Zeitbombe Internet
heiÃt »Places« und gibt Nutzern die Möglichkeit, ihrem Netzwerk zu zeigen, wo sie sich aufhalten. Um das abzuschalten, muss man vier verschiedene Optionen in den Privatsphäre-Einstellungen ändern.
Ein Unternehmen, das in Sachen Datensicherheit auch nicht viel besser ist als andere, das aber eine zentrale Stellung in der globalen Internetkommunikation hat â drängt es die Menschen auch deshalb so sehr in die Ãffentlichkeit, weil es seiner eigenen Software nicht zutraut, Kommunikation vertraulich zu halten?
Wer eine so bedeutende Rolle in der globalen Kommunikation einnimmt wie Facebook, der muss seine Methoden, seine Arbeitsweise und seine Unternehmenskultur seiner Verantwortung anpassen â aber dafür macht Facebook sehr viele Fehler.
Nur Investoren hat das bisher nicht gestört.
Sieben Jahre alt. Und schon 80 Milliarden Dollar wert?
Im Sommer 2011 (und damit nach Andruck dieses Buches) ist Facebook wieder einmal umgezogen. Die neuen Bürogebäude an der San Francisco Bay gehörten ehemals der Firma Sun, aus deren Netzwerkrechnern ein Teil der Internet-Infrastruktur gebaut wurde. Sun wurde jedoch vom Softwareunternehmen Oracle übernommen und benötigt seinen Campus nicht mehr. Facebook dagegen braucht mehr Platz.
Bis zu dem Umzug hatte das Soziale Netzwerk seine Zentrale ein paar Kilometer entfernt in einer ehemaligen Medizingerätefabrik in Palo Alto nahe der Stanford Universität aufgeschlagen, und man bekam dort einen guten Eindruck von der Arbeitskultur, von der eigenen Mischung aus Professionalität und Experimentierfreude, die im Unternehmen herrscht. Ein Rundgang durch die beiden weitläufigen, offenen Etagen wirkte wie der Besuch in einer arbeitenden Wohngemeinschaft, in der Menschen zusammenkommen, die mit niemandem in ihrem Leben so viel Zeit verbringen wie mit ihren Kollegen. Verstreute Habseligkeiten der Mitarbeiter erinnerten noch an Zeiten, als Facebook nicht viel mehr war als das Zimmer eines männlichen Jugendlichen, der seine Zeit am Computer verbringt, aber seine Stofftiere und Monsterfiguren noch nicht auf den Dachboden geräumt hat. Zugleich hatten die Programmierer auf mehreren tausend Quadratmetern ordentliche Tischreihen gebildet, es gab ein Bootcamp für die neuen, die eingearbeitet werden mussten, und eine groÃe Kantine, in der sich alle Mitarbeiter freitags zur kurzen Vollversammlung einfanden. Facebook ist eine Firma der kurzen Wege und flachen Hierarchien geblieben. In der unteren Etage saÃen viele Mitarbeiter noch in Rufweite von Zuckerberg, denn abgesehen von kleinen Besprechungskammern war die Facebook-Zentrale ein offener Raum.
Zuckerberg ist heute CEO (Chief Executiv Officer, d. h. alleiniger Geschäftsführer), aber vor ein paar Jahren war er nur ein begnadeter junger Programmierer, der im Sommer 2004 sein Studium an der Universität Harvard unterbrach, um mit aller Energie und groÃer Willenskraft einer Idee zu folgen, von der er selbst noch nicht wusste, wohin sie ihn tragen würde. Er zog mit einigen Freunden nach Kalifornien. Ihre Partys feierten sie mit Bier und â so wird erzählt â mit ein bisschen Haschisch. Fotos aus dieser Zeit zeigen junge Kerle, die um einen Tisch sitzen. Vor sich hatte jeder von ihnen einen aufgeklappten Laptop und darum herum lagen die Reste schlechter Ernährung: Cola-Dosen und Pizzakartons. Vom Kamin aus sollen sie irgendwann sogar ein Seil zu einem Telefonmasten
gezogen haben, der hinter dem Swimmingpool im Garten stand, weil sie sich so direkt abseilen und in den Pool fallen lassen konnten. Am Ende des Sommers war der Wasserfilter des Pools voller Glasscherben, und auch das Apartment musste erst einmal renoviert werden, schreibt Firmenbiograph David Kirkpatrick.
Zuckerberg war eben nicht nur ein Computergenie, sondern auch ein ziemlich unreifer Mensch, wie auch E-Mails belegen, die im Umfeld von juristischen Auseinandersetzungen aufgetaucht sind und die sich um die Gründungszeit von Facebook drehen. Aufsichtsratsmitglieder von Facebook haben gegenüber dem US-Magazin New Yorker ihre Echtheit bestätigt. Einige Nachrichten an einen nicht genannten Bekannten lauten:
Zuckerberg: »Klar, wenn Du irgendwann mal Informationen über irgendjemanden in Harvard suchst.«
Zuckerberg: »Frag einfach.«
Zuckerberg: »Ich habe mehr als viertausend E-Mail-Adressen, Bilder und Wohnadressen.«
Unbekannter: »Was!? Wie hast Du das
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