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Zeit für mich und Zeit für dich

Zeit für mich und Zeit für dich

Titel: Zeit für mich und Zeit für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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Geräusch des Föns aus dem Badezimmer hören. Ich will dir jeden Tag sagen können, wie viel du mir bedeutest. Ich will mit dir streiten können. Ich will dein Lächeln sehen, will deine Tränen trocknen. Ich will, dass du mir im Restaurant sagst, dass du müde [251]  bist und nach Hause willst. Ich will der sein, der dir beim Zumachen deines Kleids behilflich ist. Ich will dir beim Frühstück am Meer gegenübersitzen, wenn du deine Sonnenbrille trägst, und dir das schönste Stück Obst reichen. Ich will im Geschäft Ohrringe für dich aussuchen, ich will dir sagen, dass der neue Haarschnitt dir gut steht, ich will, dass du dich an mir festhältst, wenn du stolperst. Ich will dabei sein, wenn du neue Schuhe kaufst. Und ich will die zwei Jahre ohne dich vergessen, weil sie sinnlos waren.
    Lass uns noch einmal von vorn anfangen. Wir können so tun, als wäre es gestern gewesen: Du wolltest mich verlassen, und ich habe dich aufgehalten. Wir können so tun, als hätte ich das, was ich heute gesagt habe, schon vor zwei Jahren gesagt. Als wären die zwei Jahre zwei Minuten. Das können wir. Wir können alles. Wir können dahin zurück, wo wir schon waren, und viele neue Dinge entdecken. Und es wird noch schöner.
    Vor allem will ich ein Kind von dir. Ich will ein Kind, das dir ähnlich sieht, deine Augen hat. Ich will, dass es sonntagmorgens zu uns ins Bett kriecht und wir es gemeinsam durchkitzeln.
    Da bist du, da bin ich, wir gehören doch zusammen, wir sind ein Wir. Das ist die Neuigkeit. Ich bitte dich, bleib.«
    »Es ist zu spät, Lorenzo… einfach zu spät.«
    »Nein, es ist nicht zu spät, ich flehe dich an, komm zu mir zurück, komm zurück, komm zurück…«
    Sie legt mir nur den Finger auf die Lippen und macht schschschschschsch. »Schluss jetzt, Lorenzo.«
    [252]  Ich sage nichts mehr. Ich sehe ihr in die Augen, nehme den Finger und küsse ihn. Ich rechne damit, dass sie ihn sofort zurückzieht. Aber nein, sie lässt es zu, dass ich ihre Hand nehme und sie mit kleinen hastigen Küssen bedecke. Dann küsse ich das Handgelenk und den Arm. Sie sagt nichts. Vielleicht sollte ich aufhören, aber ich kann nicht, und schon bin ich beim Ellbogen, dann an der Schulter, und von der Schulter gelange ich zum Träger des Kleids, der mich wie eine Brücke zum Hals führt. Ich rieche den Geruch ihrer Haut. Ich küsse weiter, und je mehr ich küsse, desto klarer wird mir, dass ich mich dem Ende nähere. Ich weiß, es ist das letzte Mal, dass ich sie küsse. Nur noch ein paar Sekunden, so lange, wie sie mich lässt.
    Ich habe keine Angst, etwas falsch zu machen. Und ich küsse sie. Ich küsse sie auf den Mund. Als meine Lippen ihre berühren, zerspringt mein Herz schier vor Freude. Am liebsten würde ich nie mehr aufhören. Sie öffnet den Mund. Ich spüre ihre weiche Zunge auf meiner. So lustvoll war es nicht mal beim ersten Mal. Dieses berauschende Gefühl hatte ich nicht mal beim ersten Mal. Ich kann es nicht glauben, das kann doch nicht sein. Ich werde verrückt vor Liebe. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich verstehe gar nichts mehr.
    Ich halte ihr Gesicht in den Händen und küsse sie immer weiter. Sie lässt die Jacke fallen, die sie schon in der Hand hatte. Ich drücke sie an die Wand. Dieselbe Wand, an der wir uns das erste Mal geliebt haben. Ich lasse meine Hand auf ihren Rücken gleiten, ertaste den Reißverschluss, ziehe ihn auf, das Kleid fällt zu Boden. [253]  Ich hake den Büstenhalter auf. Sofort erkenne ich die Form ihrer Brüste wieder, ihre Brustwarzen, den Leberfleck in der Mitte. Mit der Hand ergreife ich eine Brust, fange an, sie zu küssen und zu drücken. Ich packe die Haare im Nacken, direkt über dem Hals, und ziehe heftig daran. Ihr Gesicht zeigt nach oben, und der Hals liegt da zum Hineinbeißen. Sie knöpft mein Hemd auf, während meine Hände schon auf ihren Schenkeln sind.
    Jeder Zweifel, jedes Zögern, jede Unsicherheit sind verflogen. Wir lassen uns auf den Boden gleiten. Mein Mund bahnt sich den Weg zwischen ihre Beine. Ihre Hände sind an meinem Kopf. Ich küsse sie, während sie mich fest packt. Das hat sie immer so gemacht, auch diese Bewegung erkenne ich wieder. Ich erkenne alles wieder, es haut mich um. Alles ist noch viel überwältigender als beim ersten Mal. Jedes Keuchen, jeder Atemzug, jede Berührung, jeder Kuss hat etwas Vertrautes und zugleich Neues. Sie presst meinen Kopf an ihren Körper, sie ist angespannt, sie stöhnt und beginnt zu beben. Wenn das kommt, weiß ich,

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