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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Rolf-Werner Gecks hatte sich Urlaub genommen, um, natürlich inkognito, mit der Witwe ein paar Tage in die Ferien zu fahren. Der Suizid des Kripobeamten hatte, obwohl das mediale Sommerloch riesig war, nur zu sehr verhaltenen Reaktionen in der nordhessischen Presse geführt. Es gab einen Kommentar des Chefredakteurs der Lokalpostille, in dem er die Belastung von Polizisten insgesamt thematisierte, doch darüber hinaus war man schnell zur Tagesordnung übergegangen.
    Lenz und Hain mühten sich unterdessen mit einem russischen Erpresser ab, der einem Landsmann und Telefonboutiquebetreiber ihrer Meinung nach den Laden angezündet hatte. Dann, am definitiv heißesten Tag im Juli 2011, hatte er nach zermürbenden Verhören endlich den Mund aufgemacht und die Taten in allen Einzelheiten gestanden. Das Ganze wurde garniert von ständigen Reibereien mit Kriminalrat Franz Zwick, der sich, seit er die Nachfolge von Ludger Brandt angetreten hatte, wann immer es ihm die Zeit erlaubte, in die Arbeit seiner Beamten einmischte.
    »Mein Gott, was für eine Maloche wegen so einem Eierdieb«, fasste Hain ihre Bemühungen wegen des Russen zusammen, als sie nach dem erfolgreichen Abschluss des Falles in seinem Büro saßen, und gähnte dabei herzhaft.
    »Na, sind das die ersten Auswirkungen deiner Vaterschaft?«, wollte Lenz mehr scherzhaft wissen.
    Sein Kollege schüttelte den Kopf.
    »Nein, die Zwillinge haben die Nacht fast durchgeschlafen. Ich bin nur im Augenblick wie gerädert, weil bei uns im Schlafzimmer vermutlich auch in der Nacht nie unter 30 Grad herrschen. Das macht mich irgendwie fertig.«
    »Kann ich verstehen. Maria und ich haben uns eine kleine Klimaanlage gekauft, damit wir es aushalten.«
    »Oh Gott, davon träume ich auch. Was kostet so was?«
    Lenz nannte ihm den Betrag, den er und seine Freundin ein paar Tage zuvor in einem Laden auf den Tisch gelegt hatten.
    »Wow«, quittierte Hain die Information. »Dann muss dieses schöne Gerät garantiert leider ein Traum bleiben.«
    »Und der Anschaffungspreis ist nur die halbe Wahrheit«, fuhr Lenz fort. »Das Ding saugt die Kilowattstunden mit einem solchen Tempo aus dem Stromnetz, dass es einem den Atem verschlägt. Aber irgendwie ist es schon geil, in ein Schlafzimmer zu kommen, das angenehm kühl ist.«
    »Und ihr lasst das Ding die ganze Nacht laufen?«, hakte Hain nach.
    »I wo, nein. Das würde ich nicht aushalten, und Maria glücklicherweise auch nicht.«
    »Trotzdem beneide ich euch. Aber so eine Anschaffung ist jetzt absolut nicht drin. Wenn es ein Kind gewesen wäre, dann vielleicht ja, mit dem Doppelpack leider nicht.«
    Lenz legte die Beine auf die Kante des Schreibtischs und trank einen großen Schluck aus einer Mineralwasserflasche.
    »Was ist eigentlich aus dem Plan geworden, ein anderes Auto zu kaufen? Mit deinem kleinen Japaner kommt ihr nicht weit, wenn ich das richtig sehe.«
    Hains Gesicht verfinsterte sich schlagartig.
    »Musst du unbedingt den Finger in diese Wunde legen?«
    »Sorry«, erwiderte sein Vorgesetzter mit hochgereckten Armen, »ich konnte ja nicht ahnen, dass …«
    »Lass mal«, wurde er von der anderen Seite des Schreibtischs unterbrochen, »ich habe mich schon damit abgefunden, dass ich meinen kleinen roten Freund aufgeben muss. Aber wie du schon sagst, mit den Kindern geht da nun mal nichts. Und zwei Autos sind nicht drin. Leider.«
    »Immerhin hattest du deinen Spaß mit der Karre. Viele andere können sich so was gar nicht leisten.«
    Nun verzog der Oberkommissar das Gesicht.
    »Danke, Herr Kollege. Dieser Gedanke wird mir ein riesiger Trost sein, wenn ich die Karre für einen Familienkombi in Zahlung gebe.«
    »Ach, Thilo, nun stell dich mal nicht so an. Freu dich lieber, dass mit deinem Nachwuchs alles takko ist und du eine Frau gefunden hast, die es mit dir aushält.«
    Nun erhob sich der Oberkommissar, kam um den Schreibtisch herum und griff nach seinem Sakko hinter der Tür.
    »Noch mal vielen Dank, diesmal für deine Empathie«, erklärte er mit gespieltem Vorwurf. »Jetzt reicht es mir für diese Woche. Morgen ist Samstag, und wenn nicht alles gegen mich läuft, werde ich die kommende Nacht auf dem Balkon verbringen und morgen früh die Versorgung der Brut meiner Freundin überlassen. So weit die Theorie«, setzte er, erneut gähnend, hinzu.
    »Meinen Segen hast du«, gab Lenz ihm mit auf den Weg, bevor sich die beiden voneinander verabschiedeten und ins Wochenende aufbrachen.
     
    Den Freitagabend verbrachten der

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