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Zeit für mich und Zeit für dich

Zeit für mich und Zeit für dich

Titel: Zeit für mich und Zeit für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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keinem!«
    »Das sagt der Richtige. Wer hat denn den Fünfzig-Euro-Test mit den Putzfrauen gemacht?«
    »Na und? Das hab ich nur gemacht, weil ich auf Nummer sicher gehen wollte.«
    Das mit dem Test geht so: Man nimmt einen Fünfzig-Euro-Schein, platziert ihn irgendwo in der Wohnung, so dass es aussieht, als wäre er unbemerkt dort hingeraten, zum Beispiel unters Sofa, und dann wartet man ab, ob die Putzfrau ihn auf den Tisch legt oder einsackt und so tut, als wär nichts.
    Nicola zog an dem Joint, reichte ihn mir und fuhr fort: [151]  »Weißt du noch das Trau-dich-Spiel, als wir Kinder waren? Sich nach hinten fallen lassen und der andere fängt einen auf? Ich wette, das brächtest du nicht fertig.«
    »Irrtum.«
    »Ach ja? Dann mach’s doch, jetzt gleich.«
    »Was? Du kannst mich mal.«
    »Nein, nein, jetzt gleich. Komm her«, sagte er und stand auf.
    »Bei jedem anderen würde ich das machen, aber bei dir nicht, du lässt mich fallen, ich kenn dich doch. Außerdem könntest du mich in deinem Zustand gar nicht halten.«
    »Unsinn, du traust nicht mal deinem eigenen Schatten. Ich versprech dir, ich lass dich nicht fallen… Obwohl, vielleicht doch, kommt drauf an. Trau dich.«
    »Nein. Wenn du mich fallen lässt, breche ich mir sämtliche Knochen.«
    »Schon, aber ich lass dich nicht fallen. Trau dich.«
    »So ein Blödsinn, ehrlich. Schluss jetzt… Lass uns über was anderes reden.«
    »Trau dich.«
    Ich merkte sofort, dass er es ernst meinte, und stellte mich der Herausforderung. Ich stand auf und sagte: »Meinetwegen.«
    Sofort merkte ich, dass Nicola recht hatte. Ich spürte, dass ich mich nicht fallen lassen konnte.
    »Na dann… los!«
    »Ich möchte ja, aber es geht nicht. Ich bin blockiert. Ich schwöre, ich schaff’s nicht. Vielleicht wegen dem Joint oder so.«
    [152]  »Siehst du, ich hab’s ja gewusst. Es ist nicht der Joint, das bist du. Du musst den Leuten vertrauen. Komm schon, ich fang dich auf… vielleicht.«
    Ich musste lachen.
    »Hör auf zu lachen, schließ die Augen, und wenn du so weit bist, lass los.«
    Es dauerte fast eine Minute, aber schließlich ließ ich mich fallen. Er fing mich auf. Es war das erste Mal, dass ich so etwas erlebte.

[153]  Sie (die Unersetzliche)
    Ich habe immer gedacht, dass sie die Richtige ist, die Endgültige, die, nach der keine andere mehr kommt.
    Zum Beispiel rührte mich ihre Art, wütend und gekränkt zu tun. Auch wenn sie eine Schnute zog und nicht mehr mit mir redete, war es nie schlimm, weil es wie bei einem Kind nie lang dauerte.
    Sie war einfach anders als alle anderen. Meinetwegen hat sie sogar darauf verzichtet, Lippenpomade zu verwenden. Ich mag nur natürliche Lippen küssen, mit nichts drauf. Ich mag sie, wie sie sind, mich ärgert, wenn sie klebrig sind oder nach irgendwas schmecken, und sei es Fruchtgeschmack. Wer meint, das sei ja nur ein kleines Opfer ihrerseits, der hat noch nie Lippenpomade benutzt. Es ist schwerer, als mit dem Rauchen aufzuhören. Weil man ohne immer das Gefühl hat, die Lippen wären trocken und rauh. Seid ihr noch nie von einer Frau gefragt worden: »Sag mal, hast du vielleicht Lippenpomade dabei?« Komische Frage, würde man denken, denn normalerweise laufen Männer ja nicht mit Lippenpomade durch die Gegend, aber für eine Frau auf Entzug ist sie völlig normal. Einer Frau, die euretwegen auf Lippenpomade verzichtet, der liegt was an euch, aber richtig. Eine wahrhaft große Frau. Und sie war so eine.
    [154]  Nur dass sie jetzt nicht mehr in dieser Wohnung ist und auch nicht mehr in meinem Leben. Sie hat alles mitgenommen.
    Zwei Tage nachdem sie mich verlassen hatte, schickte sie mir eine Mail, sie müsse ihre restlichen Sachen abholen und fände es besser, wenn ich dann nicht in der Wohnung wäre.
    Ich fragte Nicola, ob ich das Wochenende bei ihm verbringen dürfe. Er sagte nicht nur ja, was selbstverständlich war, sondern kam tags darauf gleich mit zwei Flugtickets nach Paris ins Büro. Es war nicht das erste Mal, dass er mit Tickets für irgendeine europäische Großstadt auftauchte. Er verbringt Stunden im Internet, und wenn er günstige Angebote findet, schlägt er zu. Wenn wir es uns anders überlegen, ist der Verlust nicht groß, er findet immer Billigflüge.
    Ich verbringe die Wochenenden gern mit ihm irgendwo in der Welt. Obwohl ich vor Reisen ja immer ein bisschen aufgeregt bin und mir fast wünsche, dass im entscheidenden Moment irgendwas passiert, das mich am Wegfahren hindert. Ich packe den Koffer, aber

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