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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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könnte man sagen.«
    Ich erinnerte mich dunkel, dass er das schon einmal erwähnt hatte, aber damit hatte ich trotzdem noch nicht die Antworten, die ich wollte. Welches Fachgebiet? Hatte er auch Geld geerbt? Ich hatte so viele Fragen, wollte aber nicht unhöflich sein und begnügte mich mit etwas Einfachem.
    »Wie hieß er?«, fragte ich, doch weil ich dabei intensiv den Wagen betrachtete, klang es eher beiläufig. Mir fiel auf, dass Wes über die Antwort nachzudenken schien.
    »Sein Name war Oliver Thomas.«
    »Oh«, sagte ich und gab mich vorerst zufrieden. »Und was ist das?« Um ihn abzulenken, deutete ich auf den letzten Wagen. Sein Blick wanderte dorthin und wieder zurück zu mir. Schließlich ging er zu dem Auto, hielt jedoch einen Moment inne, ehe er die Hülle zurückzog. Als sie von der Motorhaube glitt, wusste ich sofort Bescheid. Es war ein schwarzer Mustang.
    »Irre, ist der cool«, sagte ich. »Welcher Jahrgang?«
    »1963.« Ich starrte den Wagen an, und vor meinem geistigen Auge sah ich Wes den Mustang fahren.
    Ich öffnete ungefragt die Tür, um mich hineinzusetzen, aber Wes packte mich am Arm. Erstaunt sah ich ihn an.
    »Sorry«, sagte er und ließ mich los. »Der hier hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Bitte steig nicht ein.« Er wirkte nervös und unruhig.
    »Klar, kein Problem«, sagte ich und hoffte, dass ich ihn nicht verärgert hatte. Er verhüllte den Wagen wieder und machte dann schweigend das Gleiche mit den anderen beiden. Ich folgte ihm zu dem letzten Fahrzeug.
    »Diese Autos sind toll. Du hast da eine echt nette Sammlung. Es tut mir leid, wenn …«
    »Danke«, unterbrach er mich. »Und du musst dich nicht entschuldigen. Ich wollte dich nicht so anfahren.« Mit höchster Konzentration deckte er den Wagen ab. Dabei war sein Gesichtsausdruck völlig verschlossen.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass er es bereute, mir die Oldtimer überhaupt gezeigt zu haben, und dennoch fand er einen Weg, sich zu entschuldigen. Ich fühlte mich jämmerlich. Solche Fahrzeuge kosteten ein Vermögen, und ich hatte mit schmutzigen Schuhen einfach so einsteigen wollen. Ich verdrehte die Augen angesichts meiner Blödheit und wollte mich noch einmal entschuldigen, aber Wes kam mir zuvor.
    »Sophie«, sagte er und baute sich vor mir auf. »Du musst dich für gar nichts entschuldigen, wirklich.« Er hielt inne und schaute weg, wie um nach den richtigen Worten zu suchen. »Es ist nur … Ich habe diese Wagen noch nie jemandem gezeigt und bin nicht sicher, ob ich ihre Geschichten schon erzählen möchte.« Als unsere Blicke sich wieder trafen, sah ich die Wärme in seinen Augen und nickte verständnisvoll.
    »Kein Problem«, erwiderte ich.
    Er lächelte und hielt mir als Friedensangebot die Hand hin. Ich nahm sie, ohne zu zögern, und er führte mich zurück ins Haus. Es war ein eigenartiges Gefühl, diese Garage zu verlassen, die irgendwie geschichtsträchtig zu sein schien. Es war ähnlich wie in der Buchhandlung, nur viel, viel intensiver. Während es dort um mehr oder weniger unbedeutendes Papier aus früheren Zeiten ging, waren dies hier monumentale Erbstücke mit einer unbeschreiblichen Aura. Ich warf einen letzten Blick zurück und überlegte, was die Wagen wohl für interessante Geschichten zu erzählen hatten.
    Wir verließen das Haus und machten auf dem Nachhauseweg in einem kleinen Imbiss halt. Er befand sich direkt neben der Hauptstraße, und ich hatte ihn schon viele Male bemerkt, aber noch nie dort gegessen. Wir suchten uns einen Platz am Fenster, um den tollen Blick zu genießen. Wes bot an, für uns beide zu bestellen, sodass ich einen Moment für mich allein hatte. Ich versuchte, mein ungeschicktes Benehmen von vorhin zu vergessen, und als er mit dem Essen kam, ging es mir wieder besser. Allerdings traute ich mich nicht so richtig, weitere Fragen zu stellen, weil ich den Bogen bereits einmal überspannt hatte. Glücklicherweise übernahm er die Initiative, kaum dass er sich hingesetzt hatte.
    »Warum hast du eigentlich den Job bei Healey’s angenommen?«, fragte er und biss in sein Sandwich. Ich musste lächeln.
    »Weil ich das Geld brauche, um zwei Autos zu reparieren, in die ich Beulen gefahren habe. Schon vergessen?«
    Er grinste. »Nein, natürlich nicht. Aber ich meine, warum ausgerechnet Healey’s?«
    Das war eine gute Frage. Die meisten Teenager würden vermutlich nicht in einer Secondhand-Buchhandlung arbeiten wollen, weil das nicht cool war. Dawns schien genügend soziale Kontakte

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