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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mit ein paar schnellen Schritten seinen schweren Körper neben den von Lenz geschoben.
    »Wir sind immerhin Kollegen und sollten auch dementsprechend miteinander umgehen«, japste er.
    Hain, der die Szene beobachtet hatte, starrte zunächst den Göttinger Polizisten und danach seinen Boss irritiert an.
    »Das stimmt allerdings, Herr Tenhagen«, erwiderte Lenz ungerührt, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.
    »Ich bitte Sie, bleiben Sie stehen, Herr Lenz.«
    Nun stoppte der Kasseler Kripomann ebenso abrupt wie freundlich grinsend.
    »Gern. Was wollen Sie mit mir besprechen?«
    »Sie wissen, wer der Tote ist?«
    »Ja.«
    »Und, wer ist es?«
    »Ein Kollege von uns. Sie haben doch bestimmt in der Zeitung gelesen, dass zwei Kasseler Polizisten sich das Leben genommen hätten. Das ist leider falsch, es hat sich dabei um Morde gehandelt.«
    »Um Morde?«, stammelte der dicke Mann kaum verständlich.
    »Ja. Und da drüben im Tunnel liegt mit Franz Zwick ein weiterer Polizist aus Kassel.«
    »Der Kriminalrat?«
    »Hmm«, machte Lenz. »Und spätestens nach der Obduktion glaube ich, dass wir in Kassel auch diesen Fall übernehmen werden. Sie haben doch nichts dagegen, oder?«
    Obwohl der Satz am Ende ein Fragezeichen trug, hatte er rein gar nichts von einer Frage.
    »Nein, natürlich nicht. Ich werde Ihnen, sobald mir das Ergebnis der Obduktion vorliegt, natürlich darüber berichten.«
    »Natürlich. Vielen Dank schon mal dafür. Bis dahin.«
    Damit wandte sich der Hauptkommissar ab und stapfte die Böschung hinauf.
     
    »Ich würde dich zur Not auch mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen«, teilte Hain seinem Chef überaus sachlich mit, »mir zu sagen, warum der Kerl auf einmal so handzahm war. Was um alles in der Welt hast du dem alten Grantler da unten ins Ohr geflüstert?«
    »Das erzähle ich dir vielleicht mal, wenn ich in Pension gehe, Thilo. Jetzt haben wir andere Sorgen.«
    »Zum Beispiel, dass unser Chef da unten als Hackfleischportion rumliegt?«
    »Zum Beispiel. Mir fehlt zwar jegliches Gefühl der Trauer, aber wir müssen trotzdem herausfinden, wer dafür verantwortlich ist, dass er so übel zugerichtet aus dem Leben hat scheiden müssen.«
    »Na«, warf Hain dazwischen, »das sollte doch spätestens jetzt klar sein. Nach meiner Meinung kann für alle drei Morde nur dieser Bornmann infrage kommen. Sein Motiv ist selten eindeutig.«
    Lenz schüttelte widerwillig den Kopf.
    »Hier irrt der Fachmann, leider. Zwick kann definitiv mit dieser Bornmann-Geschichte nicht das Geringste zu tun gehabt haben.«
    »Was macht dich da so sicher?«
    »Er war zu der Zeit, in der sich das abgespielt hat, noch gar nicht in Kassel; das weiß ich ganz genau. Er kam erst vor ungefähr acht Jahren aus Frankfurt nach Nordhessen.«
    Hain machte ein langes Gesicht.
    »Das ist doch scheiße, Paul.«
    »Worauf du einen lassen kannst«, erwiderte der Hauptkommissar, griff zu seinem Telefon und wählte die Nummer von Uwe Wagner.
    »Ich bin’s, Paul«, meldete er sich, nachdem der Pressesprecher das Gespräch angenommen hatte. »Ich brauche noch mal deine Hilfe, Uwe.«
     

29
    »Kommen Sie bitte herein, meine Herren«, forderte der Mann im weißen Kittel die beiden Polizisten auf, die gegenüber der Tür zu seinem Büro gewartet hatten.
    »Ich bin Dr. Schamberg, der ärztliche Leiter des Zentralkrankenhauses der JVA«, erklärte er nach einem kurzen Händeschütteln. »Frau Heinemann, die Direktorin der Anstalt, hat mir in aller Kürze erklärt, worum es bei Ihrem Besuch geht, aber so ganz genau verstanden habe ich es nicht«, gestand der sympathisch wirkende Mediziner freimütig ein.
    »Es geht«, begann Lenz, nachdem Hain und er vor dem Schreibtisch Platz genommen hatten, »um einen Mann, der bis vor ein paar Monaten hier untergebracht war. Rüdiger Bornmann.«
    »Ja, ich erinnere mich sehr gut an Herrn Bornmann. Was ist mit ihm?«
    »Darüber wissen wir zu wenig und deshalb sind wir hier. Es geht uns in der Hauptsache um seine Behinderung.«
    »Ja, seine Behinderung. Eine sehr unangenehme Sache; fast schon tragisch.«
    »Wieso?«, wollte Hain wissen.
    »Nun ja, er hat sie sich immerhin während seiner Haftzeit zugezogen, was kein Prädikat ist für die Anstalt. Aber das sage ich Ihnen im Vertrauen und baue darauf, dass es unter uns bleibt.«
    »Versprochen«, bestätigte Hain. »Aber am besten schildern Sie uns von Anfang an, wie es dazu kam.«
    »Die Geschichte ist eigentlich ganz schnell erzählt. Vor etwa zehn Jahren gab es hier in der

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