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Zeitbombe Internet

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Titel: Zeitbombe Internet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fischermann
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hat Zuckerberg jedoch durch die von ihm geprägte Unternehmenskultur, durch seine Geisteshaltung heraufbeschworen.

    Kardinalfehler 1: Facebook hat Datenlecks, Identitätsklau und andere Delikte nicht verhindern können.
    Facebook hat rund zweitausend Angestellte; so genau gibt die Firma darüber keine Auskunft. Software-Ingenieure beschäftigt die Firma vielleicht tausend. Wie viele davon für Datensicherheit zuständig sind, ist nicht bekannt. Die Daten fließen in große, firmeneigene oder angemietete Rechenzentren. Es sind Lagerhallen, in denen Tausende von Rechnern stehen, die miteinander verbunden sind und gigantische Speicher bilden. Diese Rechenzentren von Facebook standen in den ersten Jahren ausschließlich in den USA. Inzwischen soll es auch welche in Großbritannien geben. Das Unternehmen schweigt dazu ebenso wie zu den Sicherheitsstandards oder dem Aufwand, den es betreibt, um Datenlecks zu verhindern. Tatsächlich aber hat es in den vergangenen Jahren jede Menge Datenlecks gegeben:
    Im Jahr 2009 berichtet Sophos, eine Internet-Sicherheitsfirma, dass Hackerangriffe und Spam bei Facebook deutlich zugenommen haben. Es sei massenhaft Schadsoftware an Facebook-Mitglieder verschickt worden, um die Rechner derjenigen, die diese Schadsoftware heruntergeladen haben, aus der Ferne in Besitz zu nehmen und sie zu großen Botnetzwerken zusammenzuführen, mit denen Cyberkriminelle ihre Spam-Industrie aufziehen (siehe 1. Kapitel).
    Im März 2010 waren einige Stunden lang alle privaten E-Mail-Adressen von Facebook-Mitgliedern öffentlich zugänglich.
    Im Mai 2010 konnten Facebook-Nutzer private Chats ihrer Freunde mitlesen und sogar deren Kontaktanfragen bearbeiten.
    Die Stanford-Informatikerin Aleksandra Korolova fand im Sommer 2010 eine Datenschutzlücke im Werbe-System von Facebook. Dabei ging es um sogenanntes Targeting, das dem Werbungtreibenden erlaubt, seine Reklame nur an solche Nutzer zu schicken, die bestimmte Eigenschaften haben. Hier war es für Korolova nun möglich, herauszufinden, ob Facebook-Nutzer schwul oder lesbisch sind. Auch Alter, politische
und religiöse Einstellungen einzelner Personen konnte sie mithilfe des Werbe-Werkzeugs von Facebook herausfinden.
    Die Wirtschaftszeitung Wall Street Journal berichtete im Herbst 2010, dass Informationen von Facebook-Mitgliedern an Dutzende von Werbeunternehmen weitergeleitet worden waren.
    Im Frühjahr 2011 erfassten erneute große Spam-Wellen das Soziale Netzwerk. Viren infizierten Zehntausende von Profilen und verschickten Hinweise an die Netzwerke der betroffenen Nutzer. Wer auf den Hinweis klickte, infizierte nicht nur sein Facebook-Profil, sondern auch seinen heimischen Rechner.
    Erfahrende Datenschützer sagen immer: Man solle nie zu viele Dinge an einem Ort speichern. Das biete die meiste Sicherheit.
    Kardinalfehler 2: Fast alles wird in den USA gespeichert.
    Praktisch alle Daten deutscher Mitglieder verlassen in dem Moment, in dem sie eingetippt werden, deutschen Boden, und von da an unterliegen sie nicht mehr dem Schutz, den das Grundgesetz verspricht. Was bedeutet in der Facebook-Ära eine kurzzeitige Sympathie für eine radikale linke Gruppierung? Die halbe deutsche Elite war in Studentenjahren in sozialistischen oder kommunistischen Vereinigungen. Irgendwann sind sie einfach nicht mehr hingegangen und haben ein bürgerliches Leben begonnen. Haben Karriere gemacht. Wie laut, wie öffentlich und wie lange muss man künftig widerrufen? Wer von ihnen könnte heute noch Beamter, Wissenschaftler, Bundesminister werden? Hinzu kommt, dass diese Daten im Ausland lagern und nach den dortigen Gesetzen ausgewertet werden können: Wie oft US-amerikanische Polizisten und andere Ermittlungsbehörden in Soziale Netzwerke Einblick nehmen, ist unbekannt. Dass sie es tun, ist unbestritten. Das US-Recht erlaubt es ihnen, ohne dass sie sich eine richterliche Anordnung besorgen müssten. Ein sogenannter National Security Letter reicht aus, und um ihn auszustellen, muss der Ermittler den Zugriff
nur als relevant erachten. Zahlen sind lediglich für die Jahre 2003 bis 2006 bekannt. In diesem Zeitraum wurden mehr als 190.000 National Security Letters in den USA verschickt, um Auskunft von allen möglichen Institutionen zu erlangen. Die Leichtigkeit, mit der dies vonstatten geht, gehört zu den Folgen der Terroranschläge vom 11. September 2001. Nach diesem Ereignis wurden die staatlichen

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