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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und mit dieser Tat noch einen Unschuldigen belastet hat?«
    Wieder blickte sie lange aus dem Fenster.
    »Ich will es Ihnen sagen: gar nichts. Nicht das Schwarze unter dem Nagel. Norbert war im Leben ein Egoist, und egoistisch ist er auch aus dem Leben verschwunden. Das ist die Wahrheit. Er ist abgehauen und hat mich mit seiner schwer pflegebedürftigen Mutter hier sitzen gelassen.«
    Hain räusperte sich und deutete auf Rolf-Werner Gecks.
    »Könnte es einen Zusammenhang geben zwischen seinem Suizid und Ihrer Beziehung zu unserem Kollegen, Frau Schneider?«
    Britta Schneider zuckte mit den Schultern. Die Bewegung hatte fast etwas Trotziges.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wenn der Anrufer von vorgestern Abend ihm etwas darüber gesagt haben sollte, dann hätte er mich zur Rede stellen können. Das wäre ein Umgang gewesen, mit dem ich etwas hätte anfangen können. Aber so?«
    Sie drehte sich den Beamten zu, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit dem Gesäß an die Fensterbank.
    »So macht man das nicht.«
    Für ein paar Augenblicke herrschte betretenes Schweigen im Raum.
    »Ja«, nahm Lenz den Faden wieder auf, »das wäre zunächst alles, Frau Schneider. Wenn wir noch …«
    »Kleinen Moment noch, Paul«, wurde er von seinem jungen Kollegen unterbrochen, der sich an die Frau wandte. »Ich würde mir gern das Telefon ansehen, mit dem Ihr Mann vorgestern Abend den Anruf entgegengenommen hat. Vielleicht finden wir die Nummer des Anrufers heraus.«
    Lenz warf ihm einen anerkennenden Blick zu, während Britta Schneider an ihnen vorbei in den Flur ging, in einem Zimmer auf der rechten Seite verschwand und ein paar Sekunden später mit einem kleinen schwarzen Gerät in der Hand wieder auftauchte.
    »Hier, das ist der Apparat.«
    Hain griff danach und drückte ein paar Tasten, danach einige weitere. Dann hob er den Kopf und sah die Frau an.
    »Alle Speicher des Telefons sind leer«, stellte er erstaunt fest.
    »Das kann sein«, erwiderte sie ohne echtes Interesse. »Es ist mir gestern Abend auf den Steinboden draußen im Flur geknallt, dabei sind die Batterien herausgefallen. Vielleicht liegt es daran.«
    »Ja, vielleicht«, stimmte der Polizist zu und reichte ihr das Gerät. »Auf jeden Fall ist es nicht mehr möglich, die Nummer des Anrufers zu identifizieren.«
    Damit klappte er seinen Notizblock zusammen und steckte ihn in die Innentasche seines Sakkos.
    »Wahrscheinlich wird es sich nicht mehr rekonstruieren lassen, wer Ihren Mann angerufen hat, und wie es aussieht, ist es auch gar nicht von großem Interesse für alle Beteiligten. Also, lassen wir es dabei.«
    Rolf-Werner Gecks hob den Kopf und funkelte seinen Kollegen mit stechendem Blick an, doch Hain trat ein paar Schritte nach vorn und reichte Britta Schneider die Hand.
    »Auf Wiedersehen und alles Gute für Sie«, bemerkte er artig, drehte sich um, verließ den Raum und ein paar Sekunden später das Haus.
    »Von mir auch alles Gute, Frau Schneider«, meinte Lenz und verabschiedete sich ebenfalls von der Frau.
    »Du bleibst noch?«, fragte er Rolf-Werner Gecks.
    »Ja. Und ich würde mir gern den Montag freinehmen, wenn das geht.«
    »Klar, RW, kein Problem«, erwiderte sein Boss mit einem aufmunternden Klaps auf die Schulter, bevor auch er das Haus verließ.
     
    »Findest du nicht, dass du ein wenig über das Ziel hinausgeschossen bist?«, fragte Lenz vorsichtig, nachdem er sich zu Hain ins Auto gesetzt hatte. »Immerhin ist sie keine Verdächtige, sondern die Frau eines Kollegen, der sich vor ein paar Stunden vor den Zug geworfen hat.«
    Der Oberkommissar machte ein zerknirschtes Gesicht.
    »Das habe ich mich, ganz ehrlich, eben auch gefragt. Ich glaube, sie hat meinen Zorn abgekriegt, weil sie so kaltschnäuzig dahergeredet hat.«
    »Das war nicht sehr professionell, Thilo.«
    »Ich weiß, und es tut mir auch schon ziemlich leid. Aber du erwartest nicht von mir, dass ich jetzt noch mal da reingehe und mich entschuldige, oder?«
    Lenz fing an zu grinsen.
    »Nein, das erwarte ich nicht von dir. Was ich aber erwarte, ist, dass du es beim nächsten Mal deutlich besser machst.«
    Hain lehnte sich in den Sitz zurück und schloss die Augen.
    »Angekommen«, meinte er, und es klang tatsächlich ein wenig Reue in seiner Stimme mit.
    »Schön. Dann lass uns jetzt zum Präsidium fahren und den Papierkram erledigen; in einer Stunde will ich auf der Terrasse in der Hängematte liegen.«

6
    Aus der einen veranschlagten Stunde wurden zwei, weil der

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