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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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empört, fast alle verwirrt. Nicht wenige waren in Bals Harem geboren und wussten nicht einmal, was Freiheit war. Manche glaubten, sie gehörten nun der Person, die Bal getötet hatte. Eine Anzahl von ihnen hatte Bal geliebt. Sie weinten nun an seiner Leiche. Einige waren erst vor kurzem eingefangen worden und begannen das Haus sofort nach Waffen zu durchsuchen.
    Renfield, der alte Butler, glaubte, dass nur ein Herrschaftswechsel vorgegangen sei. Er führte Josh zu einem Stuhl, reinigte seine Wunden mit Alkohol und legte säuberlich Verbände an. Ollie, immer noch stumm, hielt sich die ganze Zeit an Joshuas Gürtel fest.
    Endlich stand Josh auf.
    »Also, hört alle zu«, sagte er laut. Der Lärm legte sich sofort. »Wir verlassen miteinander die Stadt. Im geheimen, durch die Kanäle. Sobald wir entkommen sind, könnt ihr tun, was ihr wollt. Ihr könnt mich begleiten, wenn ihr wollt, oder eurer Wege gehen.« Renfield flüsterte lange in Joshuas Ohr. Josh nickte zuletzt und wandte sich wieder an die Versammelten. »Wer das Gefühl hat, dass er in irgendeinem Harem bleiben möchte, kann einen überaus gütigen Vampir namens Lon kennen lernen, der uns hier sehr hilft und euch gewiss gern nehmen wird.« Auf vielen Gesichtern zeigte sich Erleichterung. »Wir steigen jetzt die Sprossen in den Schacht unter der Abfalltonne dort hinunter. Ich gehe mit Ollie voraus. Nehmt nur mit, was ihr ohne Mühe tragen könnt. Du mit den Messern – verteile sie unter den anderen. Renfield, du gehst als letzter und machst den Deckel über dir zu.«
    Die Menschen wurden von Erregung gepackt, man schrie und lief durcheinander. Josh zwang sich dazu, Diceys Leiche auf seine Schulter zu heben und mit ihr den Schacht hinunterzusteigen, gefolgt von Ollie.
    Als Josh unten ankam, legte er den leblosen Leib seiner Liebsten in das schnell strömende Wasser eines Quertunnels. Er wurde rasch davongetragen.
    »Zum Meer«, flüsterte er. Dann ging er zum Schacht zurück, der in Bals Haus führte, und blieb dort stehen, bis die ganze Gruppe sich versammelt hatte. Er befahl ihnen, sich bei den Händen zu halten, und führte sie im Gänsemarsch zum Treffpunkt mit Lon zurück.
    Es war eine angsterfüllte, zögernde Reihe von Flüchtlingen, die sich einen Weg durch das dunkle, gewundene Labyrinth bahnte. Ohne Joshuas unaufhörliches Zerren und Renfields begütigendes Zureden wären die Befreiten wohl keine fünfzig Meter weit gekommen. Unaufhörlich wurde geflüstert und gestöhnt und geächzt. Ein junger Mann erlitt einen hysterischen Anfall, bis Renfield ihn beruhigte. Sie bewältigten den Weg ohne Zwischenfall.
    Lon hatte die zerstörte Birne an der Kreuzung durch eine neue aus einem anderen Tunnel ersetzt, so dass Josh ihn mit großer Erleichterung sofort wahrnahm. Lon sah viel besser aus, hatte wieder Farbe im Gesicht und blutete nicht mehr. Sie tauschten einen stummen Blick des Triumphes.
    Der tote Minotaurus lag immer noch im Tunnel. Als die Leute weitergingen, mussten sie an dem Kadaver vorbeigehen. Manche starrten ihn gebannt an, andere drehten den Kopf zur Seite.
    Die ganze Gruppe scharte sich um Josh und Lon.
    »Ich verlasse euch jetzt«, sagte Josh halblaut. Ollie umklammerte angstvoll sein Bein. Josh hob den Jungen hoch. »Ich komme wieder«, sagte er. »Ich muss noch jemanden holen. Lon kümmert sich um euch. Bei ihm seid ihr sicher.«
    Josh gab Lon den Plan für den Rückweg zur Klippe, behielt aber den für die Burg. Sie vereinbarten, sich an der Kreuzung wieder zu treffen, sobald jeder seine Aufgabe erfüllt hatte.
    »Passen Sie auf Ollie auf«, flüsterte Josh. »Wenn ihm etwas zustößt –«
    »Wie auf meinen eigenen Sohn«, versprach Lon.
    Die Leute stellten sich wieder hintereinander auf. Lon führte sie durch die Dunkelheit davon.
    Josh eilte in die entgegengesetzte Richtung davon, hin zum Entseuchungslabor, zu Rose.
     
    Beauty stieg am Ufer hinauf. In den Tunnels unter der Festung war das Wasser seicht geworden. Er hatte sich ohne Mühe fortbewegen können. Er fühlte sich nun sicherer, befreit von den argwöhnischen Augen der Stadt. Trotzdem machte er sich schwere Sorgen.
    Dem Plan zufolge gab es beim Eintritt in die Tunnels von Osten zuerst eine Abzweigung nach rechts, dann eine nach links, zu der Stelle, wo der Schacht in den Thronsaal führte. Beauty war aber an zwei Biegungen vorbeigekommen, bevor er eine Abzweigung nach rechts gefunden hatte. Er stand nun zögernd am senkrechten Schacht, der zur Königin führen mochte oder auch

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