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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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erhobener Hand ab. »Philippe nimmt großen Anteil an meinem Leben, weißt du. Er ist ein sehr treuer Besucher des Theaters. Ich glaube, er verehrt mich. Er würde nicht verstehen, dass ich solche Dinge tue und mich sogar gut dabei fühle.«
    Also hatte sie ihm das Märchen mit der Inquisition aufgetischt, damit sie bei der ganzen Nummer wie das arme Opfer aussah. Das fand ich ziemlich unfair und sagte es ihr.
    »Philippe könnte dadurch in ernste Schwierigkeiten kommen«, erklärte ich. »Er hat sich schon mit deinem Mann deswegen angelegt, ich war selbst dabei. Zu mir hat er gesagt, er würde ihn töten, wenn er ihn irgendwo allein erwischt. Ich glaube, er will sich mit ihm duellieren.«
    »Oh. Wirklich? Was für ein zauberhaft jugendliches Ungestüm! Er ist ja so ein süßer Junge!«
    Mit Schwung erhob sie sich aus dem Zuber. Das Badewasser platschte dabei nach allen Seiten, auch auf mich. Aber das spielte keine Rolle, ich musste das stinkende, fleckenübersäte Zeug sowieso ausziehen. Ich beschloss, keine Zeit zu verlieren. Während Cécile ihren walkürenhaften, kurvigen Körper mit einem Leinentuch trocken rieb und sich vor dem Spiegel das Haar auskämmte, schlüpfte ich rasch aus meinen Sachen und stieg in den Zuber. Eilig schrubbte ich mich von oben bis unten ab, schmierte mir Seife ins Haar und spülte alles mit dem restlichen Wasser aus dem Kübel ab. Anschließend benutzte ich Céciles feuchtes Handtuch zum Abtrocknen und ihren Kamm zum Entwirren meiner Haare, die ich hinterher der Einfachheit halber wieder zu einem festen, wenn auch nassen Zopf flocht. Nachdem ich frische Sachen aus Esperanzas Sack angezogen hatte, fühlte ich mich wieder menschlich. Allerdings auch sehr, sehr müde. Und dabei hatte ich nur einen halben Tag gearbeitet. Ich fragte mich, wie die hart schuftenden Leute in diesem Jahrhundert es hinkriegten, abends noch wegzugehen. Wahrscheinlich überhaupt nicht.
    »Ich mach mich dann mal auf den Weg«, sagte ich erschöpft.
    »Viel Spaß, Schätzchen! Oh … Warte!« Cécile, die auf dem Schemel vor ihrem Schminktisch hockte und sich gerade mithilfe von Khol, Rouge und weißem Puder in eine aufregende Theaterschönheit verwandelte, drehte sich zu mir um. »Du hast ja die Überraschung noch gar nicht gesehen. Schau mal, was unter meinem Bett ist. Hat Philippe für dich hergebracht, der gute Junge.«
    Ich bückte mich und zog die Überraschung hervor – eine Art Rollbett, nur ohne Rollen und mit einer Matratze, die ziemlich dünn, aber dafür sauber war.
    »Probier es mal aus«, forderte Cécile mich auf. »Ich finde, es ist bequemer, als es aussieht.«
    Gehorsam legte ich mich hin und streckte die Beine aus. Ah, das tat so gut! Das Bett war wirklich bequemer, als es aussah. Ich sollte mich ein klein wenig entspannen. Ein paar Minuten blieben mir bestimmt noch. Nur eben für einen Moment ausruhen … Das war der letzte bewusste Gedanke, den ich mit in den Schlaf nahm.

    Als ich wieder zu mir kam, dachte ich einen Augenblick lang, ich sei zu Hause. Gleich würde Papa rufen, dass ich endlich aufstehen solle, weil ich sonst zu spät zur Schule kommen würde. Dann wurde mir bewusst, dass ich gar nicht daheim war, sondern in Paris, und dass meine Schule ein paar hundert Jahre entfernt war.
    Blinzelnd starrte ich nach oben. Cécile stand von Kerzenlicht umflossen neben meinem Bett und blickte wohlwollend auf mich herunter. Im ersten Moment erkannte ich sie kaum wieder. In ihrem rauschenden, anthrazitfarbenen Seidenkleid war sie so groß und so schön wie eine Göttin, mit leuchtend hellblondem Haar und perfekt geschminkten roten Lippen. Das Rouge auf ihren Wangen und die mit Khol geschwärzten Brauen wirkten allerdings definitiv aufgemalt, und ihr Gesicht war viel zu hell gepudert. Doch das war nun mal der Style dieser Zeit. Weiße Haut war im siebzehnten Jahrhundert angesagt, auch wenn es unnatürlich aussah.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich mit krächzender Stimme.
    »Gleich zehn«, sagte sie.
    Erschrocken starrte ich sie an. »Abends?«
    »Sicher. Du hast geschlafen wie ein Engelchen. Ich wollte dich nicht wecken. Außerdem hast du nichts verpasst. Musketieren begegnet man besser nicht im Dunkeln. Diese Kerle mögen charmant sein, aber sie sind auch gewissenlos. Sie sind allesamt nur darauf aus, unschuldige junge Mädchen ins Gebüsch zu ziehen. Du hast was Besseres verdient.«
    Benommen setzte ich mich auf. Das Date am Luxembourg hatte ich damit wohl verpennt.
    »Stattdessen kannst du mich

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