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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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stöhnte auf, ließ mich aber nicht los. Die nächste Maßnahme wäre gewesen, ihm den Ellbogen zwischen die Rippen zu donnern, doch er hielt mit unerbittlichem Griff meine Arme umklammert. Wenn es hart auf hart kam, waren Männer leider viel stärker als Frauen. Ich hieb mit dem Hinterkopf gegen sein Kinn, aber anscheinend kannte er auch diesen Trick, denn ich erwischte ihn nicht.
    Dann zielte er auf Sebastiano und drückte ab.
    »Nein!« Mein Aufschrei fiel mit dem Klicken zusammen, das vom Abzug der Pistole kam. Das Zündpulver musste im Gras nass geworden sein. Fluchend warf Reginald die Pistole weg und wollte sich nach der anderen bücken, doch mittlerweile war Sebastiano nah genug herangekommen; er streckte den unverletzten Arm aus und schnappte sich die zweite von Georges Duellpistolen, ehe Reginald danach greifen konnte. Dann rollte er sich blitzartig auf den Rücken, spannte den Hahn und nahm Reginald ins Visier.
    Der kapierte sofort, dass er verloren hatte und trat den Rückzug an. Aber er hatte mich immer noch im Schwitzkasten und zerrte mich mit sich, sodass er hinter mir in Deckung bleiben konnte. Nachdem er mich ungefähr ein Dutzend Meter weit durchs Gelände geschleift hatte, stieß er mich hart gegen einen Baum und knallte dabei meinen Kopf gegen den Stamm.
    »Du Miststück, das wirst du büßen«, sagte er wütend. Er schlug mir brutal in den Magen und fing dann an, mich zu würgen. Mir blieb die Luft weg, gleichzeitig war ich aufgeputscht von Adrenalin und Todesangst und wehrte mich aus Leibeskräften gegen seinen Angriff. Ohne zu zögern verpasste ich ihm einen Fausthieb gegen die Nase, blitzartig und schräg von unten herauf, genauso, wie es uns in dem Kurs in der Schule gezeigt worden war. Ich wurde mit einem befriedigenden Knacken belohnt. Anschließend wäre der Kniestoß in die sensiblen männlichen Teile drangekommen, doch im nächsten Moment ertönte Hufschlag. Zwei Reiter tauchten auf dem nahe gelegenen Weg auf, und Reginald zog es vor, das Feld zu räumen, bevor sie auf uns aufmerksam werden konnten. Innerhalb weniger Augenblicke war er im dichten Nebel verschwunden.

    »Ich finde, es sieht schon viel besser aus«, sagte ich. Dabei musste ich mir Mühe geben, meine Stimme sachlich klingen zu lassen und nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen. Obwohl es diesmal Tränen der Erleichterung gewesen wären, ganz im Gegensatz zu meinen Heulanfällen in den ersten Tagen nach dem niederträchtigen Mordanschlag. Da hatte ich die meiste Zeit nur dagesessen und um Sebastianos Leben gezittert, denn anfangs hatte es ziemlich schlecht für ihn ausgesehen. Der Arzt hatte sein Bestes getan, aber obwohl er alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet hatte, zu denen ich ihn gezwungen hatte, hatten wir beide nicht verhindern können, dass die Verletzung anfing zu eitern und das Fieber in Sebastianos Körper wütete. Zum Glück lag das jetzt hinter ihm.
    »Die Entzündung ist abgeklungen«, stimmte der Arzt mir zu. Er hieß Doktor Stanhope, war ein schnurrbärtiger Herr um die fünfzig und galt als einer der besten Chirurgen Londons. Tatsächlich hatte er seine Sache richtig gut gemacht, jedenfalls war das meine Meinung, denn er hatte die Kugel fachmännisch herausoperiert und die Wunde schön glatt vernäht. Die Narbe würde später einmal nicht allzu schlimm aussehen, jedenfalls nicht schlimmer als die anderen, die Sebastiano schon aus seinen diversen Zeitwächter-Einsätzen mit nach Hause gebracht hatte. Die Einschussstelle befand sich ganz dicht neben jener, die er von unserem Einsatz in Paris im vorletzten Jahr davongetragen hatte.
    »Es heilt sehr gut«, befand Dr. Stanhope, während er die Hand ausstreckte, um die Wunde an Sebastianos Schulter zu betasten. Ich schlug ihm reflexartig auf die Finger.
    »Nicht ohne Schnaps«, fauchte ich ihn an.
    Sebastiano grinste. Der Arzt machte ein gekränktes Gesicht. Ich hatte es schon wieder gewagt, seine fachliche Kompetenz infrage zu stellen. Doch weil er für Sebastianos Behandlung eine Menge Geld einsackte, nahm er Rücksicht auf meine exzentrischen Anwandlungen und bemühte sich sogar um ein verständnisvolles Lächeln, als ich ihm eine Ladung Gin über die Hände schüttete. Ähnlich akribisch hatte ich von Anfang an die Anwendung aller Instrumente sowie des Verbands- und Nahtmaterials überwacht. Alles, was mit der Wunde in Berührung kam, hatte ich eigenhändig desinfiziert. Die Leinenbinden und Mulltupfer hatte ich ausgekocht und heiß gebügelt, und jeder, der

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