Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
genannt wird. Meine Füße waren eiskalt. Im Hinterzimmer hörte ich Stimmen und das Klappern von irdenem Geschirr. Ein Geruch wie von verbranntem Fleisch drang zu uns herüber. Mellia schniefte, und ich mußte mich sehr beherrschen, um ihr nicht tröstend den Arm um die Schultern zu legen. Eine hagere, alte Frau tauchte aus ihrer Höhle auf und knallte große Zinnteller vor uns hin: knorpelige Scheiben ranzigen Hammelfleisches in einer Brühe aus erstarrtem Fett. Mit dem Fingerrücken testete ich die Temperatur; in der Mitte eiskalt, am Rand lauwarm. Als Mellia ihr Messer nahm – das einzige Gerät, das mitgeliefert wurde –, packte ich beide Teller und schleuderte sie quer durch den Raum. Die Alte kreischte und schlug sich die Schürze über den Kopf, der alte Mann erschien gerade rechtzeitig, um in den vollen Genuß meines empörten Gebrülls zu kommen.
    »Was glaubst du, wer dich hier mit seinem Besuch beehrt, du alter Gauner? Bring sofort Speisen, wie sie anständigen Menschen zukommen, du Lump, oder ich schneide dir die Gedärme raus und mache sie zu Hosenträgern!«
    »Das ist ein Anachronismus«, flüsterte Mellia, die sich die Augen tupfte. Doch unser freundlicher Herr Wirt und seine Vettel hatten bereits die Flucht ergriffen.
    »Du hast recht«, gab ich zu. »Aber wer weiß? Vielleicht habe ich es gerade erfunden.«
    Mit großen, tränennassen Augen sah sie mich an.
    »Besser?« erkundigte ich mich.
    Sie zögerte, aber dann nickte sie doch.
    »Gut. Dann kann ich jetzt vielleicht endlich zu Atem kommen und dir sagen, wie froh ich bin, daß du bei mir bist.«
    Sie starrte mich an.
    »Ich verstehe dich nicht, Ravel. Du … veränderst dich immer wieder. Heute bist du ein Mann, morgen ein anderer – ein Fremder. Wer bist du wirklich? Was bist du?«
    »Ich habe es dir doch gesagt: ein Zeitagent, genau wie du.«
    »Ja, aber … du besitzt Fähigkeiten, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Dieser Unsichtbarkeitsschirm, und das andere, das mit der Lähmung. Und …«
    »Mach dir keine Gedanken, Mellia. Das gehört alles zu meinem Auftrag. Ich habe sogar Möglichkeiten, von denen ich selber keine Ahnung habe, bis ich sie plötzlich einmal brauche.«
    Sie lächelte ein wenig. »Aber … du hast zuerst so hilflos gewirkt. Und dann … in der A-P-Station …«
    »Es hat jedenfalls geklappt«, warf ich ein. »Es hat uns hierhergebracht – zusammen.«
    Sie sah mich an, als hätte ich ihr soeben mitgeteilt, daß es doch einen Weihnachtsmann gibt.
    »Du meinst, daß alles … zu einem vorausberechneten Plan gehört?«
    »Ich bin fest davon überzeugt.«
    »Erklär mir das bitte, Ravel«, sagte sie.
    Ich ließ meine Gedanken zurückwandern und suchte nach Worten, um ihr verständlich zu machen, wie es um mich stand – gerade eben verständlich genug, aber auf keinen Fall zuviel …
    »Damals in Buffalo«, begann ich, »war ich nichts weiter als Jim Kelly; ich hatte einen Job und ein Zimmer in einer Pension. Meine Freizeit verbrachte ich wie alle anderen jungen Männer, ich saß in Kinos und Bars herum und war hinter den Mädchen her. Und manchmal beobachtete ich auch einiges. Zum Beispiel wunderte ich mich nie, wenn ich mich plötzlich selbst dabei ertappte, daß ich um drei Uhr morgens vor einem leeren Lagerhaus auf und ab ging. Ich bildete mir ein, daß ich nicht schlafen konnte. Aber ich beobachtete; und registrierte, was ich sah. Nach einer Weile nahmen die Dinge logische Formen an, und da war es, als ginge in mir ein Licht an und sagte: ›Weiter nach Phase B‹. An den genauen Zeitpunkt, zu dem mir einfiel, daß ich ein Zeitagent war, erinnere ich mich nicht. Eines Tages war das Bewußtsein einfach da und wartete darauf, benutzt zu werden. Ich wußte, was ich zu tun hatte – und tat es auch.«
    »Und da hast du deine Lisa verlassen.«
    Ich nickte. »Nachdem ich den Karg ausgeschaltet hatte, sprach ich meinen Bericht auf Band und meldete mich im Stützpunkt zurück. Als dann der Überfall kam, reagierte ich automatisch. Eines führte zum anderen. Und alles zusammen brachte uns beide hierher.«
    »Aber was kommt denn jetzt?«
    »Das weiß ich nicht. Es gibt noch eine Menge unbeantworteter Fragen. Zum Beispiel die, warum du hier bist.«
    »Du hast mir erklärt, daß mich ein Karg hierhergeschickt hat.«
    Ich nickte. »Was er damit erreichen wollte, weiß ich nicht, bestimmt aber etwas, womit wir beide keinesfalls einverstanden wären.«
    »Ach … so«, murmelte sie.
    »Wie lautete der Auftrag, den du hier

Weitere Kostenlose Bücher