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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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brannten. Er schlüpfte ins Zimmer, ließ den Deckel wieder herabsinken, duckte sich und wartete neben der Röhre, aus der er lautlos geschlüpft war.
    Alles war still. Er schaute sich im Zimmer um. Kerzen, Spiegel, ein riesiges Himmelbett. Er umklammerte das Messer fester und schlich zur Tür.
    Ein dunkler Korridor mit offenen Türen. Joshua huschte an der holzgetäfelten Wand entlang, blieb stehen, blickte in den ersten Raum. Eine große Küche, erhellt von Glühbirnen. Ein älterer Mann – allem Anschein nach ein Mensch – stand am Spülbecken und reinigte Geschirr. Josh ließ ihn unbehelligt und huschte weiter zur nächsten Tür. Hier hatte er einen großen Ess-Saal vor sich, eine Tür führte zur Küche, ein langer Holztisch stand in der Mitte, umgeben von zwanzig oder dreißig Stühlen. Fenster vom Boden bis zur Decke, dahinter die Nacht. An einem Ende des Tisches saßen drei Menschen, unterhielten sich miteinander und spielten Karten. Josh beachtete sie nicht und ging auf Zehenspitzen weiter.
    Er blieb kurz stehen, bevor er in das nächste Zimmer blickte. Viele Stimmen waren zu hören, die sich unterhielten. Er duckte sich, angespannt wie eine Feder; gleich einem Halbschatten lugte er um den Türpfosten in den Raum mit den vielen Stimmen. Im Kerzenlicht waren zwanzig Menschen zu sehen, Männer, Frauen, Jungen, Mädchen, juwelengeschmückt, parfümiert, nackt. Sie saßen oder lagen, rauchten, lachten, neckten sich, tanzten, schliefen, weinten, bleich, mager und am Hals meist dunkel verfärbt: der Harem.
    Joshuas Nackenhaare sträubten sich. Er konnte seine Wut kaum bezähmen, gab aber keinen Laut von sich. Sorgfältig studierte er alle Gesichter. Er kannte keines. Mit immer größerer Anspannung schlich er weiter.
    Er wollte in das nächste Zimmer am Flur blicken, als er etwas hörte: am Ende des Flurs, ein Zimmer mit gedämpftem Licht, und irgendwo rechts von der Tür zwei Stimmen. Klare, deutlich vernehmbare Stimmen, ein Bariton, beherrscht, die andere hoch und jung, eine Stimme, die Joshua kannte. Einen Augenblick lang war er wie gelähmt. Die Angst überfiel ihn, begleitet von Ungewissheit, Erregung und Wut. Er packte sein Messer noch fester und ging auf die Tür am Ende des Korridors zu, den beiden Stimmen entgegen.
     
    »Bal-Sire«, flüsterte Dicey, »etwas für Euren Gaumen?« Sie öffnete die Lippen, legte den Kopf auf die Seite und entblößte ihren Hals.
    »Geh weg«, murmelte er. Er war in sein Buch vertieft.
    »Bitte, Sire.« Sie streichelte seinen Arm. »Ich möchte so gern –«
    »Geh weg, sage ich.« Er schob sie fort. »Du hast kein Augenmaß, du weißt nie, wann du genug hast. Außerdem lese ich.« Er versuchte weiterzulesen, aber seine Konzentration war gestört. Er klappte das Buch erbost zu. »Außerdem ist dein Blut schon so dünn, dass es schmeckt wie Wurzelbrühe.«
    Sie trat hinter seinen Stuhl. Ihre Atemzüge gingen rasch und flach. Mit zarten Fingern rieb sie seine Schläfen, streichelte seine Wangen, massierte ihm Nacken und Schultern. Zuerst wehrte er ab, beachtete sie dann nicht, duldete sie und begann endlich zu reagieren. Ihre Lippen dehnten sich, ihr Atem ging schneller. Sie ließ ihre Hände über seine Brust gleiten, über seine prallen Muskeln, spielte mit den Fingerspitzen an seinen Brustwarzen, sanft zuerst, dann fester. Sein Kopf fiel auf die Seite. Sie schob den ihren hinter den seinen, dann daneben, während ihre Hände tiefer gingen, über seinen Bauch, zu seinen Schenkeln. Sie behielt eine Hand dort und hob die andere, um seine Haare am Hinterkopf zu ergreifen, drehte den Kopf mit Gewalt zu sich herum, schob seinen feuchten Mund an ihren heißen, bleichen Hals.
    »Bal«, flüsterte sie, »führ mich zum Abgrund.«
    Er biss in ihren Hals tief hinein. Ihre Augen schlossen sich, ihr Griff um seine Männlichkeit wurde fester. Er leckte und sog an ihrer blutenden Wunde. Er biss erneut zu. Sie seufzte wohlig und wurde ohnmächtig.
    Mit ungezügelter Wut stürzte Joshua auf die Kopulierenden zu, stieß sie zu Boden, stieß sein Messer bis zum Heft in die Brust des Vampirs. Bal kreischte und wand sich und schleuderte Dicey und Josh gleichzeitig in verschiedene Ecken.
    Dicey blieb regungslos liegen. Sie blutete immer noch aus dem Hals. Josh und Bal standen langsam auf und traten sich gegenüber, acht Meter voneinander entfernt. Beide hatten die Augen weit aufgerissen und keuchten. Das Geschrei hatte auch den ganzen Harem herbeigerufen, der sich nun an den Türen drängte

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