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Zeitbombe Internet

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Titel: Zeitbombe Internet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fischermann
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seine Partner und Lizenznehmer Ihre Ortungsdaten und -abfragen übertragen, sammeln, verwalten, verarbeiten und verwenden, um Ihnen diese Produkte und Dienste anbieten und sie optimieren
zu können. Sie können Ihr Einverständnis jederzeit widerrufen ...« Dann aber kann man diese Ortungsdienste auch nicht mehr benutzen.
    Das größte Risiko für Apple, einen Kunden zu verlieren, entsteht, wenn der Kunde mit seinem iPhone auch alle Daten verlieren würde, die darauf gespeichert sind. Hier setzt eine weitere Sammel-Aktion des Konzerns an. Seit letztem Sommer macht Apple eine Sicherheitskopie von allen Daten auf dem Telefon – auch innerhalb der Programme –, um alles wiederherstellen zu können, wenn ein Telefon kaputtgeht oder gestohlen wird. Man kann diese Funktion ausstellen, aber es ist davon auszugehen, dass dies nur eine verschwindend geringe Minderheit tut.
    Für die überwiegende Mehrheit speichert Apple in einer Sicherheitskopie folgende Daten: Adressbucheinträge, Notizen, die Liste der letzten Anrufer, SMS-Nachrichten, Fotos, gespeicherte Trainingseinheiten und Einstellungen für Nike + iPod, Daten für Programme aus dem App Store, Videos, Einstellungen für Programme, die eine Ortung ermöglichen – und Sprachmemos. Hinzu kommen Einstellungen, die der Nutzer nach und nach in einzelnen Programmen vornimmt: Lesezeichen im Internetbrowser, Cookies, Karten-Lesezeichen, die Zugangsdaten für Onlinekalender, E-Mail-Konten mit Kennwörtern. Im Sommer 2001 ist Apple dann konsequenterweise noch einen Schritt weiter gegangen und bietet die iCloud an. Dort sollen die Nutzer nicht nur Musik oder die Daten von einem iPhone, sondern gleich alle auf ihren Apple-Computern, iPads, iPods und iPhones anfallenden Daten in die konzerneigenen Rechenzentren überführen. Nur zur Sicherheit, natürlich. Und aus Bequemlichkeit. Denn so haben die Nutzer im Prinzip jederzeit Zugriff auf ihre Daten und müssen sie nicht mehr mühsam zwischen verschiedenen Geräten hin- und herschieben.
    Was Apple mit den ganzen Daten genau macht? Darüber gibt der Konzern keine Auskunft.
    Mit wem er diese Daten, wenn auch in anonymisierter Form teilt? Darüber gibt es keine genauen Informationen.

    Wie Apple sicherstellt, dass diese Daten nicht wegkommen? Geschäftsgeheimnis.
    Wo überall die von Apple gesammelten Informationen in Erkenntnisse verwandelt werden? Bleibt offen.
    Apple ist für seine Kunden ein Schwarzes Loch, wenn es um Daten geht. Und das, obwohl die Kundenprofile von Apple einem digitalen Ebenbild doch näher kommen als viele andere.
    Ein Optimist macht sich Sorgen
    Chris Schmandt ist der Sohn eines ausgewanderten Bayern, ein massiger Mann und über 1,90 Meter groß. Seit mehr als zwanzig Jahren arbeitet er am Massachusetts Institute of Technology in Boston (MIT), wo er die Abteilung Mobility and Speech leitet. Der 56-Jährige ist ein begeisterter Forscher, Erfinder und Technikversteher. Aber er macht sich zunehmend Sorgen.
    Â»Wie all diese Geräte und Techniken, all dieses Zeug, unseren Alltag durchdringt, fasziniert mich seit langer, langer Zeit«, sagt Schmandt. Und dann erzählt er, wie er in den 1980er-Jahren, als Computer allenfalls an Universitäten und in Großunternehmen eingesetzt wurden, weil nur sie die riesigen Maschinen bezahlen konnten, herumexperimentierte. Schmandt grinst. »Erinnern Sie sich noch, wie teuer es war, von einem Hotel aus anzurufen? Also brachte ich meinem Computer bei, dass er mich zurückrief, wenn ich mich kurz meldete, und dass er mich gleichzeitig mit demjenigen verband, mit dem ich telefonieren wollte. Das muss so 1986 gewesen sein.« Zwei Jahre später, 1988, habe er dann einen Computer in den Kofferraum seines Autos eingebaut »und darauf das erste Navigationssystem programmiert«, erzählt Schmandt weiter. »Das war ein cooles Projekt.«
    Schmandt trägt an diesem Tag ein blaues Jeanshemd und eine ausgewaschene Jeans, aber eigentlich sieht er immer so aus, sagt er. An seinen nackten Füßen schlenkern Flipflops. Sein Zimmer liegt im Altbau des MIT. Das Mobiliar ist ein
scheinbar wahllos in dieses Zimmer geratenes Sammelsurium aus Stühlen, Tischen und Regalen. Darauf stehen Computer sowie diverse Anbauteile herum, dazwischen überall Bücher, eigentlich gibt es nur noch einen freien Korridor zu Schmandts Stuhl. Aus einem Regal über seinen zahlreichen Computerbildschirmen

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