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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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ihr Joshua.
    Beauty und D’Ursu blieben allein am Feuer sitzen und ließen die Köpfe hängen.
    »Sie hat Vernunft«, sagte Beauty schließlich.
    »Sie ist klug«, meinte D’Ursu.
    Beauty war traurig über die Kluft, die sich zwischen ihm und D’Ursu aufgetan hatte. Er brachte dem alten Bären noch immer große Liebe und Zuneigung entgegen, aber sie waren nach dem Ende des Krieges verschiedene Wege gegangen. Beauty betrachtete seinen Freund wie aus weiter Ferne. Er hätte D’Ursu gerne klargemacht, was er empfand – seine Liebe zu Joshua, das neue Verständnis für manche menschlichen Züge, den Stolz auf seinen Hof –, aber er wusste nicht, wo er anfangen sollte.
    »Ich muss am Morgen weiter, D’Ursu Magna. Wenn es deinesgleichen wären, die man entführt hätte, würdest du nicht anders handeln.«
    Der Bärenhäuptling schüttelte den Kopf.
    »Wenn Wesen uns angreifen, würde ich für meine Familie kämpfen. Aber fort ist fort. Hier und jetzt, das ist die Art der Tiere.«
    Beauty fühlte die Sehnsucht nach Rose in sich, die Erinnerung an ihren Duft, die Erwartung ihres künftigen Lächelns; seinen Hass auf die Wesen, die sie entführt hatten; seine Gier, sie zu jagen, ihnen das zuzufügen, was sie ihm angetan hatten. Er dachte auch an Jasmines Erzählung, an die Entstehung der modernen Arten; Bruchteile von Tieren in jedem Menschen, und Mensch in jedem Tier.
    »Aber das ist nicht meine Art, D’Ursu Magna. Nicht die meine.« Während er das sagte, erkannte er mit bekümmerter Traurigkeit, wer er nicht war; dann fragte er sich, ob er jemals entdecken würde, wer er war.
    D’Ursu schwankte hin und her.
    »Er wird euch nicht auf Rachefeldzug gehen lassen, alter Freund.«
    »Was wird er tun?«
    »Euch wahrscheinlich töten. Als Nahrung.«
    Beauty nickte.
    »Gefällt es dir hier?«
    Der alte Bär lächelte, ein strahlendes Lächeln, dem drei Zähne fehlten.
    »Es gefällt mir gut. Es ist nicht wie früher, aber mir gefällt es.« Sie machten es sich bequem, beschlossen stillschweigend, die Kluft der Jahre zu missachten, und erzählten sich glorreiche Geschichten des letzten großen Krieges, der allen Kriegen ein Ende gemacht hatte, als sie gemeinsam für die Gerechtigkeit und füreinander in den Kampf gezogen waren.
     
    Inzwischen hatten Jasmine und Josh sich unter die Zuschauer der Ringkämpfe gemischt und sich rasch in die Auseinandersetzung zwischen einem kleinen Gorilla und einem großen Ursamann vertieft. Dutzende von Tieren standen dabei, feuerten an, gaben Ratschläge, lachten, bellten. Jasmine flüsterte Josh zu: »Der Affe gewinnt – er atmet noch nicht einmal schwer.«
    Josh schob die Unterlippe vor.
    »Aber der andere ist größer. Die Masse macht’s.«
    Jasmine schrie dem Gorilla etwas zu, wandte sich an einen Satyr neben ihnen und sagte: »Wettet ihr auch bei diesen Kämpfen?«
    Der Satyr sah sie zuerst entsetzt, dann hochmütig an.
    »Das ist echt menschlich«, höhnte er. Jasmine wollte sich abwenden, aber der Satyr packte sie an der Schulter, senkte die Stimme und sagte: »Meinetwegen. Ich übernehme Fünf zu Drei auf Klumpfuß. Das ist der Bär.«
    Jasmine gewann beim nächsten Niederwurf, nach dem Klumpfuß betäubt und fauchend am Boden liegen blieb. Der Satyr, der Granpan hieß, führte Jasmine zu seinem Lagerfeuer, um zu bezahlen. Josh ging mit, weil er nichts Besseres zu tun hatte, obwohl seine düsteren Gedanken nicht bei den Wetten waren, sondern gehetzt umherzuckten von Jarls Angeboten und Forderungen zu Dicey, Ollie und Rose, zum Rache-Recht, zu Flucht, zu Beauty und D’Ursu, zum Schrumpfen der menschlichen Rasse, zu dem neuen Tier, zu Büchern, zu Vampiren, zu Nahrung. Endlich begriff er, dass er Hunger hatte.
    Granpans Freunde saßen an einem kleinen Lagerfeuer. Drei Nymphen, ein Elf, ein Roul und ein Hobbit. Man stellte sich vor. Die Nymphen hießen Weide, Zuckerkiefer und Palme, der Elf Siskin, der Roul Roul und der Hobbit Windo. Keiner war größer als einszwanzig.
    Als sie erfuhren, dass Joshua Hunger hatte, zogen ihn die Dryaden zum Herdfeuer und bestanden darauf, dass er Rosinenkuchen, Grop und Wurzelsalat mitaß. Siskin warf mehr zwiebelgefüllte Kartoffeln auf die Glut. Granpan bezahlte Jasmines Wettgewinn mit Goldstaub, während Windo nachdenklich an seiner langen Pfeife sog und die braunen Hasenbeine am Feuer wärmte. Roul hatte sich neben dem Hobbit zusammengerollt und roulte leise. Jasmine ließ sich von Granpans Grog anbieten.
    »Bleibt er denn bei uns?« fragte

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