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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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Bücher in die Hand, um den Preis einzugeben. Außerdem war ich neugierig, was ihn interessierte. Das eine war ein Science-Fiction-Roman mit dem Titel »Isolation«, das andere hieß »An Old Soul«. Beide Bücher überraschten mich, doch es war das zweite, das ich fragend hochhielt.
    »Worum geht’s da?«
    Er dachte einige Sekunden nach, bevor er antwortete. »Um Menschen, die sich an ein früheres Leben erinnern.«
    »Interessant«, antwortete ich und drückte auf die Endsumme. »Das macht fünf Dollar fünfundzwanzig.« Er reichte mir einen Zehn-Dollar-Schein.
    »Findest du?«
    »Sicher.« Ich fand es cool, dass er anscheinend kein so oberflächlicher Typ war.
    Als er die Bücher unter den Arm klemmte, fiel mir ein, dass ich sie weder eingepackt noch ihm das Wechselgeld zurückgegeben hatte. Während ich verzweifelt versuchte, mein Gehirn auf Konzentrationsmodus zu schalten, entwickelte sich mein anspruchsloser Job auf einmal zu einer extrem schwierigen Herausforderung. Was zum Teufel mache ich hier eigentlich? Die Kasse betätigen und ihn anstarren? Wie schwer kann das sein? Gib den Preis ein, und pack die Bücher in eine Tüte, ganz einfach . Es schien ihn zu amüsieren, dass ich plötzlich nicht in der Lage war, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Er grinste, als ich ihm das Wechselgeld reichte. »Wir sehen uns später«, sagte er, und ich hätte schwören können, dass er dabei leise lachte.
    Gegen Viertel nach sieben war ich zu Hause und ging als Erstes unter die Dusche. In der Buchhandlung roch es nach alten Büchern, aber ich wollte auf keinen Fall nach muffiger Vanille riechen und wusch mir deshalb vorsichtshalber auch noch die Haare.
    Klamottenmäßig entschied ich mich für Jeans und eine weiße Bauernbluse. Weil sie ein bisschen durchsichtig war, trug ich darunter ein Tanktop. Als ich mich im Spiegel betrachtete, stellte ich fest, dass ein bisschen Farbe fehlte. Nach einem prüfenden Blick auf meine Handtaschen-Sammlung entschied ich mich für die mit den lebhaftesten Farben. Es war meine klassische bunte Schultertasche aus den 1960ern. Sie passte perfekt zu meinem einfarbigen Oberteil.
    Kurz vor acht ging ich hinunter ins Wohnzimmer und wartete. Meine Mutter saß auf dem Sofa und sah mich an. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und wippte mit einem Fuß hin und her. Sie war noch nervöser als ich. Ich wollte sie gerade auffordern, sich zu entspannen, da klingelte es an der Tür.
    So locker ich konnte, ging ich in die Diele, doch als ich die Tür öffnete, schlug mir das Herz bis zum Hals. Kaum sah ich ihn, begann ich spontan zu lächeln, was er erwiderte. Doch entging mir nicht der schnelle Blick, mit dem er mich musterte.
    »Du siehst gut aus«, sagte er verlegen. Vielleicht täuschte ich mich, aber ich hatte den Eindruck, dass auch er ein bisschen nervös war.
    »Danke. Komm rein. Ich möchte dich kurz meiner Mutter vorstellen.«
    Wes nickte und trat ein. Er trug dunkle Jeans und eine sehr schicke schwarze Jacke mit Reißverschluss; am Hals lugte ein himmelblauer Pullover mit hohem Kragen hervor, der ihm super stand. Es gab keinen Zweifel, er war ein Modeltyp und strengte sich dafür nicht einmal an. Alles in seinem Gesicht passte auf eine ideale Weise zusammen, selbst das hinreißende Lächeln, mit dem er mich jetzt ansah, folgte den natürlichen Konturen.
    Ich griff spontan nach seiner Hand und führte ihn ins Wohnzimmer. Die Handfläche fühlte sich so kühl an, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ich fragte mich, wie kalt es draußen wohl war.
    Als wir ins Wohnzimmer kamen, war meine Mutter schon vom Sofa aufgestanden.
    »Mama, das ist Wes. Wes, das ist meine Mutter Gayle.« So verlangte es die Höflichkeit, doch ob das tatsächlich meine Worte gewesen waren, weiß ich nicht mehr.
    »Hallo, Wes. Schön, dich endlich kennenzulernen«, sagte sie und bedeutete ihm, sich zu setzen. Ich hoffte nur, dass es nicht zu lange dauern würde. »Sophie hat mir erzählt, dass ihr euch kennengelernt habt, weil sie gegen deinen Wagen gefahren ist.« Das war keine Frage, aber Wes griff das Stichwort auf.
    »Ja, das ist sie. Er hat aber nicht viel abgekommen, es war also nicht schlimm.«
    »Nun, ich finde es schrecklich nett von dir, den Schaden an beiden Autos zu übernehmen. Was machen denn deine Eltern?« Der Blick, den ich ihr zuwarf, hätte kochendes Wasser zum Gefrieren bringen können. Ich konnte kaum glauben, dass sie wirklich diese Frage gestellt hatte, und hätte sie am liebsten

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