Zeitbombe Internet
schön, wenn Sie wüssten, dass der Kunde, der gerade Flugtickets bei Ihnen kauft, wirklich Fred aus Fresno ist statt Boris aus Bulgarien? BlueCava kann das für Sie auseinanderhalten.«
Einmal Apple, immer Apple? Der Klammergriff
Soll man also dankbar sein, dass die digitalen Ebenbilder einen Riesensprung gemacht haben, seit es das iPhone und vergleichbare
Handys von Google, Microsoft und Co. gibt? Der Wissenschaftler Chris Schmandt leitet seit Jahren die Abteilung für Mobilität und Sprache am Media Laboratory des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge bei Boston. Von dort sind in den vergangenen Jahren viele wichtige Impulse für die technologische Entwicklung ausgegangen, und seit Langem ist es eines der intellektuellen Zentren der globalen Computerwissenschaften. Schmandt sagt: Durch die Mobiltelefone von heute weià man »in nicht mehr als zwei Wochen ziemlich viel über dein Leben: wo du lebst, wo dein Arbeitsplatz ist, wie und wann du zur Arbeit fährst, wo du einkaufst, wen du anrufst, ob du Kinder hast und ob du sie in den Kindergarten oder in die Schule bringst. Das kann man alles aus den Daten filtern, die in gerade einmal zwei Wochen entstehen«.
Genau auf diese Daten sind Konzerne wie Apple, Google und Microsoft scharf und erheben sie in groÃem Umfang. Sie kombinieren die Ortungsdaten, die durch Handys entstehen, auf denen ihre eigenen Betriebssysteme laufen, mit den Daten, die die gleichen Konzerne durch kostenlose Internetangebote einsammeln: durch E-Mail-Programme, Chat-Kanäle, Nachrichten-Seiten, Such-Maschinen, Fotospeicher, Musik-Datenbanken, Spiele und anderes mehr. Wer sich einmal darauf eingelassen hat, wird feststellen, dass er nicht so schnell wieder aus diesen Ãko-Systemen herauskommt. Zum einen halten ihn Verträge mit einem Mobilfunkunternehmen ab, die über mehrere Jahre laufen. Zum anderen machen es Apple und Co. enorm schwer, persönliche Daten von einem Anbieter zum nächsten mitzunehmen.
Als Erster hat der Computerhersteller Apple diese Technik perfektioniert. Sein iPhone war ein Meilenstein der Technikgeschichte â und der Datensammelei. Es ist einer der besten Sensoren, die es gibt, und das Unternehmen hat davon inzwischen mehr als 200 Millionen verkauft. Alle diese Menschen haben ein ziemlich genaues Bild ihres Verhaltens beim kalifornischen Computerkonzern Apple hinterlegt â und verfeinern und ergänzen es täglich.
Zunächst einmal kennt die Firma den Namen des iPhone-Besitzers,
weil der sich anmelden muss, sobald er das Telefon erwirbt. Im gleichen Moment verlangt die Firma eine Kreditkartennummer, also eine Bankverbindung. Sonst kann der Kunde das Telefon nicht nutzen.
Mit dem Vertrag erlangt Apple weitreichende Rechte. So heiÃt es im Dokument »iPhone 4. Wichtige Produktinformationen« : »Sie erklären Ihr Einverständnis damit, dass Apple, seine Tochtergesellschaften und Auftragnehmer Diagnosedaten sowie technische Informationen, Nutzungsdaten und zugehörige Informationen, einschlieÃlich insbesondere Informationen über Ihr iPhone, Ihren Computer, Ihre Systemsoftware und Softwareprogramme sowie Ihre Peripheriegeräte sammeln, verwalten, verarbeiten und verwenden dürfen, sofern diese für die iPhone Software relevant sind. Apple ist berechtigt, diese Informationen zu verwenden, um Produkte zu verbessern oder Ihnen Dienste und Technologien zur Verfügung zu stellen, vorausgesetzt, diese Informationen werden anonym gesammelt und in einer Form verwendet, die keinerlei Rückschlüsse auf Ihre Person zulässt.«
Danach fängt die Datensammelei erst richtig an. Apple betreibt seit zehn Jahren einen der gröÃten Onlineshops für Musik und andere Medien (iTunes), registriert also Geschmäcker und Medienkonsumverhalten von mehreren hundert Millionen Menschen.
Das gröÃte Verkaufsargument für das iPhone sind all die nützlichen und unnützen Programme, die anzeigen, wann am nahe gelegenen Bahnhof der Zug abfährt, wo ein nettes Restaurant zu finden ist und wie es von A nach B auf einer Karte geht. Zehn Milliarden solcher »App« genannten Programme haben die Besitzer von iPhones bis Januar 2010 auf ihre Telefone geladen. Und all diese Programme sammeln Daten. Zu den Diensten, die ortsbezogene Daten brauchen, erklärt Apple: »Indem Sie ortsbasierte Dienste auf Ihrem iPhone verwenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass Apple,
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