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Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Flohr
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Auge trocken.«
    Zustimmendes Gelächter erhob sich. »Trotzdem«, fuhr der Freiherr mahnend fort, »sind wir dort unten in Afrika verletzlich. Die Diamantenfelder sind zu groß, um sie hermetisch abzuriegeln und zu kontrollieren. Und da kommen Sie ins Spiel, verehrter Herr Hugenberg, beziehungsweise die neuen Wunderwaffen ihres Unternehmens.«
    Hugenberg schilderte nun die Vorzüge der neuen Krupp-Kanonen mit einer Reichweite von acht Kilometern und der Schnellfeuerwaffen mit 20 Schuss pro Minute. »Der Kaiser ist sehr dafür, sie zum Schutz der Diamantenfelder einzusetzen, um sie dabei gleichzeitig für den Einsatz vor unserer Haustür zu testen«, sagte er triumphierend.
    Wilhelm sah verwirrt in die Runde, aber alle außer ihm schienen zu wissen, was damit gemeint war. »Hat der Kaiser«, fragte Major Berndorff, Chef des geheimen Nachrichtendienstes der Kolonien, »hat der Kaiser angedeutet, wann wir endlich losschlagen und dem Franzmann das Maul stopfen?«
    Hugenberg sah ihn bedeutungsvoll an, lehnte sich dann in seinem Sessel zurück und schlug die Beine übereinander. »Sie kennen die Weltlage, meine Herren«, sagte er, »hier stehen wir und die Österreicher«, dabei deutete er auf die rechte Seite des Zimmers, »dort stehen die Russen, Franzosen und Engländer. Alle rüsten, alle erproben neue Waffen, alle führen die allgemeine Wehrpflicht ein, um möglichst viele Soldaten rekrutieren zu können. Alle wollen den Krieg, das steht außer Frage. Er wird kommen, er muss kommen! Europa braucht Klärung. Die Frage istnur: Wer wirft den ersten Stein? Ich glaube nicht, dass unser Kaiser derjenige sein wird. Aber vielleicht findet sich jemand dafür, mit dem wir gar nicht rechnen, wer weiß?«
    Er machte eine kurze Atempause, in die hinein Wilhelm sagte: »Aber der englische König ist doch der Cousin unseres Kaisers, ebenso wie der Zar von Russland …«
    Alle Gesichter wandten sich ihm zu, und Wilhelm wünschte, den Satz, der wie ein übler Geruch im Raum zu hängen schien, zurückholen zu können. Hugenberg räusperte sich und beugte sich zu Wilhelm. »Junger Mann, die Weltgeschichte fragt nicht nach Verwandtschaft. Ganz abgesehen davon ist Verwandtschaft oft das schlimmste Gift. Aber wie dem auch sei«, er lehnte sich wieder zurück und fuhr fort, »Deutschland ist gerüstet! Sie können beruhigt sein: Die Krupp’schen Kanonen werden die Welt erzittern lassen – und den Franzmann zuerst.«
    Darauf hob man die Gläser, und der Freiherr sagte euphorisch: »Wir werden in unseren Kolonien damit anfangen, und dann gnade Gott und der Kaiser dem Rest der Welt!«
    *
    Als Wilhelm spät am Abend sein Zimmer betrat, fand er Elisabeth an seinem Schreibtisch sitzend, in der Hand ein Karl-May-Buch. Sie sah zu ihm auf. »Ich weiß gar nicht, warum ich früher so wild darauf war, diesen Schund zu lesen«, sagte sie und las einen Satz von der Seite vor, die sie gerade aufgeschlagen hatte: »Ich habe von Belad el Alman gehört, sagte der Araber zu Kara Ben Nemsi, es regiert dort ein großer Sultan, welcher Wilhelm heißt und die Franzosen besiegt hat. Diese sind auch unsere Feinde!« Sie klappte das Buch mit lautem Knall zu, so dass eine kleine Staubfahne aus den Seiten aufstieg. »Ich hoffe, die Sitzung im Herrenzimmer war erfolgreich?«
    »Karl May scheint ein Prophet zu sein«, sagte Wilhelm und ließ sich auf der Bettkante nieder. »Oder sollte ich sagen: Er war ein Prophet – ist er nicht vor einigen Wochen gestorben? Genau um das, was du da vorgelesen hast, ging es eben in Vaters Whiskyzimmer: um die Deutschen und die Franzosen. Woher kommtbloß dieser Hass? Es wird ja nicht nur bei uns schlecht über das Nachbarland gesprochen wird, in Frankreich ist es ebenso. Dabei haben wir so viel gemeinsam! Zumindest mehr als mit den Türken, die unsere Verbündeten sind. Ich wünschte, ich könnte Adèle hierherholen, denn ich fürchte, es könnte gefährlich für sie werden.«
    »Hierher?«, rief Elisabeth belustigt. »Ich möchte nicht erleben, was dann passiert. Stell dir nur Vater vor! Du bist einfach zu naiv.« Sie sah ihn zärtlich an. »Im Grunde bräuchte die Welt mehr von deiner Sorte anstatt solcher wie den anderen Wilhelm, den großen Frauenfreund.«
    Wilhelm sah sie fragend an, dann fiel ihm etwas ein: »Mein Freund Robert von Trenck lässt dich grüßen. Er denkt gern an die Zeit zurück, als wir zu dritt bei Großvater ausgeritten sind.«
    »Tut er das?«
    »Du kannst ihn ja selbst danach fragen.«
    »Wie

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