Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
Vom Netzwerk:
wie die Krallen des Richter-Königs. Die anderen Tiere standen dicht zusammengedrängt und hörten und sahen zu.
    Jarl eröffnete die Sitzung.
    »Diese Versammlung ist nicht einberufen worden, weil eurer König das gewünscht hätte, sondern weil es angemessen ist.« Er schwieg kurz. Die Tiere waren still. »Die Angeklagten sind aufgefordert worden, sich uns anzuschließen, haben sich aber geweigert, weil sie Rache üben wollen, was gegen das Naturgesetz der Tiere verstößt. Überdies sind bei ihrer Verfolgung dieses Zwecks Tiere gestorben. Angeklagte, was sagt ihr?«
    Josh trat vor und sagte zu den Geschworenen: »Mein Name ist Joshua, Mensch und Jäger und Schreiber …« Er berichtete noch einmal vollständig. Die Tiere lauschten aufmerksam.
    Als Joshua fertig war, sagte Beauty nur: »Ich habe nichts hinzuzufügen. Unsere Mission ist eine private und betrifft euch nicht. Wir wollen nichts als weiterziehen, um unsere Angehörigen zurückzuholen.«
    Die Juristen wandten sich Jasmine zu. Sie äußerte sich nur kurz.
    »Ich möchte lediglich ein paar Dinge hervorheben. Erstens sollte die Idee der Rache für eure Überlegungen ohne Belang sein. Ob wir drei Rachegefühle haben oder nicht, betrifft unser Inneres, nicht euer Urteil. Worum es hier geht, ist klar: Tiere haben die Familien meiner Freunde überfallen und ohne Rechtfertigung getötet. Wir jagen diese Tiere seitdem, um zu retten, was von den Familien noch überlebt hat.
    Zweitens habe ich mich der Jagd angeschlossen, weil dieser Mensch mir das Leben gerettet hat, obwohl er das nicht zu tun brauchte. Das ist wichtig für euch zu wissen – er ist gut.
    Und schließlich haben wir kein Tier ohne Rechtfertigung getötet. Nur um uns zu wehren, nur wenn wir dazu gezwungen waren. So steht es mit uns.«
    In der Pause danach hörte man, wie die Geschworenen raschelten, flüsterten, sich kratzten. Schließlich ergriff Jarl das Wort: »Ich verzichte auf mein Eröffnungsplädoyer im Namen des Waldes. Zeugen für die Angeklagten, tretet vor und sprecht.«
    Lange Zeit blieb es in der Lichtung still, als die Tiere sich nach denen umsahen, die für diese drei aussagen wollten, obwohl sie sich Jarls Wünschen widersetzten. Niemand rührte sich. Nur das Laub flüsterte erregt wie eine Zuschauerkulisse. Gerade als Jarl weitersprechen wollte, trat D’Ursu Magna vor.
    »Tiere, ich spreche für Beauté Centauri.« Es wurde totenstill. D’Ursu Magna war ein Häuptling und hoch geachtet. Alle Tiere gaben ihm Gehör. »Vor langer Zeit«, fuhr er fort – die Tiere hatten, wenn es über eine Spanne von Tagen hinausging, nur eine unklare Vorstellung von Vergangenheit oder Zukunft – »gab es einen großen Krieg. Ich kämpfte, wie viele von euch, sehr ehrenvoll unter unserem weisen König Jarl zusammen mit zahllosen tapferen Tieren gegen die Menschen, die uns so lange versklavt, eingesperrt und gedemütigt hatten, die Versuche mit uns anstellten, uns zu ihrem Genuss und unserem Elend züchteten. In diesem gerechten Krieg war Beauté Centauri mein Hauptmann.
    Es gab keinen Soldaten, der tapferer gewesen wäre, kein wahreres Tier. Oft, wenn ich verwundet war, rettete er mir unter Todesgefahr das Leben – einmal auf den Ebenen von Barba-Dun.«
    Gemurmel erhob sich. Selbst Wesen mit dem kürzesten Gedächtnis, die sich an die Schlacht nur ganz undeutlich erinnerten, hatten die Empfindungen von damals nicht vergessen.
    »Niemals hat Beauté Centauri je das Vertrauen der Tiere enttäuscht, obschon er oft verlockt wurde. Im zweiten Jahr des Krieges traute er mir, dass ich ihn mit dem Seil in die Mosischen Feuerhöhlen hinabließ, damit er eine Truhe voll Edelsteinen heraufholen konnte, um sie den Menschen im Austausch für Geiseln anzubieten. Das Feuer züngelte nach ihm, aber er zuckte nicht. Ich sollte ihn tiefer hinablassen, weil die Juwelen nicht weit waren.«
    Nun herrschte Stille, als gehe ein Schauder durch die Zuhörer; das Bild von ungezügeltem Feuer, von einem Tier, das in der Flammengrube hing, entsetzte die Wesen im Wald wie kein zweites.
    »Er trug kleine Tiere auf dem Rücken, wo er ging«, fuhr D’Ursu fort, »damit sie rasten konnten. Einmal überbrachten wir beide eine sehr wichtige Botschaft von Skorl, dem Bären-Fürsten, an die Rudel im Westen. Menschen entdeckten unsere Fährte, aber Beauté Centauri lief schreiend nach Norden, damit ich ungefährdet mit unserem Auftrag entweichen konnte. Es kam sogar so weit –«
    »Genug!« rief Jarl dröhnend. »Das beginnt uns zu

Weitere Kostenlose Bücher