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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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entfliehen und stattdessen hier oben auf dem Land Gott und Frieden zu finden. In Carmelina kümmerte sich Peter um seine Herde, genau wie Moses es in Midian tat, und ich denke, er konnte sich glücklich schätzen, seinen brennenden Dornbusch gefunden zu haben. Ihn zu kennen, das hieß, einen Mann zu kennen, der rundum zufrieden war, einen liebevollen Ehemann und Vater, einen großartigen Freund, einen gottesfürchtigen Mann, dessen hohes Maß an Intelligenz ihn nicht komplizierter machte, wie es bei so vielen Leuten der Fall ist. Er besaß die Weisheit, sein Leben zu vereinfachen, um seine Welt besser schätzen zu können und seiner Familie, seinen Freunden und der ganzen Gemeinde besser dienen zu können. Und wenn sein Hinscheiden auch tragisch ist, so können wir doch ein gewisses Maß an Trost aus der Tatsache schöpfen, dass Peter Miller als glücklicher Mann gestorben ist. Als ein Mann, dem mehr Segnungen beschert wurden, als er zählen konnte, von seiner liebevollen Frau und schönen Kindern bis hin zu der Freundschaft und Bewunderung eines jeden der hier Anwesenden.«
    Der Pfarrer hielt einen Augenblick inne, um jedem die Gelegenheit zu geben, all das, was er gesagt hatte, zu verdauen. Inzwischen hatte auch Lindsey Tränen in den Augen, und als ich mich in der Aula umsah, war es nicht leicht, überhaupt ein Auge zu entdecken, das trocken geblieben war. »Ich möchte nun gern Mark Miller, Peters älteren Bruder, bitten, ein paar Worte zu sprechen.«
    Die Trauerfeier dauerte noch etwa eine halbe Stunde an, dann wurde der Sarg ins Freie gerollt, gefolgt von den Trauernden. Ich sah, wie Jeremy seine Blicke über die Menge schweifen ließ, während er dem Sarg folgte, und sah mich auf einmal außerstande, seinen Blick zu erwidern. Beschämt, aus Gründen, die ich selbstnicht begreifen konnte, sah ich auf meine Schuhe, bis er vorbeigegangen war.

    Die Fahrt nach Hause verlief in gedämpftem Schweigen. Unwillkürlich musste ich an Hirten denken. Und an Lastwagen. Lastwagen konnten aus dem Nichts auftauchen und dein Leben beenden, ganz gleich, wo du warst oder was du gemacht hast. Ich versuchte mir Peter Miller vorzustellen, wie er auf einer weitläufigen grünen Weide sitzt, in einem weißen Gewand und mit seinem Hirtenstab, und wie plötzlich, aus heiterem Himmel, ein achtzehnrädriger Lastwagen Schafe aus seiner Bahn nach links und rechts schleudert, während er genau auf ihn zusteuert. Und aus der Miene in seinem Gesicht, als der Lastwagen auf ihn zurast, spricht schiere Verzweiflung. Über das Universum, über Gott, über das Leben. Denn wenn ein Hirte auf einem Feld nicht sicher vor den grausamen Launen des Schicksals ist, wer zum Teufel ist es denn dann? »Meint ihr, dass er geraucht hat?«, fragte ich laut von der Rückbank.
    »Was?«, fragte Alison, die am Steuer saß.
    »Peter Miller. Meint ihr, er war ein Raucher?«
    Alison warf mir im Rückspiegel einen stirnrunzelnden Blick zu. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Warum?«
    »Ich möchte wetten, er hat nicht geraucht«, murmelte ich. Lindsey, die auf dem Beifahrersitz saß, warf mir einen perplexen Blick zu. »Was faselst du da?«
    »Wir könnten alle morgen sterben«, sagte ich düster. »Jeder von uns. Wir könnten alle jederzeit sterben.«
    »Dafür sind Beerdigungen da«, sagte Lindsey. »Um über die eigene Sterblichkeit nachzudenken.«
    »Die Sterblichkeit, die uns bevorsteht«, sagte ich. »Sie kommt. Peter Miller ist die statistische Anomalie, die sie bestätigt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, er war doch wirklich der Letzte, der auf diese Weisehätte sterben sollen. Er hat die Großstadt verlassen und ist in eine sichere kleine Gemeinde in den Bergen gezogen. Was meint ihr wohl, wie hoch die Verbrechensquote in Carmelina ist? Vermutlich niedriger als in jedem beliebigen Wohnblock in New York. Er war Lehrer und Vater, führte ein stilles, risikofreies Leben in einer stillen, risikofreien Gemeinde.« Ich dachte einen Augenblick lang darüber nach. »Ausgeschlossen, dass er geraucht hat«, sagte ich.
    »Und du willst damit sagen …?«
    »Er ist trotzdem gestorben, einen entsetzlichen, gewaltsamen Tod. Was bedeutet, dass niemand davor gefeit ist. Jeden Morgen wachen wir auf und nehmen an, es ist einfach ein neuer Tag einer langen Reihe von Tagen. Aber jeder von diesen Tagen könnte es sein.«
    »Warst du schon auf vielen Beerdigungen?«, fragte Alison.
    »Das hier war meine erste.«
    »Ein Schock.«
    Eine Zeit lang sprach keiner ein Wort.

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