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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Körper in eine Art Eieruhr und drückte massiv den Busen nach oben. Sebastiano hatte gemeint, so was sollte ich ruhig öfter tragen, aber den Gefallen würde ich ihm garantiert nicht tun, denn ich konnte in dem Ding nicht richtig atmen.
    Ich packte es zusammen mit der anderen Wäsche zurück in den Schrank und fragte mich, wer diese Lady Winterbottom wohl sein mochte. Jedenfalls besaß sie einen guten Geschmack und war äußerst modebewusst, doch bei der Auswahl der Kleidung hatte sie eher Wert auf stylisches Design gelegt als auf Strapazierfähigkeit und bequemen Sitz.
    Als ich auf den Gang hinaustrat, lauschte ich kurz. Von unten waren Geräusche zu hören – anscheinend machte Mrs Fitzjohn oder sonst wer gerade Frühstück. Und wahrscheinlich hatten die Leute, die tagsüber zum Arbeiten ins Haus kamen, schon den Dienst angetreten. Das Haus war riesig, nach meiner Schätzung hatten wir bisher nicht mal ein Viertel davon gesehen.
    Leise und ohne anzuklopfen drückte ich die Tür zu Sebastianos Schlafzimmer auf, doch er war nicht da. Auch in dem Badekabuff war niemand. Zu meinem Erstaunen stand ein großer Krug mit warmem Wasser auf dem Waschtisch, und ein paar Handtücher lagen ebenfalls bereit. Es gab sogar einen Becher mit einer frischen Zahnbürste, ein cooles altertümliches Teil mit einem Griff aus Elfenbein und einer dazu passenden kleinen Dose mit Zahnpulver. Mit etwas Wasser ließ sich daraus eine halbwegs brauchbare Zahnpasta fabrizieren, auch wenn das Zeug eher nach Kreide als nach Colgate schmeckte.
    Eilig machte ich mich frisch, dann ging ich zurück in mein Zimmer und zog mir das erstbeste Tageskleid an, das mir in die Hände fiel, ein Ton in Ton getüpfeltes, himmelblaues Hängerchen, bei dem der Ausschnitt von einem sittsamen Spitzeneinsatz bedeckt wurde. Leider sah es aus wie ein Nachthemd, aber das taten diese dünnen, direkt unter dem Busen taillierten Kleider im Empirestil im Grunde alle.
    Mit einem Kamm vom Schminktisch glättete ich mir die lange Mähne und machte mir die übliche Frisur, mit der ich bisher noch durch alle möglichen Epochen gekommen war – einen fest geflochtenen Nackenzopf, den ich mit einem der Rüschenbänder zusammenband, von denen mehrere herumlagen. Sie waren eigentlich dafür gedacht, dass man sie als Schmuck um den Hals trug, aber ich fand, dass sie im Haar viel netter aussahen.
    Als ich nach unten ging, ertönten acht Glockenschläge, womit die Frage nach der Uhrzeit auch geklärt war. Eine ganz normale Zeit, um den Tag zu beginnen.
    In der Halle begegnete mir Mr Fitzjohn.
    Er blieb stehen und verneigte sich auf seine würdevolle Art. Sein Gesicht wirkte bei Tageslicht genauso melancholisch wie in der Nacht, aber sein Haar war nicht so schwarz, wie ich angenommen hatte, sondern wies einen leichten Graustich auf. Er trug ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble aus einer dunklen Jacke, einer gestreiften Weste und Kniehosen.
    »Guten Morgen, Mylady.«
    Ich nickte hoheitsvoll, denn eine reiche Sklavenhalterin von den Antillen quatschte nicht lange mit dem Personal rum. Als Erbin von Rainbow Falls (ich hatte mir überlegt, dass das ein prima Name für eine Zuckerrohrplantage auf Barbados war) hatte ich natürlich von klein auf ständig Dienstboten um mich gehabt, die ganzen Feldsklaven gar nicht erst mitgezählt. Sebastiano hatte mir noch in der Nacht eingeschärft, mich bloß nicht zu kumpelhaft aufzuführen, obwohl mir das leicht übertrieben erschien. Und außerdem unhöflich. Abgesehen davon, dass es sehr schwer einzuhalten war, wie ich gleich darauf feststellte.
    »Ich hoffe, Sie haben wohl geruht«, sagte Mr Fitzjohn freundlich.
    »Danke«, platzte ich heraus. »Ich habe wunderbar geschlafen. Das Bett ist traumhaft weich.«
    In Mr Fitzjohns rechtem Mundwinkel schien es ganz kurz zu zucken, doch davon abgesehen zeigte seine Miene keine Regung. »Das freut mich außerordentlich, Mylady. Seine Lordschaft ist übrigens zeitig aufgestanden und schon im Frühstückszimmer. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Das tat ich gern, denn es roch verführerisch nach frischem Kaffee.
    Das Frühstückszimmer war mit schweren, dunklen Möbeln im Kolonialstil eingerichtet. In der Mitte des Raums stand ein Tisch, an dem locker zehn Leute Platz gefunden hätten. Sebastiano saß einsam am Kopfende hinter einer aufgeklappten Zeitung. Als ich hereinkam, legte er sie beiseite und erhob sich.
    »Da bist du ja. Hast du gut geschlafen?« Er rückte mir galant den Stuhl zurecht. Ich

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