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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Menschen, der gestorben ist. Es geht auch um die Leute, die hinterblieben sind.«
    »Du meinst meine Familie?«
    »Ja.«
    »Aber die kennst du doch auch nicht«, stellte er fest.
    »Ich kenne dich«, sagte ich.
    »War das Mädchen, mit dem du da warst, deine Freundin?«, fragte er.
    »Was?«
    »Das Mädchen, mit dem du zusammen warst, neben Alison. Ist das deine Freundin?«
    »Das, mein Freund, ist eine sehr gute Frage«, sagte ich.
    »Na ja«, sagte er, schnappte sich den Ball von mir und dribbelte mit ihm für einen Korbleger nach vorn. »Und wie heißt die Antwort?«
    »Das ist nicht ganz so einfach«, sagte ich.
    »Oh.« Er warf noch einen Korbleger.
    »Musst du denn nicht ins Haus zurück?«, fragte ich.
    Er warf einen Blick in Richtung Haus, und zum ersten Mal konnte ich die Trauer in seinen Augen wirklich erkennen. Taz schien die Trübsal des Jungen zu spüren und sprang auf die Auffahrt hinaus, nicht gewillt, von seiner Seite zu weichen. »Im Moment ist mir nicht danach, dort hineinzugehen«, sagte Jeremy und ließ den Ball zwischen den Fingern rollen.
    »Das kann ich dir nicht verübeln«, sagte ich. »Nach allem, was auf der Beerdigung gesagt wurde, muss dein Dad ein wirklich toller Typ gewesen sein.«
    »Ja.«
    »Es tut mir leid, dass ich ihn nie kennengelernt habe«, sagte ich. »Das ist ein cooles Shirt«, erwiderte Jeremy.
    Ich trug ein
Star-Wars
-T-Shirt aus einer Sammlerauflage, auf der der Künstler alle Charaktere vor dem Hintergrund eines größeren, durchscheinenden Porträts von Darth Vaders Gesicht abgebildet hatte. »Magst du
Star Wars
?«, fragte ich ihn.
    »Ja. Wir haben alle drei Filme auf Video. Die neuen Versionen.«
    »Ich auch«, sagte ich.
    »Hat dir
Die dunkle Bedrohung
gefallen?«, fragte er mich.
    Ich schwieg einen Augenblick, bevor ich antwortete. Es standaußer Frage, dass ich von dem Film enttäuscht gewesen war. Er war mir vorgekommen wie ein überdrehter Zeichentrickfilm, der nichts von dem Zauber der ersten drei enthielt. Aber wenn der Film für Jeremy in etwa das getan hatte, was
Star Wars
für mich getan hatte, als ich in seinem Alter war, dann wollte ich ihm das nicht kaputt machen. »Es fällt mir schwer, mich an all die neuen Charaktere zu gewöhnen«, sagte ich schwach. »Was meinst du?«
    »Mir hat es gefallen«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Aber die ersten drei haben mir besser gefallen.«
    Es gab also doch noch Hoffnung.
    »Ich war ungefähr so alt wie du, als
Star Wars
in die Kinos kam«, sagte ich zu ihm. »Es wurde mein absoluter Lieblingsfilm.«
    »Für meinen Dad auch.«
    »Hey«, sagte ich. »Warte einen Augenblick hier, okay?«
    »Okay.«
    Ich rannte ins Haus und kam eine Minute später mit der Darth-Vader-Maske wieder.
    »Cool«, sagte Jeremy, während er sie durch seine Hände gleiten ließ. Es gefiel mir, dass er sich das mit Gummi überzogene Plastikteil an die Nase hielt, um an der Maske zu riechen. Er zog sie sich über den Kopf und stieß ein paar schwere, keuchende Laute aus. »Darth Vader«, sagte er, wobei er versuchte, seiner Stimme einen leisen, bedrohlichen Klang zu geben. Mir ging ein Stich durchs Herz, vielleicht aus Mitleid für den Jungen, vielleicht aber auch, weil es mir leid tat, nicht mehr so wie er zu sein. Ein dicker Regentropfen fiel oben auf die Maske und verschwand unter der Vorderkante, genau über den schwarzen Styrolaugen. Als Jeremy die Maske abnahm, hatte sich sein Haar statisch aufgeladen, und hauchdünne Strähnchen schwebten um seinen Kopf wie ein blonder Heiligenschein.
    »Du kannst die Maske behalten«, sagte ich.
    Er sah mich an. »Wirklich?«
    »Na klar.«
    »Vielen Dank«, sagte er und meinte es ernst. »Das ist toll.« Hinter ihm fiel eine Tür mit einem lauten Knall ins Schloss, und seine Mutter trat auf die Terrasse hinaus. »Jeremy«, rief sie. »Kommst du jetzt bitte rein, Schatz? Es wird gleich in Strömen gießen.«
    Taz erhob sich, schüttelte sich und sah fragend zu Jeremy hinüber. Ich sah über den Vorgarten zu Ruthie hinüber, und auf einmal kam ich mir dämlich vor, wie ich dort draußen mit Jeremy stand, mit dem Basketball, der Maske und meinem T-Shirt. Sie war eine trauernde Frau, und ich war ein zu groß gewordenes Kind. Ich winkte unbeholfen, und sie winkte zurück, mit der sanften, leisen Geste eines Menschen, der sich nicht ganz sicher ist, dass die Welt um ihn herum immer noch aus denselben Dingen besteht wie gestern.
    »Ich muss los«, sagte Jeremy.
    »Na, mach schon«, sagte ich zu ihm. »Wir

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