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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Siskin augenzwinkernd.
    »Nein«, sagte Jasmine lächelnd und schlürfte das heiße Getränk. »Nur heute Nacht, glaube ich. Wir wollen eure Gastfreundschaft nicht ausnützen.«
    »Es wäre gerechter, wenn ihr so lange bleiben würdet, dass ich mein Gold zurückgewinnen könnte«, spaßte Granpan.
    »Bist hübsch«, sagte Zuckerkiefer zu Josh. Auf ihrem Gesicht tanzte rötlicher Feuerschein. »Warum so düster, Jägersmann?«
    »Grog wird Wunder bei ihm tun«, meinte Granpan.
    »Nicht jeder ist düster, der weint«, erklärte Weide.
    »Ich – es tut mir leid, wenn ich …«, begann Joshua. Die Lage, in der sie sich befanden, machte ihn immer nervöser, aber dass er auf diese echte Gastfreundschaft so bedrückt reagierte, störte ihn auch.
    »Er will nicht unhöflich sein«, entschuldigte sich Jasmine für ihn. »Er muss erst lernen, nichts zu tun, wenn nichts getan werden kann.« Josh sah sie an. Sie wies mit dem Kopf auf den Waldrand. »Bei Wachen alle fünf Meter könnten wir diese Nacht ohnehin nicht fort.«
    Granpan lachte.
    »Sie sollen Eindringlinge fern-, nicht Freunde im Lager halten.«
    »Ah«, sagte Jasmine, aber Josh nickte ihr unmerklich zu.
    Die Tiere schienen von der besonderen Stellung der neuen Gefangenen/Gäste nichts zu wissen.
    »Nun gut, dann bleibt nichts anderes, als zu trinken und fröhlich zu sein«, rief Granpan. Er ließ sich im Übermut umfallen und kippte den Inhalt seines Bechers über Roul.
    »Roul«, sagte Roul und leckte sich sauber.
    »Entschuldige, Alter«, sagte Granpan.
    Joshua trank doch mit und wurde ein wenig gelassener.
    »Ein fröhlicher Haufen, mit dem du lebst, Granpan. Ich beneide dich.«
    »Mit dir wär’s noch schöner«, säuselte Zuckerkiefer und rieb die Nase an Joshuas Schulter. Er legte den Arm um sie.
    »Und du, Windo, so still?« sagte Jasmine. »Bist du zufrieden mit deinem Schicksal?« Sie empfand große Zuneigung zu diesen kleinen hasenähnlichen Wesen mit den spitzen Ohren. Sie waren in der mittleren Dekadenz des 22. Jahrhunderts für die Kinder der Reichen genetisch konstruiert worden – eine Zeitlang sogar in Massenproduktion. Sie waren überall begehrt, ein geliebter Mythos. Aber sie hielten sich nicht gut, weder in der Kultur, die sie hervorgebracht hatte, noch in späteren schweren Zeiten. Sie brauchten mehr Unterstützung, als die Welt geben konnte, vermutete Jasmine. Jedenfalls starben sie aus.
    Die trüben Pupillen des Hobbits bewegten sich kaum, als er die Pfeife aus dem Mund nahm.
    »Ich habe Anlass genug, glücklich zu sein, was die meisten meiner Art nicht von sich sagen können. Das Schicksal hat mir geschickt, was ich brauche.«
    Jasmine sah Windo fragend an, dann blickte sie zu Granpan hinüber. Der Satyr lachte schallend.
    »Das ist das Zeug, das er raucht.« Er zwinkerte Jasmine zu.
    »Hast du je erwogen, dich allein durchzuschlagen?« fragte Jasmine das sonderbare kleine Wesen.
    Granpan wackelte wissend mit dem Kopf.
    »Sie halten sich da nicht gut«, sagte er und wies auf den Wald und seine Umgebung.
    »Nein, sie sind viel zu sanft«, bestätigte Jasmine. Sie sah Josh an, bevor sie weitersprach. »Anfang des 22. Jahrhunderts gab es überall Hobbits. Jeder Kinderzoo hatte ein Dorf mit ihnen, jeder Mythenliebhaber einen zu Hause. Dann kamen die Mikrobenkriege von 2116 und töteten die meisten Menschen und verwandte Arten, die nicht resistent waren. Die Hobbits wurden stark dezimiert. Dann der Atomkrieg am 4. und 5. Juli 2117. Er löschte die meisten Großstädte aus, die nach den Brandstiftungen und Plünderungen in den Mikrobenkriegen noch standen. Es war praktisch die letzte Selbstmordzuckung der ganzen verfallenden Kultur. Da starb vieles, und die Hobbits waren nur ein Ausdruck dieses untergehenden Traumes mehr. Sie haben sich seitdem irgendwie durchgeschlagen und mit jedem Jahr ein paar Leute mehr verloren. Der Wettbewerb war wohl einfach zu brutal. Es ist schwer, einen sanften Traum am Leben zu halten, wenn so viele Alpträume sich um einen drängen.« Jasmine bemerkte, dass sie mehr zu sich selbst gesprochen hatte. Sie verstummte und hob den Kopf.
    Zu ihrer Verwunderung stellte sie fest, dass ihr alle aufmerksam zuhörten. Die Tiere liebten es, von vorbeikommenden Fremden geheimnisvolle Geschichten zu hören, fiel ihr ein. Sie glaubten ihr nicht mehr und nicht weniger als irgendeinem wandernden Geschichtenerzähler; für die Tiere waren alle Geschichten wahr und wunderbar. Sie lächelte die anderen schief an. Nur Windo achtete nicht

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