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Zeitbombe Internet

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Titel: Zeitbombe Internet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fischermann
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für knapp ein Prozent der Facebook-Anteile zahlt, ist das Soziale Netzwerk rechnerisch 50 Milliarden Dollar wert. Facebook-Aktien wurden auch seit Längerem auf dem Graumarkt gehandelt. Dort verkaufen Angestellte und frühe Investoren ihre Anteile über Handelshäuser wie Secondary Markets, Sharepost und Second Market. Den Meldedaten dieser Firmen und Medienberichten zufolge liegt der Wert von Facebook sogar bei knapp 60 Milliarden Dollar, wobei die Erfahrung zeigt: Die Graumarkt-Preise liegen ein Stück weit über den Aktienkursen bei einem späteren Börsengang.
    Und wann kommt der Börsengang? Manches deutet auf das Jahr 2012 hin. Setzt Facebook seine Entwicklung fort, wird das Unternehmen Ende 2011 vielleicht mehr als drei Milliarden Dollar Umsatz machen. Eine ähnliche Größenordnung
hatte der Suchmaschinenbetreiber Google, als der 2004 an die Börse ging. Google wuchs seinerzeit allerdings schneller und war nach allem, was man heute über Facebook weiß, von Anfang an deutlich profitabler.
    Wieso also ist Facebook so viel wert? Das hat mehrere Gründe. Erstens erwarten die Investoren offenbar, dass Facebook auf den politischen Druck reagiert und in der Lage ist, technische Antworten auf die angesprochenen Probleme zu finden.
    Zweitens gehen eigentlich alle davon aus, dass Facebook die Aufmerksamkeit der Nutzer in Werbemilliarden ummünzen kann. Werbe- und Marketingmanager bestätigen das: »Es ist ein ziemlich guter Weg, um seine Botschaften zum Konsumenten zu schaffen«, sagt etwa Marc Pritchard, Markenmanager beim Konsumgüterkonzern Procter & Gamble; und der Digitalstratege der internationalen PR-Agentur Ketchum, Richard Ouyang, sagt: »Etwas mit Facebook zu machen ist heute Standard.«
    Und drittens herrscht die Überzeugung, dass der überwiegende Teil der Facebook-Nutzung von einem gesellschaftlichen und mentalen Wandel getragen wird, der permanent ist.
    Alles Selbstdarsteller und Narzissten!
    Â»Connection is attention«, Kontakt bringt Aufmerksamkeit, liefert ein kleines Glückserlebnis, so erklärt die kalifornische Wissenschaftlerin Kit Yarrow einen wesentlichen Erfolgsfaktor von Facebook. Sie lehrt Psychologie an der Golden-State-Universität, hat einen Bestseller über das Konsumverhalten junger Menschen geschrieben und ist eine begehrte Rednerin bei Unternehmen und auf Kongressen. Ihr Argument lautet: Facebook besteht aus Nachrichten, Werbebotschaften und kurzen Kontakten zu anderen Menschen. Die Seite ist so angelegt, dass stets mehrere Dinge gleichzeitig geschehen. Man sieht, welche Freunde online sind, man sieht die privaten Nachrichten der vergangenen Minuten und
Stunden, Facebook schlägt automatisch vor, sich bei einem Bekannten mal wieder zu melden und zeigt dessen Bild. Dazwischen steht ein kleines Werbebanner, unauffällig, es sieht genauso aus wie andere Elemente auf der Seite. Connection is attention. Facebook bedient diese Bedürfnisse im Internet erfolgreicher als andere, und Yarrow meint, die Oberfläche des Sozialen Netzwerks sei ein Spiegelbild der Lebenswelten, die sie in den Einkaufszentren erforsche. Die Softwareingenieure bei Facebook hätten die Menschen ziemlich gut verstanden.
    Kit Yarrow lädt zu einem Rundgang in ein Einkaufszentrum in Hillsdale nahe San Francisco. Wo soll sie anfangen? Sie dreht sich auf dem glatten Steinboden langsam um die eigene Achse. Ihr Revier hat mehr als 100.000 Quadratmeter. Ein perfekter Ort sei das, sagt Yarrow, um zu verstehen, wie Jugendliche und junge Erwachsene ticken. Sie erklärt: »Seit Langem halten amerikanische Eltern das Einkaufszentrum für einen sicheren Ort, in dem sie ihren Kindern freien Lauf lassen können«, beginnt sie. Verglichen mit Bushaltestellen oder Bars, gelten Einkaufszentren als sauber und familienfreundlich. »Viele Kinder wachsen hier praktisch auf. Hier treten Marken in ihren Alltag, bevor sie ihr erstes Wort sprechen. Und später treffen sie hier ihre Freunde.« Im Einkaufszentrum zu sein heißt aber auch, einem Strom von Eindrücken ausgesetzt zu sein. Waren, Werbebotschaften, Menschen: Sie ziehen vorbei. Und manchmal kommt man ins Gespräch.
    Yarrow geht ein paar Schritte und bleibt in der Tür eines Modegeschäfts stehen. »Forever 21« heißt es, nie älter als 21 Jahre alt werden. Mit einer Mischung aus mitfühlender Wärme und wissenschaftlicher Kälte mustert sie die jungen Frauen, die sich,

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