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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schlanken Mann im grauen Anzug, der mit wild fuchtelnden Armen auf einen viel dickeren, eher mäßig Gekleideten einredete.
    »Oh Gott. Hartmut Bliesheimer, der Schrecken der Bahntrasse«, kommentierte der Oberkommissar die skurril anmutende Szene trocken. »Und der andere ist dein alter Spezi Werner Tenhagen von der Göttinger Mordkommission.«
    Hain spielte auf die durchaus auf Gegenseitigkeit beruhende Antipathie zwischen Lenz und seinem Göttinger Kollegen an.
    »Und ich hatte wirklich gehofft, dass der alte Sack längst in Pension gegangen wäre.«
    »Tja, da hast du wohl Pech gehabt. Gehen wir trotzdem runter?«
    »Natürlich! Wir stehen doch nicht wie Schulbuben hier oben rum, die sich die Nasen an der Scheibe des Süßwarenladens platt drücken.«
     
    Werner Tenhagen, der den Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG, Hartmut Bliesheimer, mittlerweile weggescheucht hatte, machte ein missmutiges Gesicht, als er die beiden Kasseler Polizisten wahrnahm.
    »Was wollen Sie denn hier?«, sonderte der korpulente Hauptkommissar ohne irgendeine vorgelagerte Begrüßung ab.
    »Nur mal sehen, worum es hier geht«, erwiderte Lenz freundlich.
    »Wenn Sie wissen wollen, worum es hier geht, schicken Sie mir ein Fax mit einer Anfrage. Alles Weitere können Sie auch über die Pressestelle des Polizeipräsidiums Göttingen erfahren.«
    »Wollen Sie denn gar nicht wissen«, hakte Lenz, immer noch freundlich, nach, »woher unser Interesse rührt?«
    »Nein, kein Bedarf.«
    Lenz trat ein paar Schritte auf den Mann zu, worauf seine Nase fast mit dem von vielen roten Adern durchzogenen Riechzinken seines Gegenübers kollidierte, und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Tenhagen riss die Augen auf und funkelte den Kasseler Polizisten noch feindseliger an, der sich jedoch einfach umdrehte, ihn stehen ließ und seinen Mitarbeiter aufforderte, ihm in Richtung Tunneleingang zu folgen. Die beiden stiegen die Böschung hinauf und folgten einem mit Platten befestigten, kurzen Stück Weges.
    Der weiß lackierte ICE, an dem sie vorbeigingen, funkelte in der hoch stehenden Sonne und blendete sie, sodass sie beim Eintritt in den Tunnel mit Schwierigkeiten beim Sehen zu kämpfen hatten.
    »Was hast du dem denn Schönes erzählt, das ihn ebenso empört wie ruhiggestellt hat?«, wollte Hain wissen, doch sein Boss kam nicht mehr zu einer Antwort.
    »Hallo, hier bin ich«, meldete sich nämlich die Stimme von Angelika Weber aus der Dunkelheit.
    »Guten Morgen, Frau Weber«, begrüßte Lenz die Ärztin mit einem freudigen Lächeln.
    »Mein Chef hat mir schon angekündigt, dass Sie vermutlich hier auftauchen würden«, begann sie.
    »Das finde ich jetzt aber mal mutig«, erwiderte der Hauptkommissar verwundert. »Darüber haben wir nämlich gar nicht gesprochen. Und eigentlich sind wir …«
    »Ich weiß«, unterbrach die Frau ihn, »eigentlich sind Sie hier gar nicht zuständig, das hat er mir auch erzählt. Aber er hat auch gemeint, dass Sie das keinesfalls von einem Besuch des Fundortes der Leiche abhalten würde.«
    »Der Mann ist ein Hellseher«, murmelte Hain.
    »Nein, das ist er auf keinen Fall«, widersprach sie vehement. »Ich kann mir aber vorstellen, dass er Sie schon das eine oder andere Mal erlebt hat und seine Annahme auf diesen Erfahrungen beruht.«
    »Wie auch immer«, mischte Lenz sich wieder ein. »Wissen Sie schon etwas, das für uns von Interesse sein könnte?«
    Sie nickte.
    »Wenn Sie mich fragen, deckt sich der Fall hier nahezu haargenau mit den beiden, die Sie in Kassel bearbeiten. Der einzige kleine Unterschied, den ich erkennen kann, ist, dass wir es hier mit einem Personenzug zu tun haben und nicht mit einem Güterzug. Ansonsten ist das alles so was von deckungsgleich, dass ich ein Monatsgehalt darauf verwetten würde, was wir …«
    Sie deutete auf ein helles Tuch in etwa acht Metern Entfernung, »… im Blut dieser armen Sau da drüben finden werden.«
    »Ist er … wieder … aufgeteilt worden?«, wollte Hain zögernd wissen.
    Wieder nickte sie.
    »Ja, klar. Aber bei einem ICE ist das wohl anders als bei den Loks der Güterwagen. Wir haben es diesmal also nicht mit drei oder vier Teilen zu tun, sondern sein Körper wurde von dem Vorderteil des Zuges einfach in der Mitte auseinandergerissen. Wenn Sie wollen, können Sie schon mal einen Blick auf das Oberteil werfen, es liegt auf der anderen Seite, etwa auf gleicher Höhe.«
    Sie griff nach einer Taschenlampe an ihrem Gürtel und reichte sie den Beamten.
    »Und keine Angst, heben Sie

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