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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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ihn mal sehen?«, fragte ich, um abzulenken.
    »Natürlich.« Er drückte die Tür mit der Schulter auf und ließ mich vorgehen.
    Und dann stand ich vor einem Schwimmbecken mit Wettkampfmaßen. »Machst du Witze? Wofür ist das denn?«
    »Ich schwimme gern, es entspannt mich«, antwortete er unschuldig.
    »Okay, das kann ich nachvollziehen. Aber wir sind hier in Kalifornien. Die meisten Leute haben ihren Pool im Garten.«
    »Hier kann ich das ganze Jahr über schwimmen.«
    »Verstehe.« Das klang logisch. Ich schlüpfte aus meinen Flipflops und tauchte einen Fuß ins Wasser. »Huch, ist das warm. Richtig warm«, stellte ich fest. Um genau zu sein, war es in dem ganzen Raum ziemlich heiß. Oder vielleicht lag das auch an mir, weil ich mir gerade Wes in Badehosen vorstellte. »Okay, von mir aus können wir gehen.«
    Wir schafften es letztlich doch nicht bis in die oberen Etagen, aber ich sah genug von dem Haus, um zu bemerken, dass es nirgends auch nur ein Foto gab. Wir hatten zu Hause überall Fotos, mein Zimmer war tapeziert mit Aufnahmen von Städten, in denen wir gewohnt hatten, mit Bildern von mir und Kerry und Motiven, die ich mit meiner neuen Kamera aufgenommen hatte. Fotos erzählen Geschichten und bringen Leben in Räume.
    »Du hast keine Fotos«, sprach ich meinen Gedanken laut aus.
    Er blickte sich um, als schien er diese Feststellung überprüfen zu wollen. »Nein, eigentlich nicht.«
    Ich fand es ziemlich seltsam, dass es so gar keine Erinnerungen an seine Familie oder ihm nahestehende Menschen gab. Das ließ den Raum irgendwie einsam erscheinen. »Du besitzt keine Fotos von deiner Familie oder von Freunden?«, fragte ich. »Oder von Orten, an denen du gewesen bist?«
    »Nein, für mich sind Fotos nicht unbedingt mit schönen Erinnerungen verbunden.«
    Während ich über diese Bemerkung nachdachte, sah ich mich um, und mir fiel auf, dass, abgesehen von den beiden uralten Spielen im Keller, alles neu war. Irgendwie wirkte das hier nicht wie ein Zuhause, sondern eher wie ein Ferienhaus, in dem man einen Urlaub verbringt. »Alles ist so neu. Bist du sicher, dass du hier wohnst?«, fragte ich halb scherzhaft, halb im Ernst.
    Wes lachte wieder. »Ja, ich bin ganz sicher.«
    »Na gut, dann musst du mir jetzt zeigen, was dieses Haus zu deinem Haus macht.«
    Er war verwirrt. »Was meinst du damit?«
    »Nun ja, ich weiß nicht sehr viel von dir, und ich hatte eigentlich gehofft, dass mir dein Haus einige Hinweise geben würde. Aber alles ist so neu und sieht aus, als hätte es noch nie jemand angefasst, von den Spielen mal abgesehen. Aber da du nicht den ganzen Tag spielen kannst, möchte ich wissen, was du hier sonst noch so treibst.«
    Er sah mich prüfend an. Ich hoffte, dass meine Bitte nicht zu aufdringlich geklungen hatte, aber ich wollte ihn so gerne verstehen, doch bis jetzt gab er mir bloß immer neue Rätsel auf. Keine Fotos, allein in diesem riesigen Haus. Viel Persönlichkeit war da nicht zu erkennen. »Also gut«, sagte er. »Ich zeige dir, was mir gefällt.«
    »Prima.«
    Er führte mich in den Wohnraum, wo ich mich auf das Sofa setzte. »Okay, du weißt bereits, dass ich gerne Autorennen fahre, aber wenn ich zu Hause bin, dann lese ich oft oder gucke Fernsehen.« Er drückte auf eine Fernbedienung. Hinter dem Kamin fuhr ein Flachbildschirm hoch. »Ich schaue viel Sport«, sagte er und zappte durch die Sportkanäle. »Und den Discovery Channel.« Es ging voran, aber ich blieb still sitzen und wartete ab, was er als Zeichen dafür nahm, dass ich noch nicht zufriedengestellt war. »Und ich mag Musik.« Er öffnete mehrere große Türen an eingebauten Regalwänden, in denen Hunderte Schallplatten standen. Richtige Schallplatten, für die man einen Schallplattenspieler brauchte.
    »Hast du schon mal etwas von einem iPod gehört?«, fragte ich spöttisch.
    »Ja, ich habe einen.« Er lächelte.
    »Was noch?«, fragte ich. Er dachte eine Sekunde nach und ging dann in Richtung Küche.
    »Komm«, sagte er. »Ich zeige dir, was ich gerne esse.« Ich musste lachen. Die Situation war grotesk, aber ich war wirklich neugierig. Ich wollte alles über ihn wissen.
    Er öffnete die Schränke und den Kühlschrank, um mir seine Lieblingsgerichte zu zeigen. Es gab literweise Mineralwasser und ganz viel Müsli. Der Gefrierschrank war vollgepackt mit Hähnchen und Steaks, und im Kühlschrank befand sich eine Auswahl von frischem Obst und Gemüse. Er griff nach einem rohen Stück Brokkoli und biss hinein.
    »Bäh«, sagte

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