Fee.“ Susann war am Apparat, die mit einer weiteren Kollegin nach Tokio geflogen war, um dort live von der Fashion Week zu berichten. Ihre Stimme klang gestresst. „Ich stehe gerade an der Überspielanstalt, um euch unser gedrehtes Material zu senden, und der Typ an der Information sagt, dass alle Plätze belegt sind. Aber du hast uns doch angemeldet, oder?“
    Mein Herz sackte ein Stockwerk tiefer. Nein, hatte ich

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