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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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kam, rief sie schon in der Haustür nach mir. Das tat sie sonst nie, es musste also etwas passiert sein. Ich ging zur Treppe, und sie bedeutete mir, nach unten zu kommen. In der Hand hielt sie einen Umschlag, der an Gayle Slone adressiert war. Sie gab ihn mir und sagte: »Ich glaube nicht, dass du noch nach ihm suchen musst.« Ich öffnete den Umschlag und fand einen Scheck über fünfhundert Dollar, den Weston C. Wilson III . auf meine Mutter ausgestellt hatte. Dazu einen Brief in schönster Schreibschrift:
    Liebe Mrs Slone,
    Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Lassen Sie mich auf diesem Wege helfen, die Last zu lindern, die ich Ihnen und Ihrer Tochter aufgebürdet habe. Wir hatten vor einer Woche auf dem Parkplatz einen Zwischenfall mit unseren Autos, und ich habe seither wegen des entstandenen Schadens ein schlechtes Gewissen. Ich hoffe, dass der beiliegende Scheck die Reparaturkosten an Ihrem Fahrzeug deckt.
    Bitte nehmen Sie ihn als Zeichen meines aufrichtigen Bedauerns an.
    Mit freundlichen Grüßen
    Weston
    Ich konnte es nicht fassen. Er hatte sich hinter meinem Rücken an meine Mutter gewandt, um für etwas aufzukommen, das ich verursacht hatte. Ich brauchte niemanden, der für meine Fehler bezahlte. Ich war deprimiert. Und noch schlimmer war, dass ich Mama jetzt die ganze gruselige Geschichte in allen Einzelheiten beichten musste. Ich hatte ihr eigentlich gar nicht erzählen wollen, dass ich ihn wiedergetroffen hatte, doch jetzt musste ich ihr wohl oder übel einen Brief erklären, der einen Scheck zufällig in der Höhe meiner Selbstbeteiligung enthielt. Offensichtlich hatte Wes ihn in ihrem Büro abgegeben.
    Ich brauchte etwa eine halbe Stunde, bis Mama mir glaubte, dass tatsächlich ich ihn angefahren hatte und nicht umgekehrt, und er einen Weg gefunden hatte, ihr den Brief zukommen zu lassen, weil ich ganz nebenbei ihren Namen erwähnt hatte. Vermutlich hatte ich sie immer noch nicht vollständig überzeugt, aber sie wurde von ihren Zweifeln abgelenkt, als ich den Scheck vor ihren Augen zerriss.
    »Was machst du denn da?«, fragte sie und sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Ich zerreiße ihn.«
    »Ja, das sehe ich. Aber warum? Bist du verrückt geworden? Das deckt doch die komplette Reparatur.«
    »Mama, das weiß ich. Ich will nur nicht, dass dieser Typ dafür bezahlt. Der Unfall war ganz eindeutig meine Schuld, und er lässt mich schon davonkommen, indem ich für seinen Schaden nicht aufkommen muss. Er wird meinen nicht auch noch bezahlen.« Spinnt der Typ ?, dachte ich.
    »Sieh mal, Sophie. Ich weiß nicht genau, was hier gespielt wird, aber ich finde das alles nicht normal.«
    Bevor sie ihrem Ärger darüber, dass ich anscheinend etwas zu verbergen hatte, weiter freien Lauf lassen konnte, unterbrach ich sie.
    »Ich weiß, Mama. Ich bringe das in Ordnung. Ich werde ihm freundlich danken und ihm klarmachen, dass das so nicht geht. Wenn ich ihn überhaupt noch einmal sehen sollte.«
    »Du benimmst dich echt seltsam, Sophie. Am besten versuch ich gar nicht erst, dich zu verstehen.«
    »Das musst du auch nicht«, sagte ich und ging wieder die Treppe hoch. »Ich hab dich lieb«, rief ich über die Schulter zurück. Sie schüttelte nur verständnislos den Kopf und ging in ihr Zimmer.
    Oben schloss ich die Tür hinter mir. Ich wollte allein sein, während ich versuchte, aus dieser Sache schlau zu werden. Ich nahm den Brief und las ihn erneut: Weston C. Wilson III . So hieß er also mit vollem Namen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als mir bewusst wurde, wie raffiniert er vorgegangen war. Doch dann war ich mit meiner Weisheit am Ende, weil ich immer noch nicht wusste, warum er so nett zu mir war. Ich hatte das nicht verdient. Ich wollte Kerry anrufen und sie um Rat bitten, aber ich wusste, dass sie nur ausflippen und mit der alten »Ich habe es dir gleich gesagt«-Leier kommen würde. Dafür war ich nicht in der Stimmung und zudem auch nicht sicher, ob sie überhaupt recht hatte.
    Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte ich damit, meine nächsten Schritte zu überdenken. Je länger ich nachdachte, je mehr kehrte mein Selbstbewusstsein zurück. Wenn ich ihm nicht direkt gegenüberstand, fühlte ich mich total selbstsicher. Außerdem wusste ich jetzt, dass er sich wirklich bemüht hatte, mich zu treffen und meiner Mutter dieses völlig übertriebene Angebot zu machen. Jetzt war ich an der Reihe.
    Ich saß auf dem Bett und ließ den Blick durch mein Zimmer schweifen, während mein Hirn

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