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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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sich aber mit dem Gedanken, dass hier wenig verloren war – Drachen bedeuteten einfach nichts.
    Josh hob plötzlich den Kopf.
    »Isis«, sagte er. Dann rief er es laut hinaus. »Isis?«
    Kurze Zeit später tauchte die kleine Katze auf, mit mehr als jämmerlicher Miene. Die Hälfte ihres Rückenhaares war weggesengt, rosige, nackte Haut lag frei. Sie schnitt eine Grimasse, als die anderen in Gelächter ausbrachen. Sie schaute sich kurz um, ging auf das tote Reptil zu und bepisste beiläufig sein Gesicht.
    Als sie sich zum „Weitermarsch fertigmachten, sagte Beauty: »Dein Messer, Joshua.«
    Er ließ sich die Waffe geben und schlitzte der Echse säuberlich den Brustkorb auf. Er fand eine lange feste Rippe, unverletzt durch die Explosion, und schnitt sie sorgfältig heraus. Er befreite den Knochen von Fett und Muskeln, kerbte beide Enden ein und legte die fast zwei Meter lange Rippe auf den Boden. Die anderen schauten geduldig zu.
    Der Zentaur öffnete als nächstes die Innenseite der Hinterbeine und legte bedächtig die Beugesehne frei, die von der Hüfte aus am Knie vorbeilief. Er trennte die Sehne an beiden Enden ab und befestigte sie an den Kerben der Rippe, bis die Sehne über dem Knochenbogen straff gespannt war. Dann war er fertig und hängte sich den neuen starken Bogen über die Schulter.
    »Vergeuden wir keine Zeit«, sagte er ruhig und trabte nach Süden davon, als sei nichts geschehen.
    Die anderen lächelten behaglich und folgten ihm. Sie fühlten sich wohl miteinander.
    Auf der anderen Seite des Bambuswaldes wurde das Gelände hügelig. Es war bewachsen mit Gebüsch. Die sinkende Sonne warf lange Schatten. Der Tag wurde lang. Josh war müde.
    Die Gruppe setzte ihren Weg durch eine Welt des Kampfes fort. Man sah es überall: zerfallene, halb vergrabene Skelette; argwöhnische, verborgene Augen, die aus Büschen und Höhlen auf die Vorbeiziehenden starrten; Totems, windschief hier und dort eingepflanzt, um Flächen abzustecken, das Böse abzuwehren; leere Unterstände, vor Alter zerbröckelnd. Kampf und Wandel.
    Vor einer Erhebung, die nach Osten abfiel, fanden sie in einem Hohlweg den demolierten Wagen. Überall waren Fußabdrücke zu sehen. Der Geruch nach Fell und Haarschuppen lag wie frischgefallener Schnee auf dem Boden. Josh kniete nieder und pflückte von einem niedrigen Ast ein langes Menschenhaar. Ein klares Zeichen.
    »Es kann nicht mehr lange dauern«, sagte Josh und blickte in die Richtung, in der die Spuren sich entfernten.
    Isis, die den Boden beschnupperte, fauchte plötzlich. Beauty lief hin, kniete nieder, rieb die Erde zwischen den Fingern.
    »Blut«, sagte er. Er roch daran. »Menschliches.« Er schwieg kurze Zeit. »Von Dicey, fürchte ich.«
    Die Haare an Joshs Nacken sträubten sich. Er begann in Richtung Süden zu laufen, der Katastrophe auf den Fersen.
     
    Nacht. Die vier Verfolger kauerten auf einem Felssims. Unter ihnen, in der Ferne, an den Furchen eines vertrocknenden Flusses, lag das Lager der Unglücksfälle. An die fünfzig Vampire und andere Wesen vermischten sich mit ihren Schatten zwischen den Feuern und Zelten des Biwaks. Abseits davon, in den Schatten, waren Gruppen gefesselter Menschen zu sehen. Die Entfernung war noch so groß, dass sich keine Gesichter unterscheiden ließen.
    »Zu viele für einen Sturmangriff«, flüsterte Josh. »Wir brauchen einen Plan.«
    »Ich bin dafür, hier zu warten, bis sie weiterziehen«, sagte Jasmine. »Wir können sie leichter überfallen, wenn sie auf dem Weg sind.«
    »Nein«, sagte Beauty. »Wir verlieren sie vielleicht. Wir haben sie jetzt vor uns.«
    »Wir haben gar nichts.« Jasmine schüttelte den Kopf. »Wir haben Staub im Mund.«
    Beauty machte ein finsteres Gesicht. Josh hob die Hand, um beide zum Schweigen zu bringen.
    »Wir brauchen einen Plan. Ich schleiche mich hinunter und sehe mir das an. Vielleicht kann ich sie sogar losschneiden, und wir huschen einfach alle davon.« Er war sonst nicht bestrebt, sich vorzudrängen, aber der quälende Schmerz im Rücken war kaum noch zu ertragen und machte Josh kühn vor Angst, drängte ihn zur Tat.
    Beauty schüttelte den Kopf.
    »Zu gefährlich. Sie würden dich fangen. Außerdem will ich den Hals dieses Vampirs zwischen meinen Händen spüren.«
    »Erst, wenn Dicey in Sicherheit ist«, warnte Joshua.
    Isis, deren Kopf zwischen den beiden hin- und hergegangen war, lief auf Josh zu.
    »Wir sind dein Mädchen«, sagte sie. Ihre Augen hielten die seinen fest.
    Zuerst zog er die Brauen

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