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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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starrte mich einige Augenblicke an, bevor sich seine Miene erhellte.
    „Ich bin David Gallagher.“
    „Was?“ Mir klappte die Kinnlade herunter.
    „Kleiner Scherz.“ Er grinste. „Peter Everett.“ Er hielt mir seine Hand hin und ich ergriff sie zögernd. „Möchtest du reinkommen?“
    Peter machte eine einladende Handbewegung. Im Hintergrund konnte ich durch einen schmalen Gang hindurch den Fußteil eines zerwühlten Bettes erkennen. In diesem winzigen Appartement war definitiv nur Platz für ein Zimmer.
    „Nein, danke.“ Ich schüttelte den Kopf. Immer noch geschockt von seiner Aussage, dass er David Gallagher sei. „Ich möchte nur wissen, wo ich ihn finden kann. Er hat mir diese Adresse gegeben.“
    „Ist es vielleicht der Musiker, der vor mir hier gehaust hat?“
    Ich nickte. „Weißt du, wo er jetzt wohnt?“
    „Keine Ahnung.“
    Ich ließ enttäuscht die Schultern hängen.
    „Aber vielleicht weiß Kieran etwas.“ Ohne sich ein T-Shirt überzuziehen, trat er auf den Gang und hämmerte gegen das Appartement gegenüber.
    „Hey, Kieran! Aufstehen! Du wirst gebraucht.“
    Ein kleiner, zerknautschter Mittzwanziger erschien. Auch er trug nichts als Boxershorts und hatte definitiv bis vor einigen Augenblicken noch im Bett gelegen.
    „Was gibt’s?“ Er blinzelte uns verschlafen an, schien solche Störungen aber gewöhnt.
    „Die Frau hier sucht den Typen, der vor mir in der 103 gewohnt hat. Gallagher. Weißt du, wo er jetzt ist?“
    Frau! Oh Gott, hörte sich das alt an. Aber als was sollte er mich sonst bezeichnen? Als Mädchen? Oder Tussi?
    „David. Mit dem bin ich hin und wieder etwas trinken gegangen.“ Kieran rieb sich mit einer Hand den Nacken. „Kommt rein. Ohne Kaffee kann ich nicht denken.“
    Peter und ich folgten ihm in sein Appartement, das im Vergleich zu seiner derangierten Erscheinung überraschend ordentlich war. Er bot mir einen Platz an einem winzigen Tisch an und machte sich an einer Senseo-Maschine auf dem Fensterbrett zu schaffen. „Möchtet ihr auch einen?“
    „Gerne.“
    Auch Peter nickte.

    Nachdem Kieran sein Gehirn mit Koffein versorgte hatte, wirkte er etwas fitter und war dazu bereit, sich mit mir über David zu unterhalten.
    „Er ist Ende Juni mit dem Studium fertig geworden und wollte den Sommer über bei Freunden an der Küste verbringen, um dort zu surfen. Dingle? Sligo? Ich weiß es nicht mehr.“ Kieran rieb sich erneut den Nacken. Anscheinend war dies eine Geste, die ihm beim Nachdenken half, denn auf einmal erhellte sich seine Miene. „Er hat mir einen Brief geschrieben.“
    Er kramte einen Schuhkarton aus seinem Schrank hervor. Schon nach wenigen Sekunden hielt Kieran triumphierend ein Foto in die Höhe.
    Unter einem Häuschen, das oberhalb einer Steilklippe thronte, stand „Viele Grüße vom Ende der Welt. David“.

Auch nach zwei weiteren Tassen Kaffee wollte es Kieran einfach nicht einfallen, wo genau dieses Ende der Welt sein könnte. Er tippte auf den Osten, Peter auf den Norden. Aber sicher war sich keiner der beiden.
    „Hast du vielleicht den Umschlag noch irgendwo?“, frage ich hoffnungsvoll. „Dann könnten wir auf dem Poststempel nachschauen, von wo David den Brief abgeschickt hat.“
    Kieran schüttelte den Kopf. „Aber du kannst das Foto mitnehmen“, bot er an, als er meine Enttäuschung bemerkte. „Und gib mir deine Handynummer. Vielleicht fällt mir noch etwas ein.“
    „Ich ruf dich auf jeden Fall an. Vielleicht stellst du irgendwann fest, dass ich der bessere Gallagher wäre.“ Peter grinste und um seine Augen bildete sich ein Kranz von Lachfältchen.
    Er war süß. Unter anderen Umständen und wenn ich zehn Jahre jünger wäre, hätte er mir glatt gefallen können.

    Deprimiert stöckelte ich zum Hotel zurück. An der Ecke zum Eyre Square traf ich auf Milla, die Paul in seinem Kinderwagen vor sich herschob. Beide strahlten.
    „Hattet ihr einen schönen Morgen?“, fragte ich.
    „Ja. Wir haben erst einmal ausgiebig gefrühstückt. Bennett hat sogar Erdbeeren auf den Tisch gestellt. Und als die Sonne rauskam, sind wir ein wenig herumgebummelt. Wo warst du überall?“
    „Ich bin nur ein bisschen herumgelaufen.“
    Milla blickte auf meine durchweichten Stiefel, verkniff sich aber einen weiteren Kommentar.
    „Paul und ich waren auch am Hafen. Er war begeistert von den vielen Schiffen. Wusstest du, dass selbst um diese Jahreszeit Fähren zu den Aran Islands übersetzen?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Bennett hat mir gestern

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