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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Überall war dichter Rauch. Das Feuer brüllte wie ein Wasserfall.
    Ich kauerte mich neben mein totes Ich. Der Mund des Leichnams stand halb offen. Ich steckte einen Finger hinein und tippte, während mir die Flammen, die aus dem offenen Luk heraufschossen, den Rücken versengten, meinen Rücktransfer-Code gegen die Backenzähne.
    Ein Riese klatschte in die Hände und schien mich dazwischen zu zerquetschen.

 
12.
     
    Es war dunkel, und ich fiel; mir blieb gerade noch Zeit, diese Tatsache zu registrieren und nach einem nicht existierenden Halt zu greifen, bevor ich ins Wasser schlug: in heißes, stinkendes, schlammverdrecktes Wasser, das so dick war wie Erbsensuppe. Ich schlug um mich, versuchte zu schwimmen und gelangte zu einem sehr labilen Gleichgewicht, indem ich flach ausgestreckt, den Kopf über die Wasserfläche gereckt, auf dem Rücken lag und gerade soviel paddelte, daß meine Nase Luft bekam, während mir der klebrige Schleim in die Augen rann.
    Ich spie, hustete und planschte, und dann stieß mein Kopf gegen eine Wand, die sich unter mir sanft nach innen bog. Meine Knie trafen auf Grund, ich hockte auf allen vieren, schnaufte und versuchte ohne großen Erfolg, den Schlamm aus meinen Augen zu blinzeln. Ich wollte vorwärtskriechen, rutschte aber, glitt zurück und wäre beinahe wieder mit dem Kopf untergetaucht.
    Das nächste Mal war ich vorsichtiger: Ich schob mich vorwärts, während der größte Teil meines Gewichts auf dem halbflüssigen Schlamm ruhte, und tastete das Ufer ab. Es war ganz anders als alle Ufer, die ich bis dahin kennengelernt hatte, mit harter Oberfläche, so glatt wie eine Toilettenschüssel, in sanftem Bogen nach oben gekrümmt. Ich tastete mich seitwärts weiter, immer wieder ausrutschend, mit den Armen rudernd, in dem kloakenähnlichen Gestank beinahe erstickend. Irgend etwas Schwammiges, Verrottetes zerfiel mir unter den Händen.
    Ich wurde müde. Nirgends bot sich mir ein Halt. Ich mußte mich ausruhen. Doch wenn ich ausruhte, ging ich unter. Ich überlegte, ob ich nicht einfach aufgeben, mich unter die klebrige Oberfläche gleiten lassen, eine Lunge voll von diesem Zeug, in dem ich schwamm, einatmen, sterben und mich in etwas ebenso Schwarzes und Widerliches verwandeln sollte wie das, in dem ich hier lebendig begraben war.
    Ein grauenhafter Gedanke! Weit öffnete ich den Mund und begann zu schreien.
    Und bekam Antwort.
    »He, Sie da unten! Hören Sie auf, so zu strampeln! Ich werfe Ihnen ein Seil hinunter.«
    Es war eine weibliche Stimme, eine sehr weibliche, die irgendwo von oben kam. Sie klang in meinen Ohren süßer als ein ganzer Engelchor. Ich wollte eine fröhliche, unbekümmerte Antwort rufen, brachte jedoch nur ein Krächzen heraus. Ein weißer Lichtstrahl suchte nach mir. Er huschte über die blasenwerfende, schwarze Oberfläche und schien mir grell in die Augen.
    »Still liegen!« befahl die Stimme. Das Licht wanderte weiter, tanzte ein wenig, kam zurück. Pfeifend kam etwas heruntergeflogen und klatschte nicht weit von mir in den Schlamm. Ich wälzte mich herum und packte danach. Es war ein halbzölliges Seil, jetzt ebenso schmierig von diesem scheußlichen Zeug wie ich.
    »Am Ende ist eine Schlinge. Stecken Sie Ihren Fuß hinein. Ich ziehe sie ‘rauf.«
    Das Seil glitt durch meine Hände; ich tastete, fand den Knoten, tauchte noch einmal unter, als ich den Fuß in die Schlinge stecken wollte, und packte das Seil dann doch lieber mit beiden Händen. Es ruckte an, wurde hochgezogen und hievte mich aus der ekligen Brühe heraus den Abhang hinauf. Ich gab mir Mühe, nicht loszulassen. Die glatte Fläche unter mir kurvte sich endlos nach oben. Immer langsamer ging es vorwärts. Einen Meter. Noch einen. Einen halben. Dreißig Zentimeter. Ich lag jetzt in einem Winkel von ungefähr dreißig Grad fest an die Schrägung gepreßt. Wieder ein Ruck, dann hörte ich das Seil oben scharren. Eine Kante riß meinen Arm auf. Ich griff danach, hätte beinahe das Seil verloren, wurde die letzten dreißig Zentimeter emporgezogen, schob ein Knie über die Kante, kroch über weichen, lockeren Sand, fiel vornüber aufs Gesicht und verlor das Bewußtsein.

 
13.
     
    Sonnenlicht schien mir in die Augen. Die Matratze war durchgelegen. Es war zu heiß. Außerdem war Sand im Bett. Es juckte; Schmerz …
    Mühsam öffnete ich ein verklebtes Augenlid und sah schneeweißen Sand, der sich zu einer spiegelglatten See hinunterzog. Bleifarben der Himmel, aber nicht düster; mit leichtem Geräusch

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