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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Scheitern gebracht hätte, weil Norbert sich mit dem Aufkommen der Gerüchte, dass ein Polizist darin verwickelt sein könnte, den ganzen Vernehmungen und dem anschließenden Prozess brutal verändert hatte. Er sei kaum noch aus dem Haus gegangen, habe ganz häufig dagesessen und geweint und auch sonst irgendwie gar nicht mehr am Leben teilgenommen. Dabei muss man bedenken, dass die Sache mehr als 20 Jahre her ist und sie damals kaum über 30 war; eine junge Frau also mit Wünschen und Bedürfnissen. Norbert, sagt sie, war schon ein bisschen schrullig, als sie ihn kennengelernt hat, aber so, wie er sich in diesen Monaten benommen hat, das muss wohl schon ziemlich derb für sie gewesen sein. Wie auch immer, mit der Zeit hat er sich gefangen und ist wieder halbwegs normal geworden, was sie schließlich dazu bewogen hat, bei ihm zu bleiben. Trotzdem ist das Verhältnis der beiden nie mehr gewesen wie zuvor.«
    »Hat Nobby ihr irgendwann mal was Substanzielles zu der Geschichte erzählt?«
    »Sie sagt nein, und das glaube ich ihr auch. Wann immer sie davon anfangen wollte, hat er komplett zugemacht und sie auflaufen lassen. Es war, so hat sie sich zumindest ausgedrückt, als ob er die ganzen Umstände rund um diesen Fall einfach aus seinem Gedächtnis habe streichen wollen.«
    »Merkwürdig, oder?«
    »Schon. Aber wir kennen oder besser kannten Norbert Schneider doch. Irgendwie hatte jeder, der mal was mit ihm zu tun hatte, den Eindruck, dass bei ihm eine Schraube locker war.«
    »Das stimmt«, bestätigte Lenz. »Hat sie was zu der anderen Sache gesagt, die mit dem Russen?«
    »Ja, aber auch das bringt nichts Erhellendes, denn diese Nummer war bei denen zu Hause nicht ein einziges Mal Thema. Norbert Schneider hat sie einfach nie erwähnt.«
    »Was ja ins Bild passt«, ergänzte Hain, »weil Ludger mit dem Verdacht gegen den Russen nach meiner Meinung eine Schnapsidee ausgebrütet hat.«
    Lenz schluckte und räusperte sich.
    »Ich vermute, dass ihr das jetzt nicht gern hören werdet, Jungs, aber ich sage es trotzdem.«
    Er stockte.
    »Was wäre, wenn Ludger derjenige gewesen wäre, den man seinerzeit gerüchteweise für den Liebhaber von Bornmanns Frau gehalten hat?«
    Stille im Raum. Dann berichtete der Hauptkommissar seinen Kollegen von seinem Besuch am Vortag bei dem ehemaligen Kriminalrat.
    »Warum hast du uns das nicht schon gestern erzählt?«, fragte Gecks vorwurfsvoll.
    »Ich wollte, aber nachdem Uwe sich so aufgeregt hat, als ich Ludger nur am Rand ins Spiel gebracht hatte, habe ich es mir anders überlegt und wollte noch einmal darüber nachdenken.«
    »Was du jetzt gemacht hast«, konstatierte Hain. »Und was dich zu dem Schluss geführt hat, dass Ludger ein ganz böser Finger sein könnte.«
    Lenz nickte.
    »Aber«, fuhr der Oberkommissar fort, »du redest hier schon noch vom gleichen Ludger Brandt, von dem ich auch spreche, oder? Von dem Ludger Brandt, der damals bereits mit seiner Irma verheiratet war, und der, wie ich in den letzten Jahren selbst miterleben durfte, seine Familie und speziell seine Kinder und Enkelkinder so sehr geliebt hat, dass er wegen ihnen auch seine Karriere drangegeben hätte?«
    Wieder nickte Lenz.
    »Genau den meine ich, Thilo. Allerdings können wir den Menschen immer nur bis zur Stirn schauen und nicht dahinter.«
    Er holte tief Luft.
    »Vielleicht irre ich mich, vielleicht wünsche ich mir sogar, dass ich mich irre, aber im Augenblick kriege ich diesen Gedanken nicht aus meinem Kopf.«
    Er stand auf, schenkte sich ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zug aus.
    »Wenn es tatsächlich so ist, dass Ludger uns wegen des Russen einen Bären aufgebunden hat, dann hat er auch sehenden Auges in Kauf genommen, dass wir in diese Scheiße geraten, in der wir schließlich gelandet sind, weil er genau wusste, wozu dieser Mann fähig ist. Das, und hier unterstelle ich ihm mal etwas Positives, würde er nur machen, wenn er damit einem viel schwerwiegenderen Verdacht ausweichen könnte.«
    Ein weiteres Glas Wasser.
    »Ludger hat vom ersten Augenblick an versucht, sich in die Sache einzumischen. Warum sollte er so etwas machen, wenn er nichts damit zu tun hat? Er hat sogar während seines glorreichen Auftritts beim Chinesen versucht, uns zu den Details der Fälle auszuquetschen mit der Rechtfertigung, dass er mal mit Wolfram Humpe befreundet gewesen sei. Irgendwie würde ich das schon eine gewisse Indizienlage nennen, oder was meint ihr?«
    Hain wollte etwas dazu sagen, Rolf-Werner Gecks

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