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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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versessen, euch zu schnappen.« Sie schnitt eine Grimasse, die offenbar eine Art Bedauern ausdrücken sollte. »Ich sag’s ja nur.« Mit diesen Worten zog sie endgültig ab.
    Ich seufzte abgrundtief. Sebastiano hatte bereits angefangen zu packen.
    »Worauf wartest du?«, fragte er.
    Am Boden zerstört, setzte ich Sisyphus in das Hundekörbchen, dann schnappte ich mir meine Reisetasche und begann, meine Sachen hineinzustopfen.
    »Wohin gehen wir jetzt?«, wollte ich wissen.
    »Die Frage ist nicht, wohin wir gehen, sondern wie schnell wir weg sind.« Mit entschlossenem Schwung warf Sebastiano sich den Umhang über, stieg in die Stiefel und schnallte sich den Messergurt um die Hüften. »Wahrscheinlich bleibt uns weniger als eine halbe Stunde.«
    »Ich glaube, wir haben etwas mehr Zeit, denn der Typ holt sicher erst Verstärkung.«
    »Natürlich macht er das. Aber nicht persönlich. Er hat garantiert einen Laufburschen losgeschickt, und er selber lungert irgendwo unten rum und behält das Haus im Auge. Das bedeutet, dass wir im Moment nur einen Gegner haben, aber bestimmt nicht mehr lange.«
    Ich schluckte die aufkeimende Angst hinunter und beeilte mich mit dem Packen.
    Sebastiano setzte sich seinen Hut auf, zog ihn tief in die Stirn und hängte sich den Reisesack über die Schulter. Dann streckte er die Hand aus. Ich ergriff sie und spürte, dass er weit weniger zuversichtlich war, als er sich gab – seine Finger zitterten ein bisschen. Nicht so schlimm wie meine, aber doch so, dass man es merkte. Doch wenigstens waren sie warm, während meine kalt wie Eiszapfen waren.
    Er zog mich fest an sich. »Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?«
    »Ja, gleich nach dem Aufwachen.«
    »Höchste Zeit, es zu wiederholen. Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    In den letzten Tagen sagten wir es uns öfter. Der Grund dafür lag auf der Hand – jeder von uns beiden fürchtete, vielleicht bald keine Gelegenheit mehr für diese Worte zu haben. Die Sorge, entdeckt zu werden, war unser ständiger Begleiter. Der Druck, unter dem wir lebten, hatte uns mehr denn je zusammengeschweißt.
    »Anna«, murmelte Sebastiano, und dann küsste er mich. Mein Herz flog ihm entgegen. Der Kuss war sanft und trotzdem so intensiv, dass ich fast geweint hätte vor lauter Liebe. Und vor Angst, ihn zu verlieren.
    Er räusperte sich neben meinem Ohr. »Wenn wir aus dieser ganzen Nummer lebend rauskommen, sollten wir heiraten.«
    Ich hielt die Luft an. Hatte ich das gerade richtig verstanden?
    Er drückte mich fester an sich. »Ich weiß, es ist nicht gerade romantisch hier. Die Flöhe und der Dreck und der Gestank – wirklich passend ist die Umgebung nicht. Eigentlich hatte ich es mir anders vorgestellt. Bei Kerzenlicht und Champagner. Mit einem Ring.«
    »Ja«, sagte ich.
    Er schob mich ein Stück von sich weg und sah mir ins Gesicht. »Ja, was?«, wollte er leicht verunsichert wissen.
    »Ja, ich will!« Ich lachte und weinte gleichzeitig. »Ich will dich heiraten. So schnell wie möglich. Auch ohne Champagner und Verlobungsring.«
    Wir küssten uns erneut, und auf einmal war es irgendwie heller im Zimmer, so, als wäre plötzlich der graue Regenhimmel aufgerissen und ein Sonnenstrahl ins Zimmer gefallen. Die Strapazen der letzten Wochen, die stinkende Unterkunft, die miserablen hygienischen Verhältnisse, das eintönige, angespannte Warten – all das war mit einem Schlag vergessen.
    Ohne uns von Molly zu verabschieden, gingen wir durch das miefige Treppenhaus nach unten. Ich trug das Hundekörbchen. Sebastiano hatte unser Gepäck geschultert, doch gleichzeitig hielt er den Knauf seines Messers umfasst. Er ging voran, wachsam nach allen Seiten lauschend.
    Wieder mal liefen wir Hals über Kopf davon, ohne den Hauch einer Ahnung, wo wir uns verstecken sollten. Wir konnten keinen von den Leuten um Hilfe bitten, die Fitzjohn kannte, denn wir waren davon überzeugt, dass er sie allesamt überwachen ließ und im Fall des Falles nicht zögern würde, jeden auszuschalten, der uns aufnahm.
    Wir verließen das Haus durch die Hintertür. Draußen war es neblig, die trübe Suppe war mindestens so dick wie am Tag des Duells. Schmutzigweiße Schwaden wallten um die schäbigen Backsteinhäuser, man konnte kaum zehn Meter weit sehen. Sebastiano ging voraus, und ich folgte ihm dichtauf. Wir beschleunigten unsere Schritte, bis wir beinahe rannten. Gleich an der ersten Straßenecke tauchten zwei dunkle Gestalten aus dem Nebel auf. Ich zuckte entsetzt

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