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Zeit für mich und Zeit für dich

Zeit für mich und Zeit für dich

Titel: Zeit für mich und Zeit für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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dass ich sie in wenigen Sekunden noch intensiver schmecken werde. Ich kenne sie auswendig. Kurz darauf kommt sie. Auf meinen Lippen, in meinen Mund. Sie. Meine Frau.
    Ich weiß, dass sie mich jetzt am liebsten wegstoßen würde, und ich leiste wie immer Widerstand. Wie immer will ich sie weiter küssen. Während sie versucht, sich zu erholen, streife ich die Hose ab und schiebe ihren Slip beiseite.
    Alles vollzieht sich rasend schnell, intensiv, unter lautem Stöhnen. Sobald ich in sie eindringe, ist es, als [254]  würden wir plötzlich ganz ruhig, als wären wir irgendwo angekommen. Bei uns. Wir sehen uns in die Augen, als hätte es die beiden Jahre nicht gegeben, als wäre das alles nicht passiert. Ich spüre ihre heiße Haut, die von meinem Gewicht platt gedrückten Brüste, die Beine, die mich umschließen.
    »Ich hasse dich«, sagt sie unvermittelt.
    »Du hasst mich nicht, du liebst mich.«
    »Nein, ich liebe dich nicht. Ich hasse dich.«
    »Du liebst mich. Sag, dass du mich liebst.«
    Ich spüre, wie sich ihre Fingernägel in meinen Rücken krallen.
    »Sag mir, dass du mich liebst. Ich weiß, dass du mich noch liebst… Sag es mir.«
    Die Fingernägel schneiden mir tief ins Fleisch.
    »Du tust mir weh.«
    »Ich weiß.«
    »Sag, dass du mich liebst.«
    »Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich.«
    Sie versucht mich wegzustoßen, sich von mir loszumachen.
    »Schluss jetzt, lass mich, geh weg von mir… Lass mich los, geh weg von mir… Hau ab!«
    »Hör auf!«
    »Nein, hör du auf. Lass mich gehen… Lass mich in Ruhe, habe ich gesagt.«
    Sie stößt mich mit Gewalt weg. Ich packe sie an den Haaren und ziehe.
    »Du tust mir weh.«
    »Ich weiß.«
    [255]  »Lass mich.«
    »Sag, dass du mich liebst.«
    »Hör auf, lass mich los! Ich hasse dich, ich hab dir gesagt, dass ich dich hasse.«
    Ich gebe ihr eine Ohrfeige. »Sag, dass du mich liebst.«
    »Hör auf! Ich liebe dich nicht, ich hasse dich.«
    Ich gebe ihr noch eine Ohrfeige.
    »Lass mich in Ruhe.«
    Noch eine Ohrfeige, dann noch eine… Sie leistet keinen Widerstand mehr. Ich nehme ihr Gesicht in die Hände und sehe ihr in die Augen. Meine Daumen graben sich in ihre Wangen. Sie wirft den Kopf hin und her und versucht, sich loszumachen. Ich halte sie fest und zwinge sie, mich anzusehen. Sie versucht, mich zu beißen.
    »Hör sofort auf, mich zu beißen! Sag, dass du mich liebst.«
    Sie schaut mir in die Augen, in diesem Blick sehe ich sie. In diesem Blick sehe ich die Frau, die ich liebe.
    »Sag, dass du mich liebst.«
    Ihre Augen füllen sich mit Tränen: »Ich liebe dich… ich liebe dich… ich liebe dich… ich liebe dich…«
    Sie umarmt mich.
    »Ich liebe dich auch, mehr als je zuvor.«
    Sie umklammert mich so fest, dass ich kaum Luft bekomme. In dieser Umarmung verharren wir eine Ewigkeit. Dann lieben wir uns. Wir sehen uns an, ich schiebe ihre Haare zur Seite, streichle ihre Brust; sie fährt mir mit den Fingern durchs Haar, küsst mich überall: auf Mund, Wangen, Stirn, Hals. Die Wut ist weg.
    Wir sprechen kein Wort, aber wenn sich unsere Blicke [256]  treffen, ist es wie eine einzige Liebeserklärung. Ich bewege mich fast unmerklich in ihr, dann mit langen, langsamen Bewegungen. Ihr Rücken wird steif, die Muskeln spannen sich. Ich spüre, dass sie gleich kommen wird. Ich ergreife ihre Hand, unsere Finger verschränken sich. Handfläche an Handfläche, fest gedrückt.
    Ich flüstere ihr zu: »Noch nicht, Liebes… Warte noch einen Moment. Komm mit mir zusammen.«
    Ich will, dass es so lange wie möglich andauert. Ich halte einen Moment inne, verharre reglos in ihr. Dann bewege ich mich noch langsamer, rein und raus.
    »Warte auf mich, noch einen Augenblick«, sage ich. »Nur ein ganz kleines bisschen… nur noch ganz kurz…«
    Sie sieht mich an und nickt, ohne Worte. Stößt nur kleine erstickte Laute aus.
    Ich fühle mich mächtig. Endlich gehört sie wieder mir, nachdem ich sie eine Ewigkeit lang begehrt habe. Ich sehe zu, wie sie kurz vor dem Explodieren ist. Das Gesicht ist gerötet, und an der leicht verschwitzten Stirn treten die kleinen Adern hervor, die ich so gut kenne. Ich beuge mich über sie und flüstere: »Ich liebe dich, mein Schatz, weißt du, dass ich dich liebe? Ich will jetzt ein Kind von dir. Sag mir, dass du es auch willst. Ich bin bereit.«
    Sie schließt kurz die Lider, kneift sie fest zusammen, dann schlägt sie sie wieder auf und sieht mir in die Augen.
    »Sag mir, dass du es auch willst«, wiederhole ich.
    Sie

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