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Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Flohr
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Geschichte«, lachte Wilhelms Freund Robert von Trenck, als sie nach dem Manöver in Zweierreihen im lockeren Trab nebeneinanderritten, »sozusagen ein Museum auf vier Beinen.« Die Männer der Abteilungwaren nach ihrem reiterlichen Geschick ausgewählt worden sowie nach der Fähigkeit, mit dem Säbel zu kämpfen. Beides beherrschte Wilhelm, er hatte bei Regimentswettkämpfen mehrfach Preise gewonnen, obwohl er in der Disziplin des Salutierens nicht viele Punkte sammeln konnte.
    Die Leidenschaft für die Pferde war in frühen Jahren entstanden, wenn er als Junge auf dem Hof seines Großvaters Klaus von Schwemer in Ostpreußen zu Besuch war. Hier hatte er häufig nachts im Pferdestall schlafen dürfen. Der Duft der Tiere, ihre Geräusche, ihre weichen Schnauzen machten ihn glücklich. »Mein Pferdejunge«, hatte ihn der Großvater genannt, der das Familiengestüt in der vierten Generation leitete. Die kaiserlichen Kavallerie-Bataillone mit erstklassigen Tieren zu beliefern hatte ihn wohlhabend gemacht, seine Pferdezucht galt in Preußen als eine der besten. Wilhelms Freundschaft mit Robert von Trenck wurzelte in ihrer Liebe zu den Tieren. Als Jungen waren sie zusammen zur Schule gegangen, Roberts Familie hatte selbst Pferde besessen, bevor sie wegen des frühen Todes seines Vaters Konkurs anmelden und die Pferde verkaufen mussten.
    »Sollten wir jemals in einen Krieg ziehen müssen«, sagte Robert, »so hoffe ich, dich an meiner Seite zu haben. Ich kenne niemanden, der so gut wie du mit Pferden umgehen kann.«
    »Oder die Pferde mit mir«, lachte Wilhelm. »Manchmal habe ich das Gefühl, sie wissen schon vor mir, was ich als Nächstes von ihnen will, welche Gangart oder welche Richtung sie einschlagen sollen. Dieser hier ganz besonders«, er tätschelte die Flanke des ungarischen Gidran, einer Pferderasse, die in der preußischen Kavallerie häufig üblich war. Es war ein Fuchswallach, den Wilhelm schon bei der letzten Übung zugeteilt bekommen hatte.
    »Aber wenn du von Krieg redest«, ergänzte Wilhelm, »da wird mir ganz bang, besonders wenn ich an die Tiere denke.«
    Von Trenck nickte. »Bei der Luftwaffe müsste man sein. Da schwebt man über den Dingen.«
    Nachdem sie in die Kaserne zurückgekehrt waren und ihre Pferde den Stallknechten übergeben hatten, fragte von Trenck unvermittelt: »Wie geht es deiner Schwester? Glaubst du, sie kann sich noch an mich erinnern?«
    Wilhelm sah ihn erstaunt an. »Natürlich! Wir drei hatten doch unvergessliche Zeiten auf dem Gestüt meines Großvaters. Sie reitet allerdings nicht mehr. Seit einem Sturz vor einigen Jahren hat sie Angst vor Pferden.«
    »Würdest du sie von mir grüßen? Ist sie immer noch so eine lustige Person?«
    »Nicht immer«, antwortete Wilhelm. »Sie hat ihren eigenen Kopf, und mit dem rasselt sie immer häufiger gegen den unseres Vaters. Aber dich würde sie sicherlich gern wiedersehen. Soll ich es arrangieren?«
    Robert von Trenck nickte. »Das wäre schön.«
    *
    Wilhelm war zwar in der politischen Fakultät der Friedrich-Wilhelm-Universität eingeschrieben, aber wie so viele der Berliner Studenten verbrachte er den überwiegenden Teil seiner Studienzeit im Vereinslokal seiner Studentenverbindung. Es gab davon unzählige in Berlin, die »Arminia« war die angesehenste und älteste der Stadt. Hier konnte man nur Mitglied werden, wenn der Vater oder der Großvater bereits dazugehört hatten. Bei Wilhelm traf beides zu.
    Seit der Kaiser betont hatte, dass die stählende Wirkung der Burschenschaft die beste Erziehung ist, die ein junger Mann für sein späteres Leben bekommen kann, konnte sich jeder Student, der in der Kluft seiner Verbindung durch die Stadt ging, des Respekts der Bürger sicher sein. Schließlich war der Kaiser selbst Mitglied einer schlagenden Verbindung gewesen, wenn auch nur in Bonn, wo er eine kurze Zeit studiert hatte. Der Ausweis solch einer Mitgliedschaft war für jeden sichtbar: der Schmiss im Gesicht.
    Wilhelms Gesicht war noch unbeschädigt, er gehörte zu den »Füchsen«, den jungen Studenten, die den Älteren zu Diensten zu sein hatten und sie nicht nur zu ihrem Fechttraining, sondern auch zum Kampftrinken in die einschlägigen Berliner Gastwirtschaften begleiten mussten. Als Gegenleistung erhielten sie Fechtunterricht und wurden auf ihre erste Mensur vorbereitet. Wilhelms Fechtkünste, die er im noblen »Berliner Fechtclub« erworben hatte und die sich unter den Studenten schnell herumgesprochen hatten, machten ihn zu

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