Zeitbombe Internet
offenbar. Er behält es an.
Wie würde er sich jemandem beschreiben, der ihn nicht kennt? Auf die Frage schweigt Mark Zuckerberg zunächst. Er selbst sagt von sich, er sei awkward , ungelenk, und das trifft zweifellos zu. Auch in jenem Moment in Berlin weià er spontan nicht, wie er sich verhalten soll. Also lässt er sich zu keiner Gefühlsregung hinreiÃen, blickt seinen Gegenüber an und doch zugleich vorbei. Dann stellt er eine Gegenfrage
: »Warum stellen Sie mir so eine psychologisierende Frage zu meiner Person?« Einer der Berater warnt ihn: »Mark, die wollen ein Psychogramm zeichnen.« Zuckerberg sagt nur kurz »mmh«, mehr nicht. Es geht um die Frage von Privatleben und Ãffentlichkeit. Wie schützt er seine Privatsphäre ? Zuckerberg lacht, sieht verlegen zu seinen Beratern, einer antwortet für ihn: »Indem wir sie privat halten. Nächste Frage bitte.« Trotzdem weià inzwischen jeder, der sich mit dem Unternehmen beschäftigt, dass Zuckerberg einen mittelgroÃen, unauffälligen Wagen fährt, vor kurzem für ein paar Millionen Dollar eine Villa nahe der neuen Firmenzentrale gekauft hat und seit Jahren die gleiche feste Freundin hat. »Wenn es um Facebook geht, habe ich mit öffentlichen Auftritten kein Problem. Aber es gibt bestimmt Menschen, die so etwas mehr genieÃen als ich«, sagt Mark Zuckerberg dazu, jener Mensch also, der mit seinem Programm dafür sorgt, dass Millionen Menschen bei Facebook ständig ihre kleinen Auftritte zelebrieren.
Die Welt erobern â das hat er dagegen schon früher gerne gemacht. Seinen ersten Computer bekam er mit zehn Jahren von seinen Eltern geschenkt, einen Quantex 486DX. Ein Schulfreund hatte einen, also wollte er auch einen haben. Was hat er damit gespielt? »Oh, Computerspiele haben mich nie sonderlich interessiert. Ich wollte nicht spielen, ich wollte etwas mit dem Computer machen, etwas GröÃeres.« Er brachte sich das Programmieren mithilfe einiger Bücher selbst bei, und sein Vater besorgte ihm, als er dessen Talent sah, einen privaten Lehrer. Bald darauf programmierte Zuckerberg zum Beispiel einen Instant-Messaging-Nachrichtendienst für die Zahnarztpraxis seines Vaters und später einmal eine Computerversion des Brettspiels »Risiko«. »Rivalisierende Truppen, die darum kämpfen, die Welt zu beherrschen, das hat Spaà gemacht«, sagt er. Später, als Student in Harvard, entwickelte er die erste Version von Facebook. Die Idee war entstanden, weil es den Studenten auf die Nerven ging, dass das offizielle Jahrbuch der Universität nur einmal im Jahr erschien, also nicht ständig aktualisiert werden konnte â und natürlich
auch, weil man dort nichts darüber erfuhr, was junge Studenten über ihre Kommilitonen wirklich wissen wollen: Bist du Single?
»Ich habe Facebook nicht gegründet, weil ich mit einer Firma schnell viel Geld verdienen wollte«, sagt Zuckerberg. »Mein Antrieb war ein anderer. Ich wollte einfach nur beweisen, dass es funktioniert. Deshalb habe ich das Programm damals in meiner Studentenbude geschrieben.« Wird aus Mark Zuckerberg der Bill Gates seiner Generation? »Er ist cool«, sagt Zuckerberg, der sein Sohn sein könnte. »Es interessiert mich, was er denkt, aber ich habe bei Microsoft mehr mit den Leuten zu tun, die noch im Geschäft sind. Und ich bin nicht Bill, ich bin Mark.«
Die Fehler von Facebook
Wenn es eine Sache gibt, in der sich Bill Gates und Mark Zuckerberg ähneln, dann ist es der unbedingte Wille, die eigene Firma zum Erfolg zu führen. Doch die Kosten für so viel Erfolgshunger sind hoch.
Gates hat ein weltweites, rigoroses Vertriebssystem aufgebaut und Konkurrenten durch Exklusivverträge mit Computerherstellern verdrängt. Damit hat Microsoft viele Innovationen verhindert â und seine eigene Software nicht ausreichend fortentwickelt. Insofern war Microsoft Office lange Zeit unbestritten die erfolgreichste, aber nicht die beste Software fürs Büro.
Zuckerberg richtet all sein Streben in eine andere Richtung. Er hat eine weltumspannende Plattform für Kommunikationen im Internet aufgebaut â und dies mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Zugleich hat Facebook ernste Schwächen und Sollbruchstellen. Einige davon sind oben beschrieben und systemimmanent. Andere sind durch technische Fehler beim Aufbau des Unternehmens entstanden. Wieder andere Mängel
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