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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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schlug eine graue Woge an den Strand. Keine Vögel, keine Segel, keine Kinder mit Sandeimern, keine Bikini-Schönheiten. Nur ich und die unendliche See.
    Ich kannte den Anblick nur allzu gut. Ich war wieder am Dinosaurier-Strand, es war früher Morgen, und mir tat der ganze Körper weh.
    Ich richtete mich mit Hilfe zweier gebrochener Arme, die nicht zu mir zu gehören schienen, auf und spürte, daß eine Kruste abbröckelte. Meine Hose klebte, von grauem Schlamm bedeckt, an meinen Beinen; grauer Schlamm überzog meine Schuhe. Ich zog das Knie an und hätte beinahe vor Schmerz aufgeschrien. Der Stoff knirschte, brach und zerbröckelte. Ich war von Kopf bis Fuß mit diesem Zeug bedeckt. Sogar auf meinem Gesicht lag es. Ich kratzte es herunter, brach es auf, als wäre es eine Eierschale, zupfte es aus meinen Haaren, spuckte es angewidert aus. Es klebte auch in meinen Augen; als ich es herausreiben wollte, wurde es nur noch schlimmer.
    »Aha, Sie sind also aufgewacht«, kam eine energische Stimme von irgendwo hinter mir. Ich bohrte den Schlamm aus meinem Ohr und hörte ihre Schritte auf dem Sand. Dann folgte ein Geräusch, als würde in meiner Nähe etwas zu Boden geworfen.
    »Nicht die Augen reiben!« warnte sie scharf. »Sie sollten lieber ins Wasser gehen und sich den Dreck ‘runterwaschen.«
    Knurrend stemmte ich Hände und Knie in den Sand und stand auf. Eine kräftige Hand packte meinen rechten Arm dicht über dem Ellbogen – ziemlich vorsichtig, wie ich fand – und schob mich vorwärts. Gehorsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, stolperte durch den weichen Sand. Die Sonne brannte auf meinen Lidern; das Rauschen der Brandung wurde lauter. Jetzt ging ich auf festem, leicht schräg geneigtem Sand, und dann wirbelte warmes Wasser um meine Knöchel. Sie ließ mich los, ich machte noch ein paar Schritte, dann sank ich ins Wasser und ließ es über mich hinwegspülen.
    Der getrocknete Schlamm verwandelte sich in Schleim und strömte dabei einen schwefligen Gestank aus. Ich schöpfte Wasser über meinen Kopf, rieb meine Kopfhaut sauber, so gut es ging, steckte das Gesicht ins Wasser, schrubbte es kräftig und konnte plötzlich wieder sehen.
    Nun zog ich das vom Schlamm schwer gewordene, nasse Hemd aus, schwenkte es durchs Wasser und hinterließ eine dunkle Wolke in dem etwas trüben, blassen Grün. Zahlreiche kleine Kratzer und ein großer auf meinem Unterarm färbten das Wasser rosa. Meine Fingerknöchel waren aufgescheuert. Das Salzwasser brannte wie Feuer. Ich sah, daß der ganze Rücken meines Hemdes verschwunden war und ein Loch mit angekohltem Rand hinterlassen hatte. Der Himmel wurde auf einmal metallisch schwarz, mit vielen kleinen Lichtpunkten darin …
    Hinter mir hörte ich es platschen. Hände packten mich, richteten mich auf. Anscheinend wäre ich fast ertrunken, ohne etwas davon zu merken. Ich hustete und würgte, während sie mich durch die Brandung auf den Sand schleifte. Meine Beine wollten nicht so recht. Sie knickten ein, ich brach in die Knie und ruhte mich minutenlang auf allen vieren aus, während ich den Kopf schüttelte, um das hohe, pfeifende Geräusch zu vertreiben, das von einem Punkt tief zwischen meinen Ohren auszugehen schien.
    »Ich ahnte ja nicht … Sie sind verletzt. Ihr Rücken … Verbrennungen … Was ist passiert?« Ihre Stimme kam, anschwellend und wieder verklingend, aus weiter Ferne.
    »Der Knabe stand auf dem brennenden Deck«, zitierte ich munter, merkte aber, daß meine Worte als unverständliches Gemurmel herauskamen. Ich sah zwei schlanke, weibliche Beine in engen Lederstiefeln, einen hübschen Schenkel in grauem Kord, einen Pistolengürtel, ein weißes Hemd, das früher vermutlich einmal frisch gewesen war. Ich knurrte noch einmal, um ihr zu zeigen, daß ich noch nicht ganz hinüber war, kam auf die Füße und blieb mit ihrer Hilfe aufrecht stehen.
    »… Sie die ganze Nacht draußen liegen lassen … Erste Hilfe … Sie gehen? … Nur ein kleines Stück …« Ihre Stimme hatte ein wenig von dem Feldwebelton verloren. Ich drehte mich um, blinzelte im Sonnenlicht und musterte ihr Gesicht, das mir mit einem Ausdruck tiefer Sorge zugewandt war. Mein Herz blieb stehen und setzte einen ganzen Schlag aus.
    Vor mir stand Lisa.

 
14.
     
    Ich krächzte etwas und griff nach ihr; sie wehrte mich mit strenger Miene ab.
    »Lisa – wie kommst du hierher?« brachte ich irgendwie heraus.
    »Mein Name ist nicht Lisa, und ich komme ebenso hierher wie ich vermute, daß Sie

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