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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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dann tu das. Ich muss mich erholen. Ich warte hier, hole mir neue Kraft von dem Monster, versorge meine Wunde und decke euren Rückzug, falls neue Dämonen auftauchen sollten. Wenn ihr keinen Erfolg habt, dann kommt hierher zurück.«
    Der Plan war nicht ideal, aber es gab nicht viele Alternativen. Sie stimmten schließlich zu. Josh und Jasmine holten ihre Waffen, jeder nahm einen Plan und eine Lampe mit, dann machten sie sich getrennt auf den Weg durch verschiedene Tunnels, zum Kraftwerk und zu Bals Haus.
    Josh schaute sich um, als er durch den trockenen Tunnel davonging. Das letzte, was er im erlöschenden Licht sah, war Lons Schattengestalt, die Schwingen ausgebreitet, als sie sich über den Hals des toten Minotaurus beugte.
    Isis kauerte an der Innenmauer. Leichter Wind zauste ihren Pelz; sonst regte sich nichts an ihr. Schwarz und schwarz, war sie unsichtbar.
    Stimmen vermischten sich mit Schritten in den Straßen ringsum. Sie schnupperte; kein Joshua.
    Wie Nebel glitt sie lautlos über den Boden und kam in einer Senke ohne Licht zum Stillstand. In der Nähe ragte die Festung empor, wo es laut zuging. Dort war es richtig.
    Sie erreichte mit der Schnelligkeit eines kleinen dunklen Gedankens die Festungsmauer. Gut gemacht. Sie setzte sich auf. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie sich lange nicht geputzt hatte, und beschäftigte sich selbstvergessen damit, den Pelz an der Innenseite ihres rechten Hinterbeins glattzulecken.
     
    Beauty ließ sich in den vom Mondlicht schimmernden Fluss gleiten. Die Strömung nahm ihn mit. Er steuerte sich mit einem gelegentlichen Schwimmzug in der Mitte dahin, direkt auf die Burg zu. Auf seinem Rücken lagen zusammengerollte Rankenspulen.
    Er spürte seine Erschöpfung, beachtete sie aber nicht. Es hatte keinen Sinn, über Behinderungen nachzudenken, schon gar nicht kurz vor dem Ende.
    Die entscheidende Gabelung kam und zog vorbei, Beauty wurde seinem dunklen Ziel entgegengetrieben. Die Mauer ragte auf und verbarg alles andere. Zwanzig Meter noch, zehn. Mit einem dumpfen Schlag war Beauty an der Mauer. Der Fluss strömte unter ihm vorbei durch ein riesiges Loch, dessen oberer Rand knapp unter der Wasserlinie lag. Beauty zog sich an der Wand entlang und tastete die Tunnelmündung ab, bis sie hinabführte in die Tiefen des Stromes. Er schätzte die Breite des unterirdischen Zugangs auf fünfzehn Meter. Er blickte nach Norden und Süden und konnte schwach die Ufer des Stromes erkennen, der die Außenmauern der Stadt immer schneller umfloss, bevor er ins Meer stürzte.
    Er wartete, bis der Mond sich hinter einer dicken Wolke verbarg, dann tauchte er unter der Mauer hindurch. Er blieb unter Wasser und ließ sich von der Strömung forttragen, bis er den Atem nicht mehr anhalten konnte; dann tauchte er leise auf, ohne ein Geräusch. Er schwamm auf einem Wasserweg von etwa acht Metern Breite. An beiden Ufern herrschte reges Treiben: mikrozephale Klone wuschen Wäsche, Neuromenschen unterhielten sich im Sitzen, Vampire führten ihre Menschen spazieren. Beauty sah die Innenmauer rasch herankommen. Er atmete tief ein und tauchte wieder unter.
    Mit einem Gemisch von Angst und Triumph spürte er, wie der kühle Fluss ihn rasch dem Ende der Jagd entgegentrug. Wie das Ende ausfallen würde, wollte er sich nicht überlegen. An Jasmine zu denken, weigerte er sich. Alles, woran er dachte, war Rose. Er konnte nur hoffen, dass es ihr gut ging. Und er hoffte, bei ihrer Rettung mitwirken zu können.
    Wieder hob er den Kopf – gerade rechtzeitig, um zu erkennen, dass er rasch die Stelle erreichte, an der dieser kleine Nebenarm innerhalb der Stadt in die Anhöhe strömte, wo die Festung stand. Er fing sich an der Öffnung ab, hielt sich fest, um nicht mitgerissen zu werden, und verknotete ein Ende der zusammengerollten Liane an einem Felsvorsprung. Dann schaute er sich ein letztes Mal um, ob man ihn nicht beobachtet hatte, tauchte unter den Steinbogen und ließ sich von der Strömung in die Tunnels mitnehmen. Die Ranken zog er hinter sich her.
     
    Lautlos stieg Josh im Schacht zu Bals Haus die Sprossen hinauf. Die erzwungene Ruhe des Jägers kurz vor dem entscheidenden Augenblick erfasste ihn. Alle Sinne, alle Instinkte sagten ihm, dass dies der Augenblick war. Das Untier war in der vermeintlichen Sicherheit seines Lagers verwundbar.
    Josh erreichte die oberste Sprosse. Er hatte den Dolch zwischen den Zähnen und hob den Deckel des Schachts an. Was er sah, war ein leeres Schlafzimmer, in dem Kerzen

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