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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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angelogen.«
    Das war’s dann. Ich hatte genug davon, mich im Kreis zu drehen, und so niedlich er auch war, langsam reichte es mir.
    »Okay, ich geh jetzt«, sagte ich und setzte mich in Bewegung. Eigentlich wollte ich gar nicht weg, aber ich war völlig durcheinander. Bei meinem Wagen angekommen, drehte ich mich zu ihm um. Er hatte sich nicht einen Zentimeter bewegt und blickte nach wie vor in die Ferne. In Filmen funktionierte die Drohung mit dem Weggehen immer. Oder etwa nicht? Jemand war wütend und tat so, als würde er sich zum Gehen wenden, woraufhin die andere Person folgsam nachgab. Es war jedoch sonnenklar, dass Wes nicht nachgeben würde.
    Ich schimpfte leise vor mich hin, schluckte ein bisschen Stolz hinunter, atmete tief durch und ging zurück zu seinem Wagen. Diesmal blieb ich direkt vor ihm stehen.
    »Darf ich es dir wenigstens zurückzahlen?«, fragte ich und verschränkte energisch die Arme.
    »Nein.«
    »Du musst es mich zurückzahlen lassen. Bitte.«
    »Ich will dein Geld nicht.«
    »Du bist unmöglich.«
    »Nur wenn es um dich geht«, sagte er mit einem kleinen Lachen.
    »Was kann ich denn dann tun? Ich kann doch nicht einfach nichts tun«, sagte ich und stützte die Hände in die Hüften.
    »Zunächst mal könntest du nach Hause fahren und damit aufhören, dich nachts allein an dunklen Orten rumzutreiben.« Er zog die schwarzen Augenbrauen hoch und wartete auf meine Antwort.
    Einige Minuten standen wir da und starrten uns an, regungslos und schweigend. Es war ziemlich offensichtlich, dass wir beide versuchten, aus dem anderen schlau zu werden. Ich zumindest tat das, aber es klappte nicht. Während ich rätselte, was er dachte, reichten meine Gefühle und Gedanken von totalem Frust bis zu der Überlegung, wie es wohl sein würde, wenn er mich an sich ziehen und küssen würde. Das war so klischeehaft, dass mir allein beim Gedanken daran die Röte ins Gesicht schoss. Ich hatte keine Ahnung, was genau zwischen uns lief, aber was es auch war, es gefiel mir. Ich wollte nicht, dass diese Zeit mit ihm zu Ende ging, und ich wusste, dass ich nicht mehr auf E-Mails oder auf eine zufällige Begegnung auf dem Campus-Parkplatz warten wollte.
    »Und was jetzt?«, fragte ich, auf eine Lösung hoffend.
    »Alles, was du willst.«
    »Du lässt mich das Geld für die Reparatur nicht zurückzahlen. War es das jetzt oder sehe ich dich wieder?«
    »Was möchtest du?«, fragte er schulterzuckend und spielte mir den Ball zurück.
    In meinem ganzen Leben war ich noch nie so schüchtern und so verzweifelt gewesen. Ich wollte einfach nur weg von hier, aber wenn ich seine Frage nicht ehrlich beantwortete, war klar, dass ich die nächsten Tage in meinem Zimmer sitzen und grübeln würde, wann und ob wir uns wiedersehen würden.
    Ich blickte auf den Boden zwischen unseren Füßen. »Ich möchte dich wiedersehen.«
    »In Ordnung.« Er war viel lockerer als ich und wandte sich beiläufig zum Gehen.
    »Wie kann ich dich erreichen?«, fragte ich etwas zu schnell.
    »Hast du ein Handy?«
    »Ja.«
    »Gibst du mir deine Nummer?«
    Ich blickte auf seine leeren Hände. »Hast du einen Stift?«
    »Ich behalte sie«, sagte er ruhig und machte keine Anstalten, nach einem Stift zu suchen. Ich wusste nicht, ob er mich loswerden wollte oder nur so gleichgültig tat, aber ich wollte auch nicht zu aufdringlich wirken. Sollte er sich nicht melden wollen, war es ohnehin egal, ob ich sie aufschrieb oder nicht, also sagte ich sie ihm.
    »Ich rufe dich an.« Er nickte und schien sehr zufrieden zu sein. »Wir sollten nach Hause fahren«, sagte er und schob seine Hände in die Jackentaschen.
    »Ist dir in der Jacke nicht warm?«, fragte ich neugierig.
    »Überhaupt nicht. Ich friere nicht gern. Wir sehen uns.«
    Er stieg zuerst in sein Auto, wartete aber, bis ich ebenfalls eingestiegen war, und fuhr dann in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Auf dem Nachhauseweg trug ich ein Dauergrinsen im Gesicht. Es gab immer noch so viel, was ich nicht wusste, aber es schien, als würde ich endlich genug Zeit haben, alles herauszufinden. Allerdings überlegte ich immer noch, wie ich die Reparatur meines Wagens bezahlen könnte. Es würde nicht einfach sein, ihn zu überreden, das Geld anzunehmen, ich war mir sogar ziemlich sicher, dass er es ablehnen würde. Aber ich musste es zumindest versuchen. Bis dahin musste ich damit leben, dass er mir etwas voraushatte. Bei dem Gedanken lächelte ich und drehte die Heizung hoch. Es war tatsächlich ein bisschen

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