Zeitbombe Internet
geschafft?«
Zuckerberg: »Die Leute haben es einfach eingetragen.«
Zuckerberg: »Ich weià auch nicht, warum.«
Zuckerberg: »Sie âºvertrauenâ¹ mir.«
Zuckerberg: »Dumb fucks â verdammte Idioten.«
Jahrelang hat sich Zuckerberg nicht zu diesen E-Mails geäuÃert, doch im Sommer 2010 sagte er dem New Yorker: »Wenn man damit weitermachen will, ein Angebot aufzubauen, das einflussreich ist und auf das sich viele Menschen verlassen, dann muss man sich erwachsen verhalten, richtig? Ich denke, ich bin erwachsen geworden und habe eine Menge gelernt.« Wer Zuckerberg länger verfolgt, ihn getroffen und die über ihn erschienenen Bücher gelesen hat, wird zu dem Schluss kommen, dass er in beeindruckender Weise mit seinen Aufgaben wächst â aber zugleich noch einen langen Weg vor sich hat.
Zuckerberg war klug genug, für dieses Ziel einige erfahrene und exzellente Manager um sich zu scharen: Kommunikations-
und Lobbymanager Elliot Schrage, den Werbestrategen Dan Rose â und die frühere Google-Managerin Sheryl Sandberg. Sie ist Chief Operating Officer und leitet das Tagesgeschäft in der Firma. Ihr Schreibtisch stand im Erdgeschoss der alten Zentrale und bildete einen Dreierblock mit dem von Mark Zuckerberg und ihrer gemeinsamen Sekretärin.
Zu einem Treffen im April 2010 kommt Sandberg mit langen Schritten aus einem Besprechungsraum gestürmt, grüÃt, rennt weiter. »Muss in die Kantine«, ruft sie, verteilt auf dem Weg noch Arbeit, um Minuten später mit einem Bündel Bananen zurückzukommen. Eine reiÃt sie auf, die anderen schiebt sie über den Tisch. »Möchte jemand?« Das ist Sandberg. Seit bald vier Jahren verwandelt sie die wild wuchernde Internetfirma in einen Konzern. Sie sagt: »Als ich kam, hatten wir vierhundertfünfzig Mitarbeiter.« Jetzt sind es mehr als zweitausend. Ihre Aufgabe ist es, die abertausend Alltagsfragen zu lösen, damit aus dem Startup ein richtiges Unternehmen wird. Sie sagt: »Ich laufe den ganzen Tag mit meinem Klebeband herum, bisher ist nichts auseinandergefallen. «
Ergebnisse zu liefern, hat sie früh gelernt. Ihr Doktorvater in Harvard war Larry Summers, der später Wirtschaftsberater von Präsident Barack Obama wurde. Nacheinander ging sie zur Weltbank, wurde Stabschefin im Washingtoner Finanzministerium, wechselte zu Google, baute dort das Werbegeschäft auf und wurde in den Vorstand befördert. Bis Mark Zuckerberg sie abwarb. Nun erledigt Sandberg für Facebook stets drei Dinge zugleich, egal, wen man fragt, so wird sie beschrieben, und keiner versäumt zu erwähnen, dass die Ãberfrau über alldem andere Menschen nicht vergesse. So wie bei den Bananen: eine Staude für die Mannschaft.
Nur, der tägliche Ansturm schafft manchmal selbst die Superfrau. Ende April 2010 ist so ein Tag, sie sieht nach wenig Schlaf aus, und das künstliche Licht im Besprechungsraum macht sie noch blasser. Wie ihr heutiger Tag werde? »Grauenhaft«, sagt sie. An jenem Tag, den Sandberg als grauenhaft einstuft, haben vier US-Senatoren offiziell gegen Facebook
Stellung bezogen. Unter ihnen Charles Schumer, einer der einflussreichsten Senatoren überhaupt. Er verlangte schriftlich, das Unternehmen müsse den Umgang mit der Privatsphäre seiner Nutzer ändern: »Bringen Sie das in Ordnung!« In jenem Frühjahr hat Facebook seinen Status als junges, unschuldiges Unternehmen verloren â und wird in Washington seither als ernstzunehmender Konzern behandelt. Mehrere amerikanische Gesetzgebungsverfahren versuchen inzwischen die Privatsphäre im Internet zu stärken und widmen sich der Frage, wie Nutzer besseren Zugriff auf ihre Daten bekommen können. Facebook war einer der Auslöser.
Trotzdem wird das Unternehmen inzwischen mit 50 bis 60 Milliarden Dollar bewertet.
Solange das Unternehmen nicht an der Börse notiert ist, wird das ein Näherungswert bleiben, sicher ist nur: Die Wertentwicklung seit dem Herbst 2010 ist atemberaubend. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzte den Wert zunächst auf 23 Milliarden Dollar. Im November gab dann einer der bis dahin gröÃten Anteilseigner von Facebook, der Wagniskapitalgeber Accel Partners, einen Teil seiner Facebook-Aktien an willige Investoren ab, angeblich bei einer Bewertung von 35 Milliarden Dollar. Als die US-Investmentbank Goldman Sachs im Dezember 2010 knapp 450 Millionen Dollar
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