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Zeit für mich und Zeit für dich

Zeit für mich und Zeit für dich

Titel: Zeit für mich und Zeit für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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fühlen.
    »Ich mag die neuen Möbel, die du angeschafft hast, das sieht gut aus. Diese Wohnung habe ich immer gemocht.«
    »Warum kommst du dann nicht zurück? Du bist noch überall gegenwärtig, in der Wohnung, in meinem Leben, in mir. Sieh dich doch mal um: Du bist hier, zwischen diesen Möbeln, diesen Tellern, diesen Laken. Die meisten Sachen hast du gekauft. Komm zurück… Du bist [248]  doch schon da, du bist immer da gewesen, es fehlt nur dein Ja, um alles wieder zusammenzufügen.«
    Sie lächelt, isst einen Löffel Eis und antwortet nicht. Ich gehe in die Küche, um einen Teller zu holen.
    »Siehst du? Den benutze ich jedes Mal, wenn ich esse. So weit ist es mit mir gekommen, ich benutze einen angeschlagenen Teller, bloß weil du ihn kaputtgemacht hast. Erinnerst du dich?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Beim Spülen reibe ich immer mit dem Finger über die rauhe Stelle, als wäre ich Aladin und der Teller die Wunderlampe: Ich gebe mich dem Wunschtraum hin, du würdest zurückkommen, wenn ich nur fest genug reibe. Für nichts in der Welt würde ich diesen Teller hergeben. Komm zurück, und bewahre mich vor diesen rührseligen Ritualen, mit denen ich versuche, dir nah zu sein! Ich tue mir selbst leid. Hilf mir, befreie mich aus diesem bemitleidenswerten Zustand«, sage ich und lächle sie an. Sie lacht. Wir lachen zusammen. Immer wenn sie lacht, bleibt die Welt stehen. Das ist noch immer so.
    »Wenn das so ist, muss ich wohl wirklich etwas tun, um dich zu retten…«
    Wir blödeln noch ein bisschen, reden von all den Dingen, die sie regelmäßig fallen oder irgendwo in der Wohnung liegen ließ.
    Plötzlich fragt sie: »Kann ich mal ins Bad?«
    »Das brauchst du nicht zu fragen, du weißt ja, wo es ist.«
    Während sie im Bad ist, überlege ich fieberhaft, was ich tun soll, was ich am besten sage, wie ich mich verhalten [249]  soll. Ich mache die Balkontür auf und gehe hinaus, um frische Luft zu schnappen. Jetzt ist der richtige Moment, um sie davon zu überzeugen, zu mir zurückzukommen, denke ich, obwohl ich das Gefühl habe, dass sie weit weg ist. Beim Blödeln fand ich, dass es besser lief. Ich muss sie noch mehr zum Lachen bringen, lustig sein, amüsant, unbeschwert.
    Während ich noch darüber nachdenke, was ich sagen soll, tritt sie aus der Badezimmertür und kommt mir zuvor: »Jetzt muss ich aber gehen.«
    Zum Glück hatte ich gedacht, dass es gut lief.
    »Nein, bitte nicht.«
    »Doch, es ist besser so.«
    »Noch fünf Minuten.«
    »Also wirklich, sei doch nicht so sentimental. Ich muss jetzt wirklich los. Es war schön, noch einmal herzukommen, die Wohnung zu sehen. Und dich zu treffen.«
    »Ich fahr dich mit dem Auto.«
    »Nein, danke.«
    »Aber die Einkaufstüten…«
    »Nicht nötig, die sind nicht schwer.«
    Sie zieht die Jacke an, nimmt ihre Sachen und geht zur Tür. Fast sterbe ich. Da steht sie, wie damals, als sie mich verlassen hat und ich kein Wort herausbrachte. Damals, als ich sie verloren habe. Wir sehen uns an, sie umarmt mich und gibt mir zwei Höflichkeitsküsschen auf die Wangen.
    »Ciao, Lorenzo.«
    Ich schaffe es nicht, mich zu verabschieden, nicht einmal ein einfaches Ciao bringe ich heraus. Aber dann sage [250]  ich doch: »Letztes Mal, als du von hier fortgegangen bist, hast du mich angefleht, irgendwas zu sagen… Weißt du noch? Genau da, wo du jetzt stehst, hast du gestanden und gesagt, ich solle nicht einfach stumm dastehen. Erinnerst du dich?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Diesmal bitte ich dich zu bleiben… Bitte bleib. Komm zu mir zurück und bleib für immer.«
    »Das geht nicht mehr. Es ist zu spät, Lorenzo.«
    »Es ist nicht zu spät. Hör zu, ich weiß, dass du damals auf vieles verzichten musstest, um mit mir zusammen zu sein, aber ich habe mich geändert.«
    »Es ist zu spät, Lorenzo, ich gehe jetzt. Lass mich bitte gehen.«
    »Du musst hierbleiben und wieder bei uns einziehen. Ich will dich lieben, ich will, dass du dich neben mich setzt, ich will wissen, dass du da bist, auch wenn ich dich grad nicht sehe. Ich will meine Hand auf dein Bein legen können, wenn wir mit anderen beim Essen sind. Ich will mit dir im Auto nach Hause fahren; alles mit dir kommentieren, alles analysieren. Ich will mit dir einschlafen, aufwachen, essen, reden. Ich bitte dich. Ich will mit dir reden, dir dabei in die Augen sehen oder aus einem anderen Zimmer hinüberrufen. Ich will dich jeden Tag sehen, will sehen, wie du gehst, wie du den Kühlschrank aufmachst. Ich will das

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