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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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sagte Beauty. In der Höhle herrschte gedämpfte Erregung.
    Jasmine nahm die obere Felsplatte ab und legte einen Haufen zerfetztes Papier, schwärzliches Pulver und eine Vielzahl von Bruchstücken in allen Größen frei. Sorgfältig schabte sie das Gemisch auf das letzte saubere Stück Papier, das sie aufbewahrt hatte.
    »Das ist jetzt alles feucht und damit unbrauchbar. Wir müssen es so rasch wie möglich trocknen.« Vorsichtig, aber beharrlich begann sie das Häufchen zermahlener Drachenzähne anzublasen; die anderen folgten rasch ihrem Beispiel. Das Wasser in der Höhle stand ihnen schon bis zu den Knien. Isis saß auf dem höchsten Stein, den sie mit der Kette um den Hals hatte erreichen können, und starrte mit rollenden Augen auf das Meerwasser, das nur Zentimeter unter ihr schwappte.
    Jasmine sagte zwischen den Atemzügen, wenn sie Luft zum Blasen holte: »Ich bin nicht ganz sicher, was sie alles enthalten. Magnesium ganz gewiss. Etwas Eisen, etwas Kalzium. Überzogen mit Feuerstein. Drachen fressen das Zeug wie Süßigkeiten. Also, mein Plan sieht so aus. Wir stellen die Bombe her und sprengen einen von uns frei.«
    »Die Wachen am Höhleneingang werden es hören …«
    »Darauf zähle ich«, fuhr Jasmine fort. »Einer von uns legt sich mit dem Gesicht nach unten ins Wasser, als sei er verletzt. Wenn die Wachen hereinkommen, um nachzusehen, muss derjenige, der befreit worden ist, sie überwältigen und den Schlüssel an sich bringen.« Sie gab sich Mühe, selbstsicherer zu erscheinen, als sie in Wirklichkeit war, damit die anderen Hoffnung schöpften. Sie war nicht einmal sicher, ob die Bombe explodieren würde, und wenn ja, ob die Wirkung groß genug sein würde, die Kette aus der Wand zu sprengen.
    »Und wenn die Wachen fort sind?«
    »Dann hat einer von uns Zeit bis zur höchsten Flut, um uns zu retten.«
    Sie bliesen weiter. Mit der Zeit wurde das schwarze Pulver immer grauer, als die Feuchtigkeit langsam verdunstete. Nach einer Stunde wechselte es die Farbe nicht mehr. Der Wasserstand hatte die Haare an Isis’ Hals erreicht. Sie reckte den Kopf über dem Eisenkragen. Ihre Augen wirkten verzweifelt.
    Vorsichtig faltete Jasmine das Blatt Papier zu einem V und ließ die zermahlenen Zähne in das Röhrchen rinnen. Das Hämo-Öl floss oben heraus und an der Seite herunter. Jasmine schraubte zu, durchstach die dünne Kappe mit einem Steinsplitter und schob einen langen Streifen Papier in das triefende Loch. Es war bald durchtränkt.
    Sie hielt den Cocktail hoch.
    »Wer?«
    Wass verbeugte sich.
    »Du, meine Liebe, nur du.«
    Die anderen stimmten sofort zu. Jasmine zwängte das Rohr in den Ring, der in den Fels gehämmert war, und zog den Papierdocht an der Kette entlang.
    »Alles hinunter«, flüsterte sie. Als die anderen im Wasser untergetaucht waren, so weit es ging, hieb sie mit dem letzten Stück Drachenzahn auf die Eisenkette ein, unmittelbar über dem Docht. Jedes Mal sprangen Funken aus dem Feuersteinzahn. Beim fünften Schlag flammte der Docht auf. Das Feuer zuckte sofort hinunter und umhüllte das Rohrgehäuse. Jasmine hatte gerade noch Zeit, unterzutauchen, als das Rohrinnere zündete und die Bombe explodierte.
    Es war keine sonderlich starke Explosion, aber sie hallte wegen der Akustik in der Höhle endlos wider. Jasmine richtete sich hastig auf und sah mit fast überwältigender Erleichterung, dass sie frei war. Innerhalb von Sekunden hatte sie das letzte Kettenglied locker wieder eingehängt, damit es so aussah, als sei sie nach wie vor gefesselt.
    Keiner ihrer Begleiter regte sich. Man hatte vergessen, das angebliche Opfer zu bestimmen. Um den Plan nicht scheitern zu lassen, hatten alle unabhängig voneinander beschlossen, mit dem Gesicht nach unten in der anschwellenden Flut zu treiben. Nur Isis blieb aufgerichtet, den Kopf erhoben, das Kinn knapp über dem Wasser.
    Beinahe augenblicklich hörte Jasmine die Wachen heranplanschen. Sie wateten durch die halb geflutete Grotte, um nachzusehen, was der Krach zu bedeuten hatte. Jasmine beschloss, es ihren Freunden nachzutun, und legte sich platt auf einen Felsblock, die Augen zu Schlitzen verengt, den Arm an der Kette verkrampft.
    Sie waren zu zweit. Offensichtlich wussten sie nicht, was sie von der Sache halten sollten, aber sie waren doch argwöhnisch genug, vor den tot treibenden Körpern stehenzubleiben.
    »Ein Donnerschlag, und sie sind alle tot«, sagte einer.
    »Wir tragen die Leichen am besten zurück, damit man sie untersuchen kann und

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