Zeit für Eisblumen
karierte Hosen unter seiner Schürze und hatte sich nur auf einer Seite rasiert.
„Was kann ich für diche tun, scheene Frau?“ Ich verdrehte den Kopf, um mich umzuschauen, doch Pietro schirmte mich mit seinem massigen Körper ab. „Eine Vino oder lieber eine Kaffee. Willste du etwas trinke? Oder lieber etwas esse?“
Ich schob ihn beiseite. „Pietro, ich weiß genau, dass mein Freund zusammen mit einer Frau hier ist. Lass mich zu ihm. Ich will mit ihm sprechen.“
„Isse gute Bekannte von ihm, oder?“ Er sah mich mit seinen braunen Hundeaugen treuherzig an.
„Klar.“ Ich drängte mich an ihm vorbei.
Sam und Monika saßen in einer Ecke im hinteren Bereiche des Restaurants, hatten die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten. Es gab mir einen Stich, als ich sah, wie vertraut sie wirkten. Ein schönes Paar. Sam, der braungebrannte Beachvolleyballer, und Monika, die Hippiebraut. Ich ging auf sie zu.
„Wann wolltest du mir sagen, dass du dich mit meiner Kollegin …“, ich warf Monika einen giftigen Blick zu, „zum Essen triffst?“
Sie fuhren auseinander und sahen mich erschrocken an.
„Fee …“, begann Sam, doch ich unterbrach ihn.
„Ich muss mit dir reden, sofort! Komm mit nach draußen!“ Ich drehte mich mit dem Rücken zu Monika, um sie nicht sehen zu müssen. Von den Nachbartischen schauten Leute zu uns herüber, doch ich beachtete sie nicht.
„Fee, setz dich hin! Alle starren uns an“, zischte Sam und zog an meinem Arm.
„Ich kann mich nicht hinsetzen, Paul steht im Kinderwagen vor der Tür. Also kommst du oder nicht?“
„Nein. Wir reden später.“
„Später?“ Meine Stimme wurde schrill. „Ich will aber nicht später reden, sondern jetzt!“
„Du benimmst dich unmöglich“, sagte Sam leise. „Ich verstehe nicht, warum du einen solchen Zinnober veranstaltest. Monika und ich essen nur eine Pizza zusammen. Und ich hätte dir davon erzählt, wenn du mir nicht schon seit Wochen aus dem Weg gehen würdest.“
„Ich gehe dir aus dem Weg? Ich gehe dir aus dem Weg? Ich gehe dir überhaupt nicht aus dem Weg. Du gehst mir aus dem Weg. Du kommst also nicht mit?“
„Nein.“ Sam sah mich ausdruckslos an und genau dieser Gesichtsausdruck war es, der bei mir das Fass zum Überlaufen brachte.
„Gut, dann lass es!“ Ich nahm die Karaffe mit Wasser in die Hand, die zwischen Sam und Monika stand, und kippte sie ihm über den Kopf.
Sam sprang auf und fuhr zurück. „Spinnst du?“ Wütend starrte er mich an.
„Ja. Und weißt du was? Es fühlt sich gut an!“ Ich knallte das Gefäß auf den Tisch und schritt mit hoch erhobenem Kopf nach draußen. Pietro schaute mir verdutzt nach.
Ich schnappte mir Paul, der zum Glück immer noch friedlich in seinem Kinderwagen saß und an seiner Brezel herumkaute. Mein Herz schlug, als hätte ich gerade einen Marathonlauf hinter mich gebracht. Sam, dieser Mistkerl! Wie konnte er mir das antun? Ich drehte mich mehrere Male um, um zu sehen, ob er mir vielleicht hinterher lief, doch die Tür zum Tarullo’s blieb geschlossen. Na toll! Obwohl meine Kehle wie zugeschnürt war und ich kaum Luft bekam, rannte ich die letzten Meter fast zu unserer Wohnung und sprintete die Treppe hinauf. Dem Paket von MyShoes gab ich einen so festen Tritt, dass es durch die Sprossen des Geländers bis ins Erdgeschoss polterte. Ich hatte es satt! Ich hatte alles so satt!
Als ich die Wohnungstür öffnete, hörte ich den vertrauten Klingelton meines Handys in der Handtasche. Ich setzte Paul in sein Zimmer und kramte es hervor. Meine Hände zitterten so stark, dass ich es fast fallen gelassen hätte. Gott sei Dank! Es war Sam!
„Ja“, sagte ich so cool wie möglich.
„Was sollte das eben?“, fuhr er mich an.
Ach! Er wollte sich gar nicht entschuldigen.
„Was sollte was?“, fragte ich provozierend.
„Das weißt du genau. Deine Aktion im Tarullo’s. Weißt du eigentlich, wie peinlich du dich verhalten hast?“
„Ich bin peinlich. Ich bin peinlich!“ Mir stiegen die Tränen in die Augen. „Weißt du, was ich peinlich finde? Dass dir nichts Besseres einfällt, als dich hinter meinem Rücken mit dieser blöden Kuh zu treffen, obwohl du genau weißt, wie sehr ich sie verabscheue. Und dann auch noch bei unserem Italiener. Du bist so ein Arschloch.“
„Ach, ein Arschloch. Das ist ja nett, wenn einen die eigene Freundin so bezeichnet.“ Sam lachte humorlos auf. „Na ja, von jemandem wie dir sollte ich vielleicht nichts anderes erwarten.“
„Von jemandem wie
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